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PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium

PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium

Titel: PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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Jugend gepaart mit Unwissenheit bei organischen Wesen gebiert. Ich reiste von Galaxis zu Galaxis, im Auftrag einer Sache, die ich als die einzig Richtige begriff. Ich kundschaftete, beobachtete und vermittelte, stellte die nötigen Weichen, und zuweilen tötete ich. Meine Herren schenkten mir volles Vertrauen. Sie gaben mir die Ziele vor. Wie ich sie erreichte, lag in meinem Ermessen.
    Mein Selbstvertrauen war grenzenlos. Nichts und niemand konnte mir widerstehen, meinem messerscharfen Intellekt ebenso wenig wie den Instrumenten der Macht, die meine Herren mir an die Hand gaben. Tief in mir nistete ein Gefühl, etwas Besonderes zu sein, auserwählt. Nicht einzigartig, nein, das wäre eine Vermessenheit, wie sie nur fehlerhaften organischen Wesen unterlaufen kann, aber auserwählt, Teil eines auserlesenen Zirkels, zu dem diesseits der Materiequellen nur ein, zwei Hand voll zählen mochten. Aus der Gewissheit der Auserwähltheit schöpfte ich die unerschütterliche Zuversicht, die unweigerlich den Erfolg nach sich zieht.
    So vergingen Jahrtausende. Das Licht unzähliger Sonnen spiegelte sich in meinen Augen, während ich zufrieden verfolgte, wie meine Anstrengungen und die meiner Herren Früchte trugen. Wir wiesen das Leben, das im Universum überhand zu nehmen drohte, in seine Schranken. Generationen von Helfern, organische Wesen, wie ihr es seid, kamen und gingen. Nützliche Narren, die halfen, den Untergang ihrer eigenen Völker einzuleiten, nur um in meiner Nähe zu sein, in der vergeblichen Hoffnung, dass ein Funke meines Glanzes auf sie selbst überspringt.«
    Cairol stockte. »Später, in der endlosen Einsamkeit, die folgen sollte, habe ich oft auf diese Zeit zurückgeblickt, die ihr in eurer begrenzten Begrifflichkeit vielleicht als meine Jugend bezeichnen würdet. In diesen Momenten schienen sie mir als die glücklichsten, die ich erlebt habe. Zweifel waren mir damals fremd, ebenso wie das Brennen eines Ehrgeizes, den wohl nicht einmal die Kosmokraten selbst stillen könnten.«
    »Du sprichst von deiner Jugend. Wie viele Jahre liegt sie zurück?« erkundigte sich Rhodan.
    »Das, Ritter, der du keiner mehr sein willst, ist eine Frage, die deiner nicht würdig ist«, entgegnete Cairol. »Was bedeuten dir Zeiträume, die du ohnehin niemals begreifen kannst?
    Es ist besser, du erfährst nicht von ihnen, sie würden dich nur unnötig verwirren.
    Eines Tages erging ein Ruf der Kosmokraten an mich«, fuhr Cairol fort. »Es war ein seltenes Vorkommnis - wie ich schon sagte, ließ man mir freie Hand -, aber nicht ungewöhnlich. Ich begab mich unverzüglich an den Ort, dessen Koordinaten man mir übermittelt hatte. Dort, in einem dünn besiedelten Seitenarm einer Galaxis, erwartete mich ein Schiff. Sein Anblick bereitete mir ein gewisses Unbehagen. Die Walze glich meinem eigenen Schiff. Ich war befremdet.
    Natürlich hatte ich nicht angenommen, dass meines einzigartig war - nicht einmal die Kosmokraten sind verrückt genug, dass sie Schiffe von dieser Größe als Unikate konstruieren -, aber der Anblick des Schiffes schien den Wert des meinen zu mindern. Und ich musste den Blick nur durch meine Zentrale schweifen lassen, um zu erfahren, dass mein Gefühl den Tatsachen entsprach. Es war meiner organischen Besatzung von den Gesichtern und Fühlern abzulesen.
    Ich setzte über. Zugegeben, von einer gewissen Unruhe erfüllt, aber in keiner Weise auf die Begegnung vorbereitet, die mir bevorstand. Ein einzelnes Lebewesen erwartete mich und führte mich in die Zentrale. Das Innere des Walzenschiffs glich dem meinen bis in die letzte Einzelheit. Ein geringerer als ich wäre wahrscheinlich nach kurzer Zeit zu dem Schluss gekommen, er hätte seine vertraute Umgebung überhaupt nicht verlassen.
    Ich betrat die Zentrale. Und dort, in der erhöhten Mitte, an meinem Platz, stand ein anderer - ich. Der Roboter, der über das Schiff gebot, war ein perfektes Ebenbild meiner Selbst. Zum ersten Mal, seit ich das Bewusstsein erlangt hatte, forderte mich eine Situation so sehr, dass ich zu keiner Reaktion fähig war. Ich verharrte an Ort und Stelle, während meine Sinne mein Gegenüber taxierten. Optisch nur, meine Orterfühler griffen ins Leere. Dennoch konnte ich - mit einer gewissen Erleichterung, ich gestehe es - einige feine Unterschiede zwischen mir und meinem Gegenüber feststellen: Ihm fehlten zwei Finger der rechten Hand, ein Bein erschien etwas kürzer, was in einer leicht asymmetrischen Körperhaltung mündete, sein Körper

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