PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium
wiederbelebt wurden, bis sie alsbald gekräftigt mit den Zügen die Lager verließen.
Andere Rückwärts-Zeiten schilderten beispielsweise Fritz Leiber in The Man Who Never Grew Young (1947) und Sumner Locke Elliott in The Man Who Got Away (1972). Die Sehr Langsame Zeitmaschine (The Very Slow Time Machine, 1978) von Ian Watson dagegen muss, um in die Zukunft zu reisen, erst dieselbe Zeit in die Vergangenheit zurück. Die Forscher beobachten den plötzlich aufgetauchten Reisenden in seiner Zeitkapsel Jahre lang, bis er ihnen allmählich die Ungeheuerlichkeit dieses Vorgangs offenbart.
Andere Geschichten biegen die Zeit gleichsam zum Kreis zurück. Philip K. Dick behandelt dieses >furcht-bare und ermüdende Mysterium des ewigen Lebens< in Ein kleines Trostpflaster für uns Temponauten (A Little Something for Us Temponauts, 1969). Der Film Und täglich grüßt das Murmeltier (Groundhog Day, 1993) gewinnt - jedenfalls für den Zuschauer - der ewigen Wiederkehr eine komödiantische Seite ab. Der Protagonist durchlebt wieder und wieder dieselbe Ausgangssituation, weiß allerdings am nächsten Morgen die Ereignisse des Vortages noch und perfektioniert - nach anfänglicher Völlerei, Verzweiflung bis zum vergeblichen Selbstmord und zu Apathie - sein Leben, bis er den Teufelskreis schließlich doch noch durchbricht und sein Happy End erreicht.
Die Ewige Wiederkehr ist ein weit verbreitetes Motiv -von den ostasiatischen Philosophien bis hin zu Friedrich Nietzsches Lehre (»Und diese langsame Spinne, die im Mondlicht kriecht, und dieser Mondschein selber, und ich und du im Torwege, zusammen flüsternd, von ewigen Dingen flüsternd - müssen wir nicht alle schon da gewesen sein? - und wiederkommen und in jener anderen Gasse laufen, hinaus, vor uns, in dieser langen schaurigen Gasse - müssen wir nicht ewig wiederkommen?«). »Es kehret alles wieder. Und was geschehen soll, ist schon vollendet«, lässt auch Friedrich Hölderlin seinen Empedokles sagen. Sogar in der modernen Kosmologie wird inzwischen ernsthaft diskutiert, ob sich die Zeit nicht umkehrt, wenn der Weltraum von der bisherigen Ausdehnungs- in eine Kontraktionsphase übergeht. Physiker wie Thomas Gold, Lawrence Schulman, Claus Kiefer und H. Dieter Zeh nehmen dies an, auch Stephen Hawking tat es einst, änderte seine Meinung jedoch.
• Dass Zeitreisen in Wirklichkeit Vorstöße in Parallel-universen sind, haben beispielsweise Jack Williamsons Die Zeitlegion (Legion of Time, 1938), Italo Calvinos Die unsichtbaren Städte (Le Cittä Invisibili, 1972) und David Gerrolds Zeitmaschinen gehen anders (The Man Who Folded Himself, 1973) illustriert. Statt von Parallelwelten wird auch von multiplen Historien gesprochen, was ebenfalls nichts anderes als eine Art Raumzeit-Verzweigung bedeutet. Jede Veränderung an einem vergangenen Zustand erzeugt eine neue Zeitachse, auf der die gesamte Geschichte eine andere Wendung nimmt als die >Schwester-Historie<, von der aus die Zeitreise gestartet wurde. Auf dieser Annahme beruht beispielsweise Gregory Benfords Roman Zeitschaft (Timescape, 1980), in dem US-Präsident John F. Kennedy dem Attentat knapp entkommt.
Von den multiplen Historien geht auch Stephen Baxter in Zeitschiffe (The Timeships, 1995) aus, einem eindrucksvollen Fortsetzungsroman von Wells’ Zeit-ma.schine: Der Zeitreisende wird sich schließlich bewusst, dass er nie mehr in das ihm bekannte London des Jahres 1881 wird zurückkehren können.
Auch die Alternativ-Universen-Romane gehören im Grunde in die Kategorie der multiplen Historien. So beschreibt beispielsweise Ward Moore in Der große Süden (Bring the Jubilee, 1953) die USA nach dem Sieg der Konföderierten 1863 in der Schlacht von Gettysburg. Der Süden ist ein reicher Agrarstaat geworden, die Nordstaaten aufgrund der immensen Reparationen zu wirtschaftlicher Bedeutungslosigkeit verkommen. Ein Historiker reist mit der ersten Zeitmaschine in die Schlacht zurück, um den exakten
Verlauf kennen zu lernen. Dabei verändert er das Geschehen - und die USA entwickeln sich so, wie wir sie heute kennen. Und Keith Roberts entwirft in Die folgenschwere Ermordung Ihrer Majestät Königin Elisabeth 1. (Pavane, 1968) ein alternatives England der Jahre 1968 bis 2000 unter der Annahme eines erfolgreichen Attentats auf Königin Elisabeth I. im Jahr 1588. Daraufhin schlägt die spanische Armada die englische Flotte, England wird katholisch, die Reformation in Europa scheitert, Rom erstarkt zur alten Macht, und die kobaltblaue
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