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PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium

PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium

Titel: PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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Verräterin an ihrer toten Großmutter. »Also sperr gefälligst den Mund auf!«
    »Argha-cha. ich bitte dich. ich.«
    Die Vorreiterin bekam nicht mehr mit, ob Echrod-or einen ganzen Satz hervorbrachte. In ihrer Wahrnehmung, gespeist vom Gefechtssystem und den Ortern ihrer Rüstung, flammte eine Sonne auf. Eine Explosion, etwa einen Kilometer westlich von ihrem Standort. Sie war weit schwächer als diejenigen, die sie bisher registriert hatten, aber sie besaß ein Merkmal, das sie elektrisierte. Die Orter wiesen eindeutig eine starke fünfdimensionale Strahlungskomponente nach.
    »Argha!« rief Echrod-or. »Was hast du? Du siehst so abwesend.«
    »Nichts. Steig auf, Geschichte-Erzähler!«
    Sie gab ihre Wahrnehmung an die übrigen Krieger weiter. Die Dreizehnerschaft nahm blitzschnell eine neue Sturmformation ein, wartete einige lange Sekunden, bis sich der Geschichte-Erzähler eingereiht hatte, und machte sich auf.
    Sie hatten etwa die Hälfte der Strecke zurückgelegt, als eine zweite Sonne in Argha-chas Wahrnehmung aufging. Ihr Spektrum glich haargenau der ersten.
    »Schneller!« spornte die Vorreiterin die Dreizehnerschaft an und trieb ihre Fußspitzen tief in die Flanken des Sturmtiers. Das Tier beschleunigte. Sein Schnauben klang jetzt angestrengt. Eine um die andere durchschlug Argha-chas Sturmtier die Mauern des Palasts. Die Hallen, die in ihrem Prunk wetteiferten, erwarteten verlassen den Einzug der neuen Herren.
    Schließlich rammte Argha-chas Sturmtier durch eine Mauer, die widerstandsfähiger als alle vorherigen war. Zum ersten Mal spürte sie, wie das Sturmtier einen Moment aufgehalten wurde, bevor das Material nachgab.
    Warmes, indirektes Licht umfing Argha-cha, als sie die letzte Zuflucht der Götzen betrat.
    Sie kam zu spät.
    Überall in dem Saal fanden sich Kampfspuren. Einige kleinere Brände züngelten vor sich hin, erfüllten die Luft mit beißendem Rauch. Leichen lagen verstreut im Saal, die Uniformreste, die an ihnen klebten, wiesen sie als Soldaten der Götzenstadt aus.
    Die Dreizehnerschaft schwärmte in Argha-chas Rücken aus, bereit, jeden aufflackernden Widerstand zu brechen. Rasch stellte es sich heraus, dass es keinen gab, sie waren auf ein Leichenfeld gestoßen. Keiner der Krieger sagte ein Wort. Echrod-or öffnete den Mund, schloss ihn aber wieder, als er Argha-chas Miene bemerkte.
    Die Vorreiterin löste ihre Finger von den Hörnern. Das Gefühl war aus ihnen gewichen, so fest hatte sie sie umklammert. Steif hangelte sie sich den Dreifachsteigbügel hinunter auf den Boden und trat in den Saal, um bestätigt zu sehen, was ein schmerzhafter Klumpen in ihrem Magen ihr längst mitgeteilt hatte.
    Sie fand die Götzin zuerst. Sie lag auf dem Bauch. Argha-cha schob eine Stiefelspitze unter den Körper. Die Leiche rutschte herum und kam auf dem Rücken zu liegen.
    Argha-cha erinnerte die Götzin an eine Puppe, die sie und Echrod-or bei ihrem Ausflug nach Kion in einem Laden gesehen hatten, perfekt und seelenlos. Ihr makelloses Gesicht hatte im Tod nichts von der Maskenhaftig-keit verloren, die ihm zu Lebzeiten zu eigen gewesen war. In ihrer Brust klaffte ein faustgroßes Loch. Seine Ränder waren glatt, nirgends war Blut zu sehen. Man hätte glauben können, jemand hätte ihr in einer so schnellen Bewegung das Herz aus der Brust gerissen, dass der Schock schlagartig ihre Blutgefäße versiegelte.
    Ihr Bruder lag einige Meter weiter auf der Spitze des Podests, auch in seiner Brust fand sich ein sauber geschnittenes Loch.
    Die Vorreiterin beugte sich über die Leiche. Was für eine Waffe richtete derartige Verletzungen an? Ein Strahler verbrannte organisches Gewebe mühelos, aber Argha-cha konnte keine Brandspuren an den Leichen finden. Ein Desintegrator? Argha-cha erschien diese Möglichkeit glaubhafter, aber immer noch unwahrscheinlich. Der Strahl eines Desintegrators hätte sich glatt durch die Körper hindurchgebohrt. Ein verwegener Gedanke kam ihr: Was, wenn die Verletzungen von innen heraus entstanden waren?
    Sie spürte eine Hand auf ihrer Schulter.
    »Es tut mir Leid«, flüsterte Echrod-or. »Es muss dir sehr wehtun, dass andere uns zuvorgekommen sind.«
    Es war eine ungehörige Geste, die Vorreiterin zu berühren, doch Argha-cha ließ den Geschichte-Erzähler gewähren. Ihre Wut auf ihn war erkaltet - fast schämte sie sich ihrer -, und Echrod-or meinte es nur gut mit ihr.
    »Wer immer das war, hat ganze Arbeit geleistet«, sagte der Mongaal. »Wir hätten es nicht besser vermocht.

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