PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium
wahrscheinlich und sich insofern, von der Gegenwart aus betrachtet,
verzweigen kann, dann sind Prognosen und Präkognition keineswegs verlässlich - wie Philip K. Dick in Der Minderheiten-Bericht (Minority Report, 1956) meisterhaft vorgeführt hat, der hier von >Parallelzukünften< spricht. Wichtige Erkenntnisse aus der Zukunft sollte man sowieso nicht unbedingt erwarten, wie Wilma Shore in Wie aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen verlautet (A Bulletin from the Trustee, 1964) demonstriert: Das Interview mit einem Menschen aus der Zukunft bringt nur das gleiche dumme Geschwätz ein, das man schon in der Gegenwart nicht mehr hören mag.
• Der vielleicht wichtigste ist die menschliche Neugier und somit auch die wissenschaftliche Forschung: Können Reisen in die Vergangenheit überhaupt funktionieren? Und was hat es dann damit auf sich? Wäre es nicht phantastisch, einen Blick in die ferne Zukunft zu richten wie in Robert Silverbergs Reise ans Ende der Welt (When We Went To See The End Of The World, 1972)?
• Eng mit dem Forschungsdrang verbunden ist die Lust auf das schiere Abenteuer wie in Die Zeitlegion (The Legion of Time, 1938) von Jack Williamsons.
• Hinzu kommen andere und - möglicherweise nur für die Reisenden - harmlosere Vergnügungen. Beispielsweise hätte Hollywood ein sehr viel effektiveres Mittel, Historienfilme zu drehen. Und Touristen könnten nicht nur ferne Länder im Raum, sondern auch andere Zeiten bereisen. Die Vergangenheit mag als Vergnügungspark für allerlei Perversionen hinhalten, wie in Alfred Besters Story Die Achterbahn (The Roller Coaster, 1953). Selbst schöne Momente im eigenen Leben könnten wieder und wieder erlebt werden, wie es mit Hilfe von >Zeitgas< in Brian W. Aldiss’ Geschichte Als die Zeit ausbrach... (The Night
That All Time Broke, 1967) die Freizeitbeschäftigung einer ganzen Gesellschaft ist. Oder man besucht seine fernere Zukunft als eine Art von Zeit-Urlaub in sich selbst. Dass dies furchtbare Folgen haben kann
- insbesondere dann, wenn man sie ändern will und erst recht verschlimmert -, hat James Tiptree, Jr. alias Alice B. Sheldon in Zurück! Dreh’s Zurück! (Backward, Turn Backward, 1988) geschildert.
• Geschlossene zeitartige Kurven würden aber auch das Rechenvermögen von Computern ins Unermessliche steigern. Diese Idee hat Todd A. Brun vom Institute for Advanced Study in Princeton, New Jersey, im Jahr 2003 veröffentlicht. Ein Computer, der Rechenergebnisse in die Vergangenheit schicken und aus der Zukunft empfangen kann, wäre in der Lage, bislang praktisch unlösbare Probleme zu knacken, etwa das berüchtigte Problem des Handlungsreisenden. (Es besteht darin, den kürzesten Weg für eine Geschäftsreise durch n Städte zu finden - was aufgrund der exponenziellen Komplexität rasch unmöglich ist, wenn die Zahl n nur genügend groß ist: Es gibt dafür keine Formel, und um alle Möglichkeiten probeweise durchzuspielen, würde selbst für einen Supercomputer so groß wie die Milchstraße das bisherige Alter des Universums nicht genügen.) Brun hat ein einfaches Programm geschrieben, mit dem ein Computer, ausgestattet mit einem Zeitregister, rasch ultrakomplexe Berechnungen anstellen kann, wenn er von sich selbst aus der Zukunft (oder aus Paralleluniversen-Zukünften) mit Zwischenergebnissen versorgt wird. Das ist wie Hellsehen. Genügend ZukunftsConnections vorausgesetzt, wäre ihm keine Rechnung zu aufwendig. »Es ist sehr sonderbar, wenn Informationen plötzlich aus dem Nichts auf-tauchen, aber es ist in einem Universum mit geschlossenen zeitartigen Kurven zu erwarten, dass solche Ereignisse geschehen«, sagt Brun. »Die Algorithmen arbeiten aufgrund von bruteforce-Suchschleifen, die gar nicht wirklich ausgeführt werden - oder vielleicht in anderen Universen ausgeführt werden, wenn die Vielwelten-Interpretation der Quantentheorie zutrifft.« Er fügt jedoch selbstkritisch hinzu: »Das ist eine seltsame, aber logisch widerspruchsfreie Schlussfolgerung. Freilich macht sie - und das ist wohl die bessere Schlussfolgerung -die Existenz von geschlossenen zeitartigen Kurven noch unwahrscheinlicher.«
• Zeitmanipulatoren lassen sich, wen wundert’s, freilich auch als heimtückische Waffen einsetzen. Davon gibt die PERRY RHODAN-Serie einige Beispiele. So setzt die Superintelligenz Seth-Apophis Zeitweichen gegen die Kosmische Hanse ein. Die Zeitweichen schleudern >Zeitmüll< - genauer: Dinge und Wesen aus einer 600.000 Jahre fernen Zukunft -
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