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PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium

PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium

Titel: PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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worden, mit mechanischen Werkzeugen und unendlicher Vorsicht, um nicht unwiederbringlich Dinge zu zerstören.
    Nur welche? Was suchte er?
    Rhodan hätte die Grube für das Werk von Bauarbeitern gehalten, wie er sie aus seiner Jugend im primitiven zwanzigsten Jahrhundert der Erde kannte, wären da nicht überall dünne Laserstrahlen gewesen. In verschiedenen Farben zogen sie gerade Linien, skizzierten den Grundriss und die Mauern des Gebäudes, das an dieser Stelle vor Jahrtausenden gestanden hatte.
    Dann sah er endlich den Wissenschaftler. Der Tambu kauerte an der gegenüberliegenden Seite der Grube. Sein Sneem, der frackähnliche Umhang, den alle Angehörigen seines Volkes trugen, war über und über mit Lehm verschmiert, ließ ihn beinahe mit dem Boden verschmelzen.
    »Lishgeth!« rief Rhodan. »Lishgeth on Paz!«
    Der Tambu reagierte nicht. Er musste so sehr in seine Arbeit vertieft sein, dass er Rhodans Ruf nicht gehört hatte.
    Der Terraner winkte Bull beruhigend zu und sprang in die Grube. Es gab keine Leiter oder eine andere Ein-richtung,um die anderthalb Meter, die ihn vom Grubenboden trennten, zu überwinden. Der feuchte Boden federte seinen Aufprall ab.
    Er ging auf den Tambu zu. »Lishgeth! Was fällt dir eigentlich ein? In der Stadt wird noch gekämpft - und du lässt dein Raumschiff zurück, ohne jemandem zu sagen, wozu oder wohin du gehst, und treibst dich ganz
    alleine herum!«
    Diesmal hörte ihn der Tambu. Das Vogelwesen wandte sich um und richtete sich auf, eine Bewegung, die an das Aufspringen einer Feder erinnerte.
    »Perry!« zwitscherte Lishgeth. »Was für eine schöne Überraschung!«
    Der Tambu blickte Rhodan durch die dicken Gläser seiner Brille an. Die Gläser vergrößerten die ohnehin bereits großen Augen des Prior-Forschers der Cor’morian, verliehen seinem Vogelgesicht eine menschliche Qualität, die den anderen Angehörigen seines Volkes abging. Die gefiederten Gesichter der Tambu verfügten über eine ausgeprägte Mimik, aber Rhodan hatte die Erfahrung gemacht, dass sie ihnen nicht viel nützte: Zu viele ihrer Ausdrücke waren für Menschen unergründlich, und, schlimmer noch, diejenigen, die der menschlichen ähnelten, bargen völlig andere Bedeutungen.
    Lishgeth on Paz machte darin keine Ausnahme. Aber seine Augen. Rhodan glaubte in ihnen lesen zu können, was in dem Prior-Forscher vor sich ging.
    In diesem Moment lag in den dunklen Pupillen ein fast fiebriger Glanz.
    »Lishgeth«, sagte Rhodan. »Du musst unbedingt mit mir kommen! Wir haben.«
    »Später, Perry. Später.« Der Tambu warf seine mit Hornlamellen geschuppten Arme hoch. »Du hast großes Glück. Du hättest in keinem besseren Moment kommen können.«
    »Lishgeth! Du.«
    Der Prior-Forscher hatte sich bereits abgewandt. Er beugte sich wieder nach vorne, fuhr behutsam mit der Hand über den Boden, ohne dass Rhodan sehen konnte, was er eigentlich tat, und trat schließlich schweigend zur Seite.
    Auf dem Boden lag ein Skelett.
    Es ruhte auf Tonscherben. Neben dem Skelett hatte Lishgeth weitere Scherben aufgehäuft, an denen feuchte Erdklumpen klebten. Die Scherben mussten ein Gefäß geformt haben, länglich und bauchig, nicht unähnlich einer antiken Amphore. Und das Skelett hatte sich in dem Gefäß, das unter dem Druck der Erde zerplatzt war, befunden.
    »Was. was ist das?« fragte Rhodan. Der Grund seines Kommens war für den Augenblick vergessen. Der Terraner konnte den Blick nicht von dem Skelett abwenden.
    In der Länge maß es ungefähr einen halben Meter. Es besaß dünne, in Krallen endende Beine, auf denen ein ehemals wuchtiger Körper aufsetzte. Die Rippen des großen Brustkorbs waren eingedrückt. Der Kopf mit dem spitzen Schnabel saß auf einem kurzen Hals. An manchen Stellen glaubte Rhodan die Reste von Federn zu sehen. Das Skelett war wie ein Embryo zusammengerollt, als befände es sich im Mutterleib und nicht in einem Grab.
    »Das ist ein Kind«, flüsterte der Forscher.
    »Was für ein Kind?«
    »Ein Tambu-Kind«, sagte Lishgeth. »Es wurde nicht alt. Es ist noch sehr klein. Seine Eltern müssen es hier begraben haben.«
    Eine Zeit lang standen der Terraner und der Tambu schweigend vor dem Grab des Kindes. Gegen seinen Willen schweiften Rhodans Gedanken ab. Der Terraner fragte sich, wie das Kind wohl gestorben war, stellte sich den Schmerz der Eltern vor.
    »Das hier«, Rhodan umfasste die Grube schließlich mit einer Geste, »das hier ist einmal ein Haus gewesen, nicht wahr?«
    »Ja. Es ist bei meinem

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