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PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium

PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium

Titel: PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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Ähnlich ist die Persiflage So frustrieren wir Karl den Großen (Thus We Frustrate Charlernagne, 1967) von Raphael Aloysius Lafferty. Er schildert eine Gruppe Weltverbesserer, die kleine Details der Vergangenheit verändern, um den Verlauf der Weltgeschichte und somit die Gegenwart zu optimieren - und sie merken nicht, dass sie am Schluss ein Leben auf Steinzeit-Niveau führen.
    • Zeitreisen mitsamt Veränderungen sind möglich, aber nur auf eine Weise, die letztlich nicht zu Widersprüchen führt. Eine berühmte Illustration dieses Selbstkonsistenzprinzips ist Michael Moorcocks Kurzgeschichte Imitatio Christi beziehungsweise Sehet
    - Ein Mensch (Behold The Man, 1967) und deren Romanfassung I.N.R.I oder Die Reise mit der Zeitmaschine (1970): Darin will ein Zeitreisender das Leben Jesu beobachten, findet diesen aber als buckliges, sabberndes, geistig und körperlich behindertes Kind und die Jungfrau Maria als fette Schlampe, die durchblicken lässt, dass Joseph gar nicht der Vater ihres Sohnes ist. Der Schock, dass die Geschichte sich nicht so entwickeln kann, wie das Neue Testament vorgibt, bringt den Protagonisten dazu, die Rolle des Messias zu übernehmen. Er sucht sich die Jünger aus, sorgt dafür, dass Judas ihn verrät und stirbt als Märtyrer, um die Prophezeiung zu erfüllen.
    Auch Garry Kilworth nimmt sich in Auf nach Golgatha! (Let’s Go to Golgatha, 1975) die Kreuzigung zum Thema: Mit Pauschalzeitreisen strömen ganze Reisegruppen zum Passahfest und drängen, um nicht aufzufallen, Pontius Pilatus zur Verurteilung Jesu -während die einheimischen Juden in ihren Häusern sind. Ein noch krasseres Beispiel ist Robert Heinleins
    Klassiker Entführung in die Zukunft (All You Zombies, 1964). Darin formieren sich die Paradoxa zu einem geschlossenen Realitätskreis, in dem der Protagonist zugleich sein eigener Kindesentführer, seine Mutter und - nach einer Geschlechtsumwandlung - sein Vater ist.
    • Zeitreisen in die Vergangenheit sind zwar möglich, aber Veränderungen nicht: Die Zeitreisenden sind dann nur Beobachter, die nicht mit ihrer Umgebung wechselwirken können. Karl-Herbert Scheer hat dies in Die Invasion der Toten (PERRY RHODAN Nr. 264) -nicht ganz konsequent - beschrieben. Die Zeitreisenden gelangten in ein Schattenreich, deren Bewohner Komponenten einer >Erinnerung des Kosmos< darstellen, die ohne Eingriff von außen für ewig festgeschrieben sind und keine echte, lebendige Existenz mehr besitzen.
    Es ist jedoch fraglich, ob sich auf diese Weise Zeitparadoxien wirklich vermeiden lassen. Zwar müsste man Zeitreisen nicht einmal persönlich unternehmen. Eine ferngesteuerte Kamera - eine Art Zeitauge - würde genügen. Freilich lehrt die Physik, dass es keine Beobachtung ohne Interaktion gibt. Denn die Kamera müsste, um etwas zu sehen, Photonen auffangen und infolge der Absorption auch sichtbar sein. Das aber würde schon genügen, um die Anderzeit zu beeinflussen. Dazu der Essayist Harun Raffael: »Denken wir uns, dass jemand per Zeitauge Napoleon als jungen Offizier bei einer seiner ersten Schlachten beobachtet - Napoleon sieht das Zeitauge, wird von dieser unbegreiflichen Erscheinung kurz abgelenkt, und wird von einer Kugel getroffen. Jede Hilfe kommt zu spät.«
    • Zeitparadoxien treten nicht auf, weil die Natur sich dagegen wehrt: Ein besonders brutales Beispiel be-schrieb Fredric Brown in der Kurzgeschichte Das Experiment (Experiment, 1954): Als der Erfinder nach erfolgreicher Demonstration seiner Zeitmaschine ein Paradoxon erzeugen will, verschwindet er und der Rest des Universums einfach.
    • Ein Sonderfall der Zeitreise-Thematik sind Rückwärtszeiten und Zeitschleifen. Schon 1922 ist von France Scott Fitzgerald Der seltsame Fall des Benjamin Button (The Curious Case of Benjamin Button) geschildert worden, der als uralter Mann geboren und dann immer jünger wird und ein entsprechend >verkehrtes< Leben führt. Martin Amis hat in Pfeil der Zeit (Time’s Arrow, 1991) die gleiche Grundidee noch schonungsloser ausgestaltet. Hier ist der Protagonist in fast allem zeitverkehrt, das heißt er verleibt sich auf der Toilette auch Materie ein und legt sie am Mittagstisch vom Mund auf den Teller. Sein schrecklicher Beruf besteht darin, aus fröhlichen Menschen blutige, aufgeschlitzte Verletzte zu machen. Nur in seinen jungen Jahren machte alles Sinn: Da war er beteiligt, den Rauch im Himmel in Schornsteine zu saugen und im Feuer Menschen zu erschaffen, die aus den Öfen geholt und in Kammern

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