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PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium

PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium

Titel: PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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kahl rasiert. Ihr faltiges Gesicht wurde von einem großen Mund bestimmt. Ihre Augen lagen tief in den Höhlen und lachten.
    »Großmutter!«
    Etor-tai stand auf. »Argha-cha! Ich hatte gehofft, dass du kommst. Ich wusste, dass du mich nicht enttäuschen würdest.«
    »Du... lebst? Aber das kann nicht sein! Ich habe dich sterben sehen. Dein Blut ist mir ins Gesicht gespritzt, brannte in meinen Augen!«
    »Glaubst du wirklich, dass man ein altes Schlachtross wie mich so einfach loswird?« Die Vorreiterin der Mongaal breitete die Arme aus. »Komm, Kind, begrüße deine Großmutter!«
    Argha-cha warf sich mit einer Inbrunst in die Arme ihrer Großmutter, die sie selbst überraschte. War es die Kälte, die von ihrem nassen Tuch auf sie eindrang? Die Sehnsucht danach, nicht allein zu sein? Egal. Argha-cha konnte nicht an sich halten. Ihre Großmutter war warm. Ihre starken Arme, die viele Feinde zerquetscht hatten, umschlossen sie zärtlich. Argha-cha spürte, dass ihr nichts mehr geschehen konnte. Ihre Großmutter würde sie beschützen.
    »Großmutter«, murmelte Argha-cha. »Ich lasse dich nie wieder allein. Nie wieder!« Ihr war, als sei sie wieder ein Kind.
    Etor-tai sagte nichts, drückte sie nur fest an sich.
    Nach einiger Zeit schob Etor-tai das Mädchen von sich. Sanft, aber bestimmt. Argha-cha ließ es mit sich geschehen, wenn auch widerwillig.
    »Du musst hungrig sein, Mädchen«, sagte die Vor-reiterin der Mongaal. »Du bist einen weiten Weg gekommen.«
    Natürlich. Wie hatte sie das Knurren ihres Magens vergessen können? »Ja!« rief Argha-cha. »Ich könnte die halbe Welt verspeisen!«
    Etor-tai verzog den breiten Mund zu einem Lächeln. »Gut, du hast Appetit. Du wirst ihn brauchen.«
    Die Vorreiterin ging an das Feuer und beugte sich über den Braten. Sie schnitt ein Stück - ein großes - davon ab, legte es in eine Schale. Aus einem Topf, den Argha-cha bislang nicht bemerkt hatte, schöpfte sie Gemüse und füllte die Schüssel damit auf.
    Argha-cha beobachtete ihre Großmutter. Sie wirkte jünger, gelenkiger. Die Etor-tai, die sie kannte, hätte sich niemals so beiläufig über den Braten beugen können. Der Rücken hatte die alte Tran seit langer Zeit geplagt.
    »Hier.« Die Vorreiterin hielt ihr die dampfende Schale hin. »Iss!«
    Es hätte der Bitte nicht bedurft. Argha-cha schlang das Fleisch und das Gemüse wie eine Verhungernde in sich hinein. Rasch hatte sie die Schale geleert.
    »Noch eine?« fragte ihre Großmutter.
    Argha-cha nickte.
    Etor-tai füllte die Schale ein zweites Mal. Argha-cha stürzte sich auch auf diese.
    »Argha.«, sagte ihre Großmutter, während sie ihren Magen füllte. »Hör mir gut zu, ich habe dir etwas Wichtiges zu sagen.«
    Argha-cha grunzte eine Antwort. Sie wollte den Löffel absetzen, um ihrer Großmutter in ganzen Sätzen antworten zu können, aber Etor-tai hob die Hand. »Nein, iss weiter. Immer weiter. Du darfst nicht aufhören, versprichst du mir das?«
    Argha-cha nickte. Was für eine seltsame Bitte! Aber sie würde ihr nachkommen. Ihre Großmutter würde ihr nie etwas antun. Niemals.
    »Argha, Liebes«, fuhr Etor-tai fort. »Du weißt nicht, wie sehr ich mich freue, mit dir zusammen zu sein. Aber ich kann nicht bleiben.«
    Argha-cha verschluckte sich. Ihre Großmutter bedachte sie mit einem strafenden Blick. Das Mädchen beeilte sich, weiter zu essen, auch wenn es ihr schwer fiel. Die Fleischstücke wurden immer größer. Es gelang ihr beinahe nicht mehr, sie hinunterzubringen.
    »Das gilt auch für dich«, sagte Etor-tai. »Du kannst hier nicht bleiben. Niemand kann das, in diesem Niemandsland. Ich bin hier, um dir etwas zu geben. Danach muss ich weiterziehen. Und du auch.«
    Die Vorreiterin rückte näher an das Mädchen heran. »Die Mongaal sind in Gefahr, das weißt du. Ich habe getan, was ich konnte, um unseren Clan zu beschützen, aber ich habe nicht genügt.«
    »Aber Großmutter!« brachte Argha-cha hervor. Das Eingeständnis des Versagens war zu unerhört, als dass sie sich hätte beherrschen können.
    »Still! Iss!« herrschte die alte Frau sie an. »Wir haben nicht viel Zeit.« Etor-tai legte dem Mädchen eine Hand auf die Schulter. »Du musst zu Ende führen, was ich begonnen habe, Argha-cha. Hörst du? Gib nicht auf, zieh dich nicht zurück!«
    Argha-cha hatte die Schale beinahe leer gegessen. Nur das größte Stück Fleisch war übrig. »Das will ich!« rief sie. »Aber wie soll ich das tun? Ich bin ganz allein. Ein Mädchen!«
    Etor-tai

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