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PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium

PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium

Titel: PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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Erde ausgesparter Raum erhalten. Argha-cha atmete die Luft, die darin gefangen war. Mit jedem Zug wurde sie wärmer und abgestandener, löschte sie weniger das Brennen in ihren Lungen.
    Die Aufschläge der Erde, die die Clansleute immer höher über ihr aufhäuften, kamen von weit weg, wie die Erschütterungen eines fernen Erdbebens. Argha-cha nahm sie nur noch am Rande wahr, Millionen von Nadeln stachen in ihre Haut, gleichzeitig fühlte sie, wie ihre Glieder taub wurden.
    Sie musste Etor-tais Atem schöpfen. Rasch.
    Die Schwärze war so tief, dass sie das Gesicht ihrer Großmutter nicht sah, obwohl es nur einen Fingerbreit von ihrem entfernt war. Doch in Gedanken sah sie die Großmutter vor sich, die zahllosen Falten, die sich in ihre von Wind und Sonne verwüstete Haut gegraben hatten, ihre unpassend kleine Nase, die an die eines vorlauten Kindes erinnerte, die dünnen Lippen ihres Mundes, die sich nur selten zu einem Lächeln verzogen, und meist nur dann, wenn ihre Lieblingsenkelin in der Nähe war.
    Etor-tais Lippen.
    Das Feuer in Argha-chas Lungen loderte immer höher, dennoch zögerte sie. Man berührte die Vorreiterin nicht ungefragt, auch nicht, wenn man ihre liebste Enkelin und die Vorreiterin tot war.
    Schließlich wurde das Brennen unerträglich. Argha-cha, die ihre Hände um den Kopf der Großmutter gelegt hatte, verstärkte den Griff, als fürchte sie, Etor-tai könne sich ihr entwinden, dann presste sie ihre Lippen gegen die der Vorreiterin und sog ihren Atem ein.
    Augenblicklich strömte Kühle in die Lungen des Mädchens. Sie sog ein zweites, drittes Mal, spürte, wie das Feuer in ihr erstarb. Argha-cha wollte ihre Lippen wieder von denen ihrer Großmutter lösen. Es gelang ihr nicht. Die Tote hielt sie fest, nicht kraft ihrer zu neuem Leben erwachten Muskeln, sondern als fesselte ein Unterdruck Argha-cha.
    Der Unterdruck nahm zu. Er sog an ihr. Das Mädchen spürte, wie ihr Innerstes nach außen gekehrt wurde. Mit aller Kraft stemmte sie sich dem Zug entgegen. Einige Augenblicke hielt sie ihm stand, dann wurde Argha-cha davongerissen.
    Eine neue, noch tiefere Schwärze umfing sie.
    ***
    Argha-cha war allein. Die Steppe, deren Staub sich zwischen ihren Zehen und Zähnen, unter ihren Armen und ihrer Kleidung abgesetzt hatte, reichte bis zum Horizont. Das Mädchen drehte sich auf dem Absatz. Das Land war flach und konturlos. Kein Baum, kein Strauch, keine Erhebung brach die Ebene.
    Die Sonne? Es gab keine. Argha-cha reckte den Kopf in alle Richtungen. Vergeblich. Der Himmel war von einem düsteren Rot, das an Abendrot erinnerte, aber das Licht kam von allen Seiten zugleich.
    Argha-cha richtete den Blick wieder auf die Steppe. Ihr war kalt. Ein schneidender Wind strich über sie, drang durch ihre Kleidung. Ein dünnes Tuch war es, um ihre Schultern geschlungen. Argha-cha kannte die Steppe. Sie wusste, dass sie Schutz brauchte, Wärme. Sonst würde sie verloren sein. Und Wasser. Ihr Mund war ausgetrocknet.
    Wieder drehte sie sich um die Achse - und sah ihn.
    Es war nur ein Punkt, eine winzige Unebenheit in der flachen Linie des Horizonts. Ihre Hoffnung. Argha-cha stellte sich eine Oase vor. Bäume, die sie vor dem Wind schützten. Und Wasser, süßes Wasser. Sie konnte sich nicht entsinnen, wann sie das letzte Mal getrunken hatte. Es musste Jahre her sein, in einem anderen Leben.
    Argha-cha machte sich auf den Weg. Sie brauchte eine kleine Ewigkeit, um den Punkt zu erreichen. Ihr trockener Mund schmerzte. Der Punkt wuchs, bis sie schließlich Einzelheiten erkennen konnte. Sie sah Farnbäume. Ihr glänzendes Grün peinigte die Augen des Mädchens.
    Argha-cha rannte los. Mit schmerzenden Muskeln und brennender Lunge erreichte sie die Oase. Ein Tümpel! Das Mädchen stürzte sich hinein, trank das schlammige Wasser, löschte den Brand in ihrem Innern.
    Irgendwann kroch sie wieder aus dem Wasser. Ein Duft war ihr in die Nase gestiegen. Von gebratenem Fleisch. Tragtier, der stechende Beigeruch war unverkennbar. Hungrig folgte sie der Duftspur, bahnte sie sich ihren Weg durch die großen Farnwedel.
    Sie gelangte an eine Lichtung. Ein Feuer brannte in ihrer Mitte. An einem Spieß briet ein Stück Fleisch. An dem Feuer, den Rücken zu Argha-cha, kauerte eine gedrungene Gestalt auf einem Stein.
    Argha-cha trat auf die Lichtung.
    »Entschuldige«, sagte sie leise, um die Gestalt nicht zu erschrecken. »Kannst du mir helfen? Ich habe Hunger und.«
    Die Gestalt wandte sich um.
    Es war eine Frau. Ihr Schädel war

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