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PR Odyssee 02 - Der geheime Krieg

PR Odyssee 02 - Der geheime Krieg

Titel: PR Odyssee 02 - Der geheime Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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Fran und ihn heran. Der Vorderste richtete sich halb auf. Er entpuppte sich als ein etwa menschengroßes, in vor Schmutz starrende Lumpen gehülltes Lebewesen, dessen Kopf entfernt an den eines terranischen Leguans erinnerte.
    »Kann ich deine Stiefel haben?«, erklang es aus seinem breiten Mund. Eine lange, schleimige Zunge fuhr blitzschnell heraus und wieder hinein.
    »Was?«
    »Bevor du springst - kann ich deine Stiefel haben?«
    Nun waren auch die anderen heran.
    »Und ich den Helm!«
    »Ich diesen blauen Schal!«
    »Den Schal kriege ich! Drängel dich nicht vor, du elender Furunkelhaufen, du bist nach mir dran!«
    Die meisten der Echsen, die einen Halbkreis um Fran und Perry gebildet hatten, sahen kränklich aus. Ihre Köpfe waren von Geschwüren bedeckt. Ihre meterlangen Zungen kamen bereits bedrohlich nahe.
    »Halt, halt!«, rief Perry. »Wir haben überhaupt nicht vor zu springen.«
    »Nicht?«
    »Macht keine Witze.«
    »Schade. Seid ihr da ganz sicher?«
    »Denk noch mal drüber nach. Ist denn das ein Leben? Nichts als Müh und Plage tagaus, tagein. Hm? Hab ich nicht recht?«
    In gewisser Hinsicht schon.
    Trotz des Zellaktivators fühlte sich Perry müde und ausgebrannt. Viel geschlafen hatte er in den letzten Tagen ja wirklich nicht, sondern jede freie Minute darauf verwendet, das hiesige Alphabet und zumindest einige Brocken Vaaligonde zu erlernen.
    »Und wer dankt's dir, hm? Wer denn? Niemand.«
    »Genau. Keiner versteht dich. Alle wollen bloß was von dir. Und was hast du hinterher davon? Nur Undank, Undank, Undank.«
    »Eben. Der Aufwand lohnt einfach nicht. Steht nicht dafür. Kommt auch nichts heraus als immer noch mehr Arbeit. Stimmt's, oder hab ich Recht?«
    Perry ertappte sich dabei, dass er den Leguanhaften zustimmte. Seit schier unendlich langer Zeit taumelte er von einer Kalamität in die nächste. Kaum hatte er eine Bedrohung für die Menscheit, die Galaxis oder gleich deren tausend abgewehrt, klopfte schon die nächste an die Tür. Und das würde wohl noch ewig so weiter gehen, wenn nicht ein gnädiges Schicksal dem doch irgendwann einmal ein Ende machte ...
    Fran schwankte. Im Helmfunk hörte er sie stöhnen. Das brachte Perry zur Besinnung.
    He! Was geschieht hier? Wo kommen die plötzlichen Kopfschmerzen her, und die depressiven Gedanken ?
    Na, von wem wohl! Und dabei bin ich mentalstabilisiert ...
    »Nun komm schon, spring! Aber vergiss nicht, mir vorher deine Stiefel zu geben!«
    Perry ergriff Fran am Arm, rüttelte sie. »Sie versuchen uns zu beeinflussen«, funkte er ihr zu. »Du musst dich dessen nur bewusst werden, dann kannst du ganz leicht dagegen ankämpfen. Hörst du?«
    »J-ja. Oh. Du hast Recht. Wenn man es weiß, wirkt es fast gar nicht. Hölle, ich war nahe daran .«
    »Springt!«, schrien die verdreckten Echsen im Chor. »Springt endlich!«
    Doch ihre knarrenden Stimmen besaßen keine Macht mehr. Die Suggestion, die von ihnen ausging, war nur teilweise parapsychischer Natur. Die wichtigste Komponente schien die sprachliche zu sein, vielleicht so etwas Ähnliches wie neurolinguistische Programmierung. Höchst erstaunlich, dass das trotz der Mentalstablisierung und des Umwegs über die Translatoren funktioniert hatte - wenn auch nur für beschränkte Zeit.
    Enttäuscht zogen sich die Echsen zurück. Ohne die beiden Terraner eines weiteren Wortes zu würdigen, verteilten sie sich wieder über den Platz.
    »Danke, Perry.«
    »Ich muss dir danken, Fran. An mir selbst hätte ich die mentale Beeinflussung wahrscheinlich nicht so schnell bemerkt.«
    Weit entfernt ertönte ein langgezogener Schrei. Sie sahen den von einer der höheren Ebenen herabgestürzten Körper gerade noch im Dunst und Rauch verschwinden.
    Die Schwermutsschlucht macht ihrem Namen alle Ehre ...
    »Lass uns gehen«, flüsterte Fran. »Egal wohin, nur fort von hier. Bitte.«
    Perry legte ihr den Arm um die Schulter. Er führte sie vom Abgrund weg und über den Platz, zwischen den leblos wirkenden Lumpenhaufen hindurch, zur Straße zurück. Ihn fröstelte. Er hatte gewiss schon Schlimmeres gesehen. Und doch wühlte ihn das Erlebnis auf.
    Es ist immer wieder erschütternd zu erfahren, wie nahe wir an der Verzweiflung wohnen, zitierte er in Gedanken einen Schriftsteller, dessen Namen ihm momentan nicht einfallen wollte: Wie dünn der Schleier ist, der uns die Welt erträglich scheinen lässt; und wie zerbrechlich, was uns aufrecht hält ...
    Nach einigen Dutzend Schritten hatte sich Fran wieder gefasst. Sie räusperte

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