PR Odyssee 02 - Der geheime Krieg
bis knapp unter die gut fünf Meter hohe Decke gefüllt mit einer fluoreszierenden Flüssigkeit.
»Wappnet euch, befristet Aufenthaltsberechtigte«, verkündete die hysterisch kreischende Stimme, »für die Begegnung mit eurem Pflichtbeistand, dem ehrwürdigen Advokatus Ter-Gün-Madian!«
Ein grausam verzerrter Tusch ertönte. An der Bodenkante des Aquariums, unmittelbar vor ihren Füßen, wurden Feuerwerkskörper gezündet. Sie produzierten niedrige, sprühende Fontänen, zwei, drei ... Der Vierte gab nur ein armseliges »Puff!« von sich, gefolgt von einem mickrigen weißen Wölkchen. Das wurde verweht, als quietschende, in der Decke verborgene Ventilatoren in Aktion traten. Dann hagelte es für ein paar Sekunden.
»Feuer, Wasser, Wind und Graupeln«, deklamierte die Stimme voller Pathos. »Und ... äh ... mehrstimmige Akkorde. Über alle fünf Elemente gebietet der unermesslich einflussreiche Ter-Gün-Madian. Noch dazu vorsteuerabzugsberechtigt. Neiget eure Häupter, so ihr über welche verfügt, und blicket zu ihm auf!«
Na was jetzt, fragte Fran in Gedanken - neigen oder aufblicken?
Sie entschied sich für Letzteres.
In der aus sich selbst heraus leuchtenden Flüssigkeit wurden undeutlich schlängelnde Bewegungen erkennbar. Dann durchstieß ein spitzer Kopf die Oberfläche. Zwei dünne, fast durchscheinende Ärmchen umfassten die Oberkante der Aquariumswand und zogen den dunkelbraun glänzenden Körper hoch, bis etwa ein halber Meter davon über die Kante pendelte. Zwei stecknadelkopfgroße, schwarze Augen blickten auf Perry und Fran herab.
In etwa eine Mischung aus Aal, Muräne und übergroßem Skink, dachte Fran. Sie hatte schon oft genug mit exotischen Wesen zu tun gehabt, sodass sie niemand nach seinem Äußeren beurteilte. Die Art und Weise allerdings, wie dieser Advokatus seinen Auftritt inszeniert hatte . »Schmierenkomödie« war noch ein beschönigender Ausdruck dafür. Jedenfalls nicht unbedingt auf Anhieb Ehrfurcht gebietend oder Vertrauen erweckend.
»Wir haben einen Termin bei dir«, rief Perry nach oben, den Kopf in den Nacken gelegt. Er winkte mit seinem ID-Kärtchen. »Hier, falls du das überprüfen willst.«
»Nicht nötig.« Der Aalartige sprach in ein Mikrofon, das von der Decke baumelte. Aus den an den Wänden hängenden Lautsprechern wurde sein dünnes Stimmchen schrill und verzerrt wiedergegeben, wobei es häufig zu Rückkopplungen kam.
»Ihr habt in der kurzen Zeit eures Aufenthalts in der elften Werkwerft ein gewaltiges Sündenregister angehäuft. Die Strafen dafür belaufen sich zusammen mit der Gebühr für eure befristeten ID-Nachweise und dem mir gemäß den Tarifempfehlungen der Anwaltskammer zustehenden Honorar auf elfhundertundelftausend Calculs. Besagte Summe muss sofort entrichtet werden, widrigenfalls dieses Gespräch beendet ist und euer Schiff umgehend beschlagnahmt wird.«
»Das könnte dir so passen«, brummte Perry. Er steckte den Ausweis wieder ein und holte stattdessen seinen Creditchip hervor. »Elfhundertundelftausend, hm? Ich nehme doch stark an, dass du das Allermeiste davon an dieses NOTARIAT abliefern musst, nicht wahr?«
»Wie es einem ehrbaren Bürger und mondbekannten Star-Advokatus geziemt.«
»Mondbekannt glaube ich gern, Star schon weniger. Oder willst du behaupten, dass du freiwillig in diesem verkommenen Viertel haust?«
»Was unterstehst du dich!«, kreischte Ter-Gün-Madian, wobei sein etwa zwei Meter langer Leib die Flüssigkeit aufwühlte. »Selbstverständlich habe ich dieses Domizil nach reiflicher Überlegung und mit voller Absicht gewählt, um hautnah am Puls der Zeit zu sein. Diese Gegend ist unter jungen Professionellen überaus begehrt. Die Grundstückspreise steigen von Zeiteinheit zu .«
»Der einzige Vorteil ist wohl«, unterbrach Rhodan brüsk das Gekeife und Geplantsche, »dass deine Klienten es nicht weit zur Schwermutsschlucht haben, nachdem sie von dir ausgepresst wurden. Wie auch immer, du kannst uns nichts vormachen: Deine Geschäfte laufen nicht sonderlich gut. Ich habe das Gefühl, du könntest ein wenig mehr Geld, als dir das NOTARIAT für deine Tätigkeit als Pflichtbeistand zukommen lässt, ganz gut brauchen.«
»Willst du mich etwa - bestechen?«
Perry Rhodan breitete die Arme aus. »Bei uns sagt man: Eine Hand wäscht die andere. Weniger Abgaben fürs NOTARIAT, deutlich geringere Strafen für uns - dafür mehr und vor allem steuerfreies Honorar für dich. Behaupte bloß nicht, du könntest das nicht
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