PR Odyssee 02 - Der geheime Krieg
fast unhörbar tief und doch so erstaunlich gut verständlich.
»Ich würde es nicht als sehr gastfreundlich bezeichnen, uns wichtige Informationen vorzuenthalten und auch sonst jegliches Gespräch zu verweigern, obwohl wir mehrfach dringend darum gebeten haben«, entgegnete Perry kühl. »Ihr habt uns förmlich gezwungen, auf eigene Faust aktiv zu werden. Wie hattest du dir das gedacht, Königin? Wolltest du uns abermals betrügen - und wiederum dein ganzes Volk dazu?«
»Wovon redest du?«
»Von DORDO'KYEION. Und deinem wahnwitzigen Plan einer Entscheidungsschlacht.«
Er zeigte einen Datenträger vor. »Ja, ich weiß Bescheid, und meine Begleiter ebenso. Bull war nicht allein. Auch er hätte ungesehen verschwinden können. Aber er ließ sich ganz bewusst ertappen. Ich nehme an, das war in deinem Sinn, Vizekönigin Irn Tekkme, oder etwa nicht?«
Die beiden Quochtinnen funkelten einander aus ihren riesigen, dunklen Augen an. Lange. Sehr lange.
Schließlich brach die Königin das Schweigen. »Hast du ihnen den Auftrag dazu gegeben?«, fragte sie ihre Rivalin grollend.
»Nein. Das wäre ein Verbrechen gewesen. Ich bin keine Verräterin, Chi, ich bin loyal, dem Imperium und vor allem unserem Volk gegenüber. Ein winzig kleiner Hinweis genügte. Ich habe diese Fremden richtig eingeschätzt. Und benutzt, aber lange nicht in dem Ausmaß, wie du sie zu missbrauchen gedenkst. Ich gestehe, gehofft zu haben, dass sie bei ihrem Einbruch in die verbotenen Kavernen gefasst würden. Ein solches Vergehen muss gemäß unseren Gesetzen eine öffentliche Gerichtsverhandlung nach sich ziehen. Dort wird DORDO'KYEION zur Sprache kommen. Du wirst unser Volk aufklären müssen und hernach entweder deinen unsinnigen Plan fallen lassen - oder deinen Status als Königin verlieren.«
Bull musste zugeben, dass er Hochachtung vor Irn Tekkme empfand. Was sie angezettelt hatte, war keineswegs eine plumpe Palastrevolte, sondern eine raffinierte Intrige im Rahmen der traditionellen Freiheiten einer Vizekönigin. Und doch würde sie damit Chi Waka vom Thron hebeln - falls diese nicht Einsicht zeigte.
So oder so hatte Irn Tekkme erreicht, was sie wollte.
DORDO'KYEION war ein Geheimprojekt der Zwillingsgötzen von Nodro, von dem die Königin über einen ihrer Agenten Wind bekommen hatte. Eine mobile Flottenbasis, ein gigantisches Objekt, das vor kurzem im Sektor Stukoda, knapp außerhalb des Einflussbereiches von Quocht, in Stellung gebracht worden war. Von dort aus wollten die Nodronen in naher Zukunft versuchen, dem Imperium der Quochten den Todesstoß zu versetzen.
Die mobile Basis DORDO'KYEION besaß die äußere Form eines Tetraeders mit einer Kantenlänge von über vierzehn Kilometern. Sie war in einem Gebiet stationiert worden, wo sich in einer Raumkugel von acht Lichtjahren Durchmesser nahezu zweitausend Sonnen ballten. Mittendrin befand sich die kurz vor der Fertigstellung befindliche, gewaltige Raumstation DORDO'KYEION - und eine Wachflotte aus zwölftausend nodronischen Einheiten.
Das war natürlich ungeheuer viel. Doch eine Zahl, mit der die Quochten auch im offenen Kampf gerade noch fertig werden konnten.
Die Imperiale Königin zog derzeit alle verfügbaren Flottenverbände zusammen, um damit DORDO'KYEION vor der endgültigen Fertigstellung anzugreifen und zu vernichten. Wobei bislang nur ihr engster Stab darüber informiert war, welchem Ziel die kommende Offensive galt. Einerseits war Chi Waka überzeugt, dass DORDO' KYEION den wichtigsten Faktor im so genannten heimlichen Krieg zwischen Quochten und Nodronen darstellte. Andererseits wollte sie nicht riskieren, dass die Mehrheit der Bevölkerung ihren gewagten Plan ablehnte. Wenn er glückte und DORDO'KYEION mitsamt der Wachflotte vernichtet war, würde sie als glorreiche Siegerin heimkehren - zusammen mit ihrem neuen Strategen, dem Einen, dem Auserwählten, der gemäß der uralten Überlieferung das Schicksal der Galaxis zugunsten der Quochten entschied.
Das würde ihrem Volk neuen Aufschwung verleihen, und zugleich ihre eigene Position wieder festigen.
Irn Tekkme hingegen glaubte nicht daran, dass DORDO'KYEION auf militärischem Weg beseitigt werden konnte.
»Auch nicht mit den fünfzigtausend Einheiten, die wir allerhöchstens aufbieten könnten, ohne die anderen Frontabschnitte allzu sehr zu schwächen«, knurrte sie eindringlich. »Ich teile deine Beurteilung der Lage keineswegs, Chi. Unsere Schiffe werden ins Verderben fliegen. Halte ein, Königin, bevor es zu spät
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