PR Odyssee 03 - Das Energie-Riff
und Tod lieferten. Tausende? Alle! Also ungefähr dreitausend Deportierte! Jetzt konnte sie auch bewegungslose Körper unterscheiden. Von einigen Leichen stieg dünner weißer Rauch auf. Tasha war zu kraftlos, um klar denken zu können oder sich gar am Kampf beteiligen zu können. Sie suchte sich den Weg zurück in ihre Zelle und fand ihn schließlich. Auf dem Weg dorthin stolperte sie über Trümmer und kam an mehr als einem Dutzend getöteter Wachen vorbei.
*
Der Kommandant rannte aus seinen Wohnräumen auf die Terrasse hinaus, an die sich der Korridor zur Kommunikationszentrale anschloss. Wüster Lärm, Schüsse und Geschrei empfingen Zayt Kissah. Das Sonnensegel und einige Sitzmöbel brannten.
Hinter ihm stob Jaum heraus, drehte sich halb herum und erkannte mit einem Blick, was Zayt zwei Sekunden zuvor bemerkt hatte. Das Energie-Riff! Die verdammten Kerle haben es deaktiviert.
»Die Deportierten haben keine Waffen«, rief der Kommandant. Wir rufen einen Kreuzer zu Hilfe.
Sie rannten auf den Eingang zum Korridor zu. Binnen weniger Schritte bemerkten sie nicht nur das Fehlen der Strahlensperre, sondern sahen auch die gewaltige Masse Nodronen, die wie die Wogen einer Springflut in die Station eingedrungen waren und noch immer eindrangen, und die Wachen, die sich verzweifelt verteidigten. Überall, zwischen den Gebäuden und auf den freien Flächen, wurde geschossen.
Zayt Kissahs Weltbild begann zu wanken, seine gesamte Beziehung zum nodronischen Staatsgefüge und dessen Werten bekam in diesen Augenblicken breite Risse, die sich mit jedem Eindruck vergrößerten. Das Undenkbare, Unvorstellbare war eingetreten!
Die dreitausend Deportierten, Versager, Affail, Rebellen und Verbrecher, kämpften gegen hundertfünfundsiebzig Wachen. Wahrscheinlich sah er, der
Kommandant, gerade dem Untergang von Pembur-Station zu. Seine Schritte wurden schneller, nachdem er die Tür des Korridors mit einem Tritt aufgeprellt hatte. Hinter ihm rannte Joger mit gezogenem Strahler. Das Sicherheitsschott zum Kontrollbau war geöffnet, die Helligkeit im Raum dahinter verstärkte Kissahs Niedergeschlagenheit und seinen Zorn; dort wüteten also schon die Rebellen.
Die Holobildnisse der nodronischen Kriegerhelden starrten Zayt von den Wänden des Korridors an. Auch sie konnten Zayt nicht erklären, wie Rebellen ins Innere der Station gelangt sein konnten. Und wie viele es waren. Und woher sie Waffen hatten. Aber Grübeln half nichts, Nachdenken schadete; nur der Abwehrkampf konnte die fatale Lage ändern. Zuerst mußte die Station wieder gegen die Rebellen abgesichert werden. Hat der verdammte Sheo Omek etwas damit zu tun? Das Energie-Riff! Der Kommandeur entsicherte seine Strahler und stürmte weiter durch den Ringkorridor.
Nach zwanzig hastigen Schritten tauchte im Eingang der Zentrale, fünfzig Meter entfernt, ein großer Nodrone mit langem Haar und struppigem Bart auf. Er riss den Arm hoch und feuerte über Kissah in die Decke. Schmorendes Verkleidungsmaterial fiel in großen Fetzen herunter. Die Sprinklerautomaten blinkten grell und begannen zischend Flüssigkeit und Schaum zu sprühen.
Die Rebellen haben gerade deine Station übernommen! dröhnte die Stimme. Ein zweiter Schuss fuhr vor Kissahs Fußspitzen in den Boden und setzte den
Teppich in Brand. Kissah sprang zurück, Joger prallte gegen seinen Rücken. Es dauerte einige Herzschläge lang, bis Zayt Kissah sein Gegenüber erkannte.
»Darracq Mogmorgh!«, ächzte er. »Vor zwei Jahren hier ausgesetzt - oder waren es drei Jahre gewesen? -und kurze Zeit danach angeblich von einem Magnoraunden gefressen worden. Wie hatte er überleben können?«
»Ich habe einige Leben!«, brüllte Darracq und warf sich vorwärts, gleichzeitig mit Kissah. Heiße Wut überschwemmte den Kommandeur, rasender Hass auf diesen barbarischen Abkömmling von Schamanen und nomadisierenden Gräserfressern. »Du hast nur eines. Beim Feuer der Schamanen - gleich wirst du in den Flammen verbrannt!«
Die Männer feuerten mit beiden Waffen, ungezielt und ununterbrochen. Keiner dachte an Deckung, aber Darracq schien zu stolpern, krümmte sich zusammen und rollte sich auf dem Korridorboden ab, ohne mit Schießen aufzuhören.
Einige Schüsse zischten an Zayt Kissah vorbei und trafen Joger, dessen Todesschrei in einer detonierenden Flammenlohe abriss. Kissah starb aufrecht. Er taumelte sterbend gegen die Wand und fegte mit der letzten Zuckung ein Hologramm aus der Befestigung. Die Darstellung eines würdigen
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