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PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium

PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium

Titel: PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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der eigenen Technik über das Überleben, als vielmehr der Stand der gegnerischen. Bislang hatten ihre Feinde in Vaaligo, wie man auf Altterranisch sagte, >nur mit Wasser gekocht<.
    Bislang.
    »Wohin jetzt?« fragte Bull. »Irgendeine Ahnung?« Er grinste auffordernd.
    »Noch nicht. Muss mich erst konzentrieren. Behalt die Orter im Auge, okay?«
    »Okay.«
    Rhodan schloss die Augen. Er holte tief Atem, sog die süßliche Luft der Götzenstadt ein. Er behielt die Luft einige Sekunden lang in den Lungen, atmete langsam wieder aus und wiederholte den Vorgang. Mit jedem Atemzug verlangsamte sich sein Puls. Rhodan verbannte nach und nach die Gedanken über die Herkunft der Nodronen, ihre Technologie, die bangen Fragen darüber, was die Zukunft bringen und ob sie jemals wieder in die Vergangenheit, ihre Zeit, zurückkehren würden, aus seinem Bewusstsein.
    Er lauschte. Nicht dem, was seine Ohren ihm übermittelten, sondern tief in sich hinein. Stille empfing ihn. Er gab sich ihr hin. Bullys Schulter drückte gegen seine, warm und vertraut.
    Schließlich hörte er es. Wie einen Ruf aus weiter Ferne. Er drehte den Kopf, um ihn besser zu hören. Eine nutzlose Geste, nahm er den Ruf doch nicht mit seinen Ohren wahr. Rhodan konzentrierte sich, und die Stimme, nein, die Stimmen wurden lauter. Eine gehörte einem Mann, die andere einer Frau. Worte formten sich aus dem Singsang.
    Bei der Kraft unserer Herzen schwören wir, Treue den Herren von Nodro, den Lenkern des nodronischen Empires, den Boten nodronischer Dominanz, den Zwillingsgötzen des Empires.
    »Funktioniert es?«
    Bulls Stimme übertönte den Götzenschwur, verdrängte ihn aber nicht.
    »Ja. Ich höre ihn.« Nach einigen Augenblicken verkündete Rhodan: »Wir müssen hier lang.« Rhodan überspielte seinem Freund die genaue Richtungsangabe auf die Anzugsvarsonik.
    »Dann los!«
    Rhodan schüttelte die Trance ab, und die beiden Männer rannten los, die Funktionen ihrer Anzüge auf ein Minimum reduziert, um Aufspürung durch die gegnerische Ortung zu vermeiden. Sie folgten dem inneren Kompass, den Rhodan beim Flug über das umkämpfte Kion entdeckt hatte. Dank der Mentalstabilisierung waren er und Bull gegenüber fremden mentalen Einflüssen eigentlich immun, seien es die der Traumfamnire oder der Götzen, aber Rhodan hatte zu seiner Verblüffung festgestellt, dass er, konzentrierte er sich nur stark genug, den Ruf der Götzen in sich widerhallen hörte. Den Ruf, frei von seinem suggestiven Zwang. Offenbar besaß er eine geringfügig größere Empfänglichkeit für mentale Signale als Bull.
    Der Plan, der sich daraus ergeben hatte, war offenkundig gewesen: Rhodan und Bull würden zusammen in die Götzenstadt vordringen, und ihre Herrscher ausfindig machen - dank ihres Rufs, der Rhodan ohne ihr Wissen als mentaler Peilsender diente.
    Rhodan und Bull liefen die mit Tierhäuten abgehängte Wand entlang. Rhodan spähte in die Lücken zwischen die einzelnen Häute, um festzustellen, aus welchem Material sie bestanden. Es war von stumpfem Grau, ein Kunststoff oder eine Metalllegierung, auf jeden Fall aber nicht die Bahn eines echten Zelts. Die Götzenstadt setzte offenbar die Linie Kions fort: Nach außen hin einer mythenumrankten Vorzeit verbunden, gehörte ihr Kern unzweifelhaft zu der Moderne eines raum-fahrenden Volkes.
    Die beiden Terraner gelangten an einen Eingang. Er stand offen. Rhodan und Bull nickten einander zu. Rhodan hechtete in die Öffnung, gedeckt von Bull, rollte sich ab und suchte Deckung.
    Das erwartete Gegenfeuer blieb aus. Bull betrat vorsichtig den Zeltbau. Es war eine riesige Halle, die Rhodan in ihren Ausmaßen an eine Raumschiffswerft erinnerte. Knisternde Feuer erhellten sie. Sie waren überall auf dem Boden verteilt, schwebten, getragen von Antigravfeldern unter der Hallendecke. Ihr Rauch musste von unsichtbaren Energiefeldern abgeleitet werden, Rhodan roch nicht einmal einen Anflug von Qualm.
    »Nicht übel! So gibt man seinen Untertanen zu verstehen, wo oben und unten ist«, flüsterte Bull. Getragen von einer ausgefeilten Akustik hallten seine Worte durch den Saal, als hätte er sie gerufen.
    Die beiden Männer drangen in die Mitte des Audienzsaals vor. Ein Podest ragte dort auf. Es erinnerte Rhodan an das der Richterin der Vierunddreißigsten Hohen Gerichtsbarkeit, doch dieses, erkannte er augenblicklich, war ein Abklatsch gewesen, eine krude Kopie, gefertigt aus billigem Plastik. Das Original bestand aus einem Gestein, das von innen heraus

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