PR Odyssee 01 - Die Kolonisten der Zukunft
blickte Bull von unten herauf an, als hätte er nicht richtig gehört.
Reginald Bull machte eine umfassende Handbewegung, und Augenblicke später wurde der Künstler von Krämpfen geschüttelt. »Ich bin krank«, wimmerte Homphé. »Alles dreht sich; ich halte das nicht mehr aus.« Ein Schwall Wasser klatschte in sein Gesicht; nach Luft ringend, verstummte er.
»Hat der Herr außerdem noch einen Wunsch?« Fran Imith stellte den leeren Becher zurück. »Nein? Dann können wir uns endlich um wirklich Wichtiges kümmern.« Sie bemerkte, dass Reginald Bull sie nachdenklich musterte. Prompt wollte sie zu einer Entschuldigung ansetzen, aber Bully winkte ab. »Du bist mir um Sekunden zuvorgekommen.«
»Nein!« Der heisere Aufschrei ließ alle herumfahren. Der Reporter hatte ihn ausgestoßen. Er war kreidebleich, sein Blick verlor sich in weiter Ferne.
»Was ist los?«
Trebb Wilburn versuchte zu reden, aber seine Stimme versagte. Der Metallkoffer lag geöffnet neben ihm. Ein Hologramm flimmerte über dem aufgeklappten Deckel, doch es zeigte kein Bild, nur das energetische Grundmuster. Der Reporter aktivierte die Wiedergabe.
Zuerst war da nur eine Stimme: »... sie sagen, dass die Nodronen nicht ruhen werden, bevor sie den Ordensturm von Mantagir dem Erdboden gleichgemacht haben. Aber sie wollen uns in Sicherheit bringen. Wir sind neunzehn Personen, was mit den anderen geschehen ist, weiß ich nicht. Trotzdem hoffe ich, dass du noch lebst, Trebb, und dass du meine Aufzeichnung auch empfängst. Ich sende das Material live an dich - es ist besser, wenn wir beide über diese Unterlagen verfügen.« Endlich wurde der Sprecher sichtbar. Sein Gesicht wirkte verzerrt, das Haar hing ihm in wirren Strähnen in die Stirn. Im Hintergrund waren einige andere Menschen zu sehen, aber auch mehrere Tambu. »Einer von uns beiden wird bestimmt durchkommen,
Trebb. Und weißt du, was das bedeutet? Dieses Material wird ein Vermögen wert sein. Eine Milliarde Jahre in der Zukunft - eine Milliarde, Trebb! Wir lassen uns für jedes Jahr einen Galax honorieren.« Er lachte schallend. Aber dieses Lachen war nicht ehrlich, es spiegelte trotz allem Besorgnis wider. »Ich wünsche dir viel Glück. Wir alle werden es brauchen.«
Die Einstellung wechselte. In der Wiedergabe wurde eine lang gestreckte Fensterfront sichtbar. Unschwer war zu erkennen, dass sie sich in einem der »Gabelzinken« des Gebäudes befand. Der Blick reichte zu zwei anderen der schlanken Säulen hinüber und weiter bis an den fernen Horizont. Das Bild wirkte neblig und unscharf.
Für Sekundenbruchteile waren einige der rochenförmigen Raumjäger zu sehen. Glutstrahlen hämmerten in den Schutzschirm, konnten ihn aber nicht durchschlagen. Dann war der Spuk schon wieder vorbei.
»Sie sagen, dass in diesem Sektor die Schirmfelder extrem verstärkt wurden. Es wird den Nodronen schwer fallen, sie zu durchbrechen. Aber offenbar versuchen sie das gar nicht. Hörst du mich, Trebb? Wir schaffen es, davon bin ich überzeugt. Die Nodronen greifen uns hier nicht an, weil sie es gar nicht nötig haben. Sobald der Turm in sich zusammenfällt, erledigt sich für sie das Problem der starken Schutzschirme. Darauf spekulieren die Nodronen, und ihre Rechnung geht auf. Doch bis das geschieht, sind wir alle draußen.«
Die Optik zeigte Gesichter in Großaufnahme. Ängstliche, verschwitzte, in Reglosigkeit erstarrte Grimassen. Dazwischen Cor’-morian, ausdrucksstark mit aufgeplustertem Gefieder und großen Vogelaugen. Jeder, der diese Bilder sah, spürte instinktiv, dass die Tambu wussten, was sie taten. Nicht eine Sekunde lang kamen Zweifel auf. Nur in der Totale schlich sich etwas wie Wehmut ein, vielleicht sogar ein Gefühl hilfloser Resignation.
»Gherdon Cal Stogg ist bei uns. Er beteuert, dass er nicht mit einem so überraschenden Angriff der Nodronen rechnen konnte. Aber er wird uns in Sicherheit bringen. Die Maschinen, die hier in einem abgeriegelten Bereich stehen, sind Neuentwicklungen, Raumgleiter, bei deren Konstruktion auf erschwerte Ortung größter Wert gelegt wurde. Die Piloten fliegen sie mit Mentalkappen. Wenn ich das richtig verstanden habe, eine Art Gedankensteuerung, die blitzschnelle Reaktionen erlaubt.«
Mindestens drei Optiken waren im Einsatz. Das ließen die Überblendungen erkennen. Da waren zum einen die Raumgleiter, imposante keilförmige Konstruktionen mit geschwungener Kantenführung. Es gab keine größeren planen Bauteile. Schon die optische Wiedergabe schien
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