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PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium

PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium

Titel: PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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als die Wut und Verzweiflung übermächtig zu werden drohte, hatte man eine Stelle gefunden, an denen die grabenden Hände wenigstens anfangs auf kein Hindernis gestoßen waren. In aller Hast hatte man eine Grube ausgehoben und die Leiche der Vorreiterin in sie hineingelegt.
    Argha-cha roch Verwesung, als sie an das Grab trat. Der Gestank ging nicht von ihrer Großmutter aus, dazu lag der Todeszeitpunkt der Vorreiterin zu nahe. Es war die Grube und das ausgehobene Erdreich, die einen Gestank verströmten, die das Mädchen würgen ließen. Ihr Blick fiel über den Aushub und fand halb zersetzte Folien und Plastikteile, die aus der grauen Masse hervorstanden.
    Sie betteten ihre Großmutter in einer Müllkippe zur letzten Ruhe.
    »Argha, ist dir nicht gut?«
    Echrod-or hatte sich aus der schweigenden Menge geschält und war zu ihr getreten.
    »Es geht schon«, brachte sie hervor. »Es ist nur dieser Gestank!«
    Der Geschichte-Erzähler nickte. »Er ist widerlich, ja.«
    Argha-cha holte tief Luft, durch den Mund, um den Gestank nicht schmecken zu müssen. Einmal, zweimal, dreimal. Wie eine Taucherin pumpte sie ihren Körper voller Sauerstoff, bevor sie in die Tiefe stieg.
    »Argha, du musst das nicht tun«, flüsterte Echrod-or. »Das ist die Aufgabe eines erfahrenen Kriegers. Überlass es ihnen, einen zu finden, der den Mut aufbringt. Von mir aus diesem Belhon-ang. Du bist nur ein Mädchen, wenn auch.«, er stockte, ».wenn auch ein besonderes. Du kannst immer noch umkehren, niemand wird deshalb schlecht von dir denken.«
    »Nein, das geht nicht«, sagte sie. »Ich habe mich entschieden, Echrod.« Sie umarmte ihn rasch und wandte sich ab, bevor der Mut sie verlassen konnte.
    Die Clansleute hatten an einer Seite der Grube unregelmäßige Stufen in die Erde gekratzt. Argha-cha stieg sie hinab.
    Ihre Großmutter lag am Grund der Grube. Man hatte ihr die Rüstung ausgezogen, das Blut abgewaschen und sie mit einem einfachen Tuch bedeckt. Es war aus demselben Material wie das des Menschbilds, stellte das
    Mädchen fest, als sie sich vorbeugte und es prüfend betastete. Das Tuch ließ den Kopf frei. Einen Augenblick lang versuchte Argha-cha die bleichen, blutleeren Züge ihrer Großmutter zu deuten. Sie las grenzenlose Überraschung darin, als könne Etor-tai selbst im Tod nicht glauben, dass sie einem Gegner unterlegen war.
    Argha-cha legte sich auf die tote Frau. Sie musste die Beine etwas anwinkeln, da Etor-tai kleiner als sie war und die Mongaal das Grab auf die Größe der Vorreiterin hin ausgehoben hatten. Kälte drang von der Leiche herauf und ließ sie erschauern. Argha-cha schloss die Augen und wartete.
    Erdklumpen fielen auf sie herab. Anfangs rollten sie von ihrem Rücken zur Seite, bald aber häuften sie sich auf und legten sich wie eine schützende, wärmende Decke über sie.
    Argha-chas Zittern ebbte ab, und für kurze Zeit gab sie sich der unvermuteten Geborgenheit hin.
    Dann prallte die erste Hand voll Erde gegen ihren Hinterkopf. Argha-cha keuchte, riss den Kopf hoch. Im selben Moment traf sie der nächste Klumpen. Er war wie ein Faustschlag und drückte ihren Kopf wieder nach unten. Das Mädchen keuchte. Der Rhythmus der Einschläge beschleunigte sich jetzt. Hatte er anfangs einem sanften Nieseln geglichen, erinnerte er sie nun an einen Hagelschauer - nur, dass die Erde anders als der Hagel nicht schmelzen würde und sich immer höher auftürmte. Argha-cha war, als laste ein Tonnengewicht auf ihr. Etwas in ihr schrie auf, wollte sich freizappeln, mit aller Kraft um sich schlagen, wie ein Fisch, den man an Land geholt hatte.
    Argha-cha kämpfte mit aller Kraft dagegen an. Sie durfte ihrem Überlebensimpuls nicht nachgeben. Es war zu spät. Die Clansleute würden das Grab mit Erde auffüllen, ganz gleich, was sie tat. Argha-cha hatte sich aus freien Stücken entschieden, den letzten Atem der Vorreiterin zu schöpfen. Verließ sie jetzt der Mut, starb sie als Feigling, der den Mund zu voll genommen hatte. Der Clan hatte keine Verwendung für ihresgleichen. Die Clansleute würden das Grab nach der vorgeschriebenen Zeit wieder ausheben, Argha-chas Leiche in einem Feuer aus Tragtierdung verbrennen, und ein anderer, Würdigerer, würde den letzten Atem Etor-tais schöpfen.
    Argha-cha gelang es, bis zu dem Punkt stillzuhalten, an dem das Gewicht der aufgehäuften Erde es unmöglich machte, sich zu rühren. Sie öffnete die Augen. Dunkelheit umgab sie. Zwischen ihrem und dem Kopf Etor-tais hatte sich ein kleiner, von

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