PR Odyssee 03 - Das Energie-Riff
oberster Plattform eine zweite Batterie von Sende- und Empfangsantennen thronte. Die Gebäude waren durch schmale Stege aus Metallgeflecht miteinander verbunden und hatten drei Eingänge. Sonne, Gewitterregen, salzige Luft und das Alter hatten die Fassaden geschädigt und lange, senkrechte Streifen in verschiedenen Farben des Verfalls hinterlassen, unter denen das Material der Konstruktion mürbe zu werden begann. Einige Klimageräte heulten und winselten; ihre Filter waren von toten Insekten verstopft. Drei oder vier Minuten, nachdem Rhodan, Darracq und die vier anderen den östlichen Zugang zur Wachstation mit kurzen Schüssen aus ihren Thermo-strahlern verschlossen und verschweißt hatten, standen Perry und Darracq vor dem rechteckigen, überraschend blanken Schott, dessen Angeln und Zuhaltungen sauber und gefettet waren. Erstaunlich! Fast unglaubhaft! Noch immer gab es keinen Alarm! »Eindringen und töten«, sagte Darracq leise und ernst. »Geht nicht anders. Sie werden nicht zögern, uns zu töten. Ich kenne die Schaltungen. Das verfluchte Energie-Riff! Wir beide? Ja. Du und ich! Los!«
Rhodan zog die Waffe, kontrollierte den Energiespeicher und die Sicherung und nickte. Das ausschließliche Interesse fast der gesamten Besatzung von Pembur-Station galt den unbestimmbaren Vorgängen auf der Sandfläche, die von den verwischten Klängen einer Musik begleitet wurden, die unregelmäßig an- und abschwoll.
Bisher hatten sich die sechs Eindringlinge so gut getarnt, dass sie förmlich ungesehen bis hierher hatten vordringen können. Das durchdringende Summen unzähliger Fliegen begleitete jeden Schritt. Was sie hinter dem Schott erwartete, konnten weder Rhodan nach Mogmorgh erraten. Sie blickten einander an, nickten, und Darracq öffnete geräuschlos das Schott. Der Spalt war noch fast zu schmal, als sich Darracq hindurchzwängte. Er schien sich völlig auf Rhodans richtiges Vorgehen zu verlassen. Darracq hielt in jeder Hand einen Strahler, sprang in den Raum hinein und sah, dass er leer war. Eine halbkreisförmige Rampe führte aufwärts in eine kreisrunde Schaltzentrale. Darracq rannte mit weiten Schritten aufwärts und feuerte schreiend und gezielt aus beiden Waffen. Es waren nur vier Nodronen in dem Raum; sie starben schnell in schrecklichen Explosionen aus Blut, Zellgewebe und Feuer. Ein fünfter Mann tauchte aus einer schmalen Tür auf, feuerte auf Rhodan und brüllte Flüche. Perry duckte sich, sprang zur Seite und feuerte seinerseits im kontrollierten Sturz. Der Körper des Nodronen wurde von der Energie des Einschlags brennend in den Raum hinter der Tür zurückgeschleudert. Der Mann prallte sterbend mit dem Rücken gegen eine Wand voller Armaturen. Rhodan hoffte, dass außerhalb des Gebäudes kein Wächter die Schüsse hörte, und dass die Geräusche, wenn sie nach draußen drangen, im Lärm untergehen mögen.
Ein Schrei in seinem Rücken: »Wir sind es!«
Olmirr und Monzena stürmten herein. Rhodan senkte die Waffe und war mit wenigen Schritten neben Darracq an den Kontrollen. Die Ungewissheit blieb trotz aller Planungen und mehrfacher Abstimmung der einzelnen Schritte. Löste sich das Energie-Riff auf, wurde diese Barriere abgeschaltet, mussten sämtliche Rebellen aus den Magnoraunden-Kehlsäcken sich bewaffnet innerhalb der Station befinden. Jedes ihrer Teams musste die Deportierten vom Strand und aus den Gezeitensümpfen an die richtigen Stellen leiten, unter anderem zuerst in die Magazine, wo sie sich bewaffnen konnten. Auch Darracq zögerte, die wuchtigen Handschalter zu bewegen. In diesem Raum gab es keine Bildschirme, auf denen man diese Vorgänge hätte beobachten können.
»Perry«, brüllte er. »Wollen wir es riskieren?«
Sie alle begaben sich in tödliche Gefahr. Ihnen und zweihundert bewaffneten Rebellen standen etwa hundertfünfundsiebzig bewaffnete Wachen gegenüber, die ihre Station weitaus besser kannten als die Rebellen.
Und draußen warteten dreitausend Rebellen, von denen vielleicht die Hälfte noch ernsthaft kampffähig war.
Perry holte tief Atem und schrie zurück: »ja! Los! Zurückzählen von Zehn bis Null!«
»Zehn!«, rief Darracq. »Neun, acht... Jetzt!«
*
Tasha sog die warme Luft tief in ihre Lungen, aber sie keuchte noch nicht. Ungefähr zwanzig Mal hatte ihr Gegner sie angegriffen, und bis auf zwei Mal war sie ihm ausgewichen, hatte seine Schläge und Griffe ins Leere laufen lassen, war unter ihm hinweggetaucht und hatte es dreimal geschafft, mit der Fußspitze eine
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