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PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium

PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium

Titel: PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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eine zweite Haut ein. Nur eine Stelle ließ er bloß: die Hörner des Sturmtiers.
    Glut umhüllte die Reiter, als sie durch das Feuer stieß, das die Reste der Götzenpforte verzehrte. Argha-cha war, als nehme sie ihre Umgebung in Zeitlupe wahr, als sei das Gefechtssystem vom Ansturm der Eindrücke überfordert. Oder war das Gegenteil der Fall? Bereitete das System sie auf, um sie, Argha-cha, nicht zu überfordern?
    Die Glut blieb hinter ihr zurück. Die Formation der Sturmtiere raste über eine Rasenfläche auf das erste Gebäude der Götzenstadt zu.
    Argha-cha verfolgte aus zusammen gekniffenen Augen, wie die Mauer immer näher kam. Dann erstarb das Muskelspiel, als das Sturmtier seine sechs Beine einzog und in den Schutz seiner Hörner brachte.
    Wie ein Geschoss stürzte das Sturmtier der Mauer entgegen.
    Der Aufprall war völlig anders, als sie erwartet hatte. Argha-cha hatte mit einem furchtbaren Schlag gerechnet, einer Gewalt, der sie nur mit letzter Mühe standhalten könne. Stattdessen schnitten die Hörner des Sturmtieres, das Ergebnis jahrtausendelanger genetischer Manipulationen, durch den Stahl der
    Mauer, als bestünde sie aus Papier. Licht blendete Argha-cha, als sie in den Innenraum des Gebäudes vorstieß, einen Augenblick später verdrängt von dem Aufblitzen der Strahler, als die übrigen Krieger ihr folgten und die Nodronen, die sich in dem Gebäude fanden, erschossen.
    Argha-cha verharrte unschlüssig auf der Stelle und wartete darauf, dass ihr das Gefechtssystem einen Hinweis lieferte. Die Götzenstadt umfasste viele Quadratkilometer. Wo hielten sich die Zwillingsgötzen versteckt? Ihr Blick streifte die verkohlten Leichen, die über die Halle verstreut lagen. Sie trugen die Reste von Uniformen einfacher Diener. Keiner der Toten hätte ihnen weiterhelfen können.
    »Und jetzt?« fragte Echrod-or. Der Geschichte-Erzähler war unnatürlich bleich. Sein linker Mundwinkel zuckte, als er sprach, und verzerrte seine Worte. »Wohin gehen wir jetzt? Du warst doch schon in der Götzenstadt.«
    »Ja, aber ich erkenne nichts wieder. Man hat Etor-tai und mich durch einen Gang geschleust.« Den nächsten Satz richtete sie an die gesamte Dreizehnerschaft. »Wir stoßen weiter ins Innere vor, bis wir einen Hinweis finden!«
    Mit Argha-cha an der Spitze bahnten sich die Mongaal ihren Weg in die Götzenstadt. Sie verzichteten darauf, die vorhandenen Wege und Gänge zu benutzen, des Überraschungseffekts wegen, aber auch, weil Argha-cha eine Stärke durchflutete, die mit jeder Mauer zu wachsen schien, die sie mit ihrem Sturmtier durchstieß. Nichts konnte sie aufhalten!
    Das Gefechtssystem zeichnete ein zunehmend exakteres Bild der Götzenstadt. Sie war zu großen Teilen verlassen. Die Götzendiener mussten geflohen sein oder hatten sich so geschickt in ihren Verstecken vergraben, dass sie der Aufmerksamkeit des Gefechtssystems entgingen.
    Nach einer halben Stunde, in der Argha-chas Sturmtier viele Dutzend Mauern durchstoßen hatte, ließ die Vorreiterin eine Ruhepause einlegen. Nicht der Sturmtiere wegen - diese ließen sich nur widerwillig dazu bringen, auf der Stelle zu verharren -, sondern um ihrer selbst willen. Sie musste nachdenken.
    Argha-cha war ratlos. Das Hochgefühl, dass sie beim Eindringen in die Götzenstadt erfasst hatte, war verpufft. Die Zeit zerrann ihnen zwischen den Fingern. Mit jeder Stunde, die verstrich, verstärkte sich der Griff der Rebellen um das Empire, erhöhte sich die Chance, dass jemand anderes vor ihr die Götzen aufstöberte oder den Zwillingsgötzen die Flucht gelang. Wieso konnte das Gefechtssystem ihr nicht den Weg weisen? Speiste es sich nicht aus Quellen, die ihr verborgen blieben, vereinte es nicht die Weisheit der Vorfahren in sich?
    Ein Gedanke kam ihr. »Echrod-or!«
    »Ja?« Der Geschichte-Erzähler näherte sich zögerlich. Er war als Einziger von seinem Reittier abgestiegen. Aus Argha-chas Perspektive wirkte er wie ein Zwerg.
    »Du weißt doch sonst alles«, beschied sie ihm. »Sag mir, wo diese verfluchten Götzen sich verbergen!«
    »Das kann ich nicht. Argha.« Echrod-or wich einen Schritt zurück, als fürchte er sich vor der Vorreiterin. »Ich bin hier noch nie gewesen.«
    »Na und? Seit ich mich erinnern kann, prahlst du mit Wissen von Orten, die du noch nie betreten hast!« Argha-cha spürte, dass sie ihm Unrecht tat, aber sie konnte nicht an sich halten. Die Enttäuschung darüber, so kurz vor dem Ziel zu scheitern, war zu groß. Sie fühlte sich wie eine

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