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PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium

PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium

Titel: PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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Flagge von St. Peter weht in China ebenso wie in ganz Amerika. Freilich schnaufen in England noch die dampfgetriebenen Eisenbahnen, Nachrichten werden über Signaltürme vermittelt und die Inquisition beherrscht das Land und geißelt den technischen Fortschritt als Ketzerei -doch dafür gab es keine Weltkriege und Konzentrationslager.
    Im Gegensatz zu solchen globalen Alternativwelten bestehen in Alfred Besters Story Die Mörder Mohammeds (The Men Who Murdered Mohammed, 1967) die Paralleluniversen in den individuellen Bewusstseinen. Zeit und Zeitreisen sind subjektiv und betreffen nur einen selbst. »Es gibt Milliarden von Individuen, von denen jedes sein eigenes Kontinuum hat, und ein Kontinuum vermag nicht ein anderes zu beeinflussen. Wir sind wie Millionen von Spaghetti in demselben Topf. Kein Zeitreisender kann jemals einen Gefährten in der Vergangenheit oder Zukunft treffen. Jeder von uns kann nur seine eigene Strähne bereisen.« Paradoxien sind daher nicht möglich.
    • Eine weitere Möglichkeit: Die Zeit ist eine Illusion. In Wirklichkeit gibt es den Ablauf der Ereignisse gar nicht - dies ist nur unsere subjektive, irrige
    Empfindung -, sondern ein Raum-Zeit-Kontinuum, in dem die Zeitachse quasi räumlich ist und alles festliegt. »Von Stund’ an sollen Raum und Zeit für sich völlig zu Schatten herabsinken, und nur noch eine Union der beiden soll Selbständigkeit bewahren«, lautet Hermann Minkowskis klassische Interpretation der Relativitätstheorie. Der Mathematiker Hermann Weyl hat diese mögliche Deutung folgendermaßen beschrieben: »Der Schauplatz der Wirklichkeit ist nicht ein stehender dreidimensionaler Raum, in dem die Dinge in zeitlicher Entwicklung begriffen sind, sondern die vierdimensionale Welt, in welcher Raum und Zeit unlöslich miteinander verwachsen sind. Diese objektive Welt geschieht nicht, sondern sie ist -schlechthin, ein vierdimensionales Kontinuum, aber weder Raum noch Zeit. Nur vor dem Blick des in den Weltlinien der Leiber emporkriechenden Bewusstseins >lebt< ein Ausschnitt dieser Welt >auf< und zieht an ihm vorüber als räumliches, in zeitlicher Wandlung begriffenes Bild.«
    Und Ähnliches hatte Einstein auch im Sinn, als er schrieb: »Für uns gläubige Physiker hat die Scheidung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nur die Bedeutung einer, wenn auch hartnäckigen, Illusion.« Eine eindrucksvolle literarische Umsetzung des quasi-räumlichen Alles-auf-einmal-Zeiterlebens ist Norman Spinrad in seiner Story The Weed of Time (1970) gelungen, worin ein außerirdisches Kraut, das von der ersten Expedition zu einem anderen Planeten auf die Erde zurückgebracht wird, die Weyl’sche Illusion aufhebt und man sein ganzes Leben von der Geburt bis zum Tod vor Augen hat und nichts davon ändern kann. Einen ähnlichen Plot hat Ted Chiangs Story of Your Life (1999), worin eine neue Sicht von Sprache und Denken die Zeit-
    wahrnehmung so verändert, dass man sein ganzes Leben quasi simultan zu erkennen vermag. Bis heute streiten sich Philosophen und Physiker, ob es besser ist, die Zeit als gesonderte Dimension zu verstehen oder sie mit den drei Raum-Dimensionen zu vereinigen. Ist Letzteres richtig, existiert kein echtes Nacheinander, sondern alles ist quasi simultan -man spricht dann auch vom >Block-Universum<, weil dessen Existenz dann wie ein Eisenblock ein für alle Mal fixiert ist. Dann wären auch die Aktionen der Zeitreisenden immer schon Teil der Raumzeit.
    Eine witzige Pointe gab Ray Bradbury in The Toynbee Convector (1983): Der Protagonist behauptet, mit einer Zeitmaschine aus einer friedlichen, utopischen Zukunft zurückzukehren, daraufhin macht sich Optimismus breit und die Menschen realisieren diese Zukunft. Als der Mann als Schwindler auffliegt, ist es zu spät: die fingierte Prophezeiung hat sich selbst erfüllt.
    Sinn und Unsinn von Zeitreisen
    Gründe und Motive, um Zeitmaschinen zu bauen, wenn
    es möglich wäre, gibt es genug.
    • Der materialistisch gesinnte Zeitgenosse wird als Erstes an die ungeheueren Reichtümer denken, die sich - allein schon durch geschickte Geldanlagen und die Zinsen - anhäufen ließen. Mack Reynolds beschreibt in Zins und Zinseszins (Compounded Interest, 1956), wie der erste Zeitreisende auf diese Weise zum Besitzer der halben Weltwirtschaft wird -nur um sich schließlich die gewaltigen technischen Mittel und Energien für den Bau und Betrieb der Zeitmaschine leisten zu können. Wenn die Zukunft offen ist, also nur mehr oder weniger

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