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PR Odyssee 06 - Die Lebensboten

PR Odyssee 06 - Die Lebensboten

Titel: PR Odyssee 06 - Die Lebensboten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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größte Hindernis ist dabei nicht der Mangel an passenden astronomischen Beobachtungen, denn es lässt sich schwer erkennen, wie die beobachtende Astronomie diese Fragen klären könnte, sondern der Mangel an einer fundamentalen physikalischen Theorie«, sagt Steven Weinberg von der University of Texas in Austin. »Wenn die Beschleunigung der kosmischen Expansion anhält, kommt es zum Big Chili, dem Großen Frost.« Gesicherte Erkenntnis ist dies aber noch nicht. »Es könnte auch sein, dass der Urknall in der Vergangenheit unendlich oft stattgefunden hat und wieder und wieder geschieht.«
    Alles hängt von der Natur der Dunklen Energie ab. Was sich physikalisch hinter ihr verbirgt, ist eine wahrhafte Schicksalsfrage.
    »Die große Herausforderung der neuen Kosmologie ist es, die Dunkle Energie zu verstehen«, sagt Turner, der für seine pointierte Ausdrucksweise bekannt ist und kürzlich ins Direktorium der National Science Foundation in Washington berufen wurde. »Die Dunkle Energie ist wohl das wichtigste Problem der gesamten Physik.« Was hinter dieser seltsamen Antriebskraft steckt, gibt den Forschern Rätsel auf. Fest steht nur, dass die Dunkle Energie ein diffuses, über den gesamten Raum verteiltes, niedrigenergetisches Phänomen ist, das negativen Druck hat - also wie Antischwerkraft wirkt und den Weltraum auseinander treibt. Sie lässt sich nicht greifen, auch nicht in den hochgezüchteten Teilchenbeschleunigern erzeugen. Doch sie betrifft nicht nur fundamentale Fragen der Physik, sondern auch unsere langfristige Zukunft - genauer: die aller möglichen Zivilisationen im Universum. »Dunkle Energie ist der Schlüssel zum Verständnis unseres Schicksals«, sagt Turner - und das ist keine Übertreibung.
    Die Kosmologische Konstante
    Die einfachste Erklärung ist die Kosmologische Konstante. Sie wurde von Albert Einstein eingeführt. Nachdem er 1916 seine Allgemeine Relativitätstheorie publiziert hatte, war das theoretische Werkzeug vorhanden, um das Universum als Ganzes mathematisch zu beschreiben. Das tat er ein Jahr später - und musste überrascht feststellen, dass der Weltraum ihm gleichsam unter der Hand zusammenzustürzen oder auseinander zu fliegen drohte.
    Dieses Rechenergebnis passte nicht in das damalige Weltbild eines statischen Raumes. Entsetzt versuchte Einstein die plötzliche Dynamik zu vermeiden - durch >eine nahe liegende, mit dem Relativitätspostulat vereinbare Erweiterung< wie er schrieb. Er fügte seinen Gleichungen einfach eine Korrekturgröße an: die Kosmologische Konstante, abgekürzt mit dem griechischen Buchstaben Lambda. Sie hatte die Funktion, >eine quasi-statische Verteilung der Materie zu ermöglichen< - also den Raum in Ruhe zu halten. Einstein stellte sie sich als eine geometrische Eigenschaft der Raumzeit vor, die wie eine Art Antigravitation wirkt und die Schwerkraft der Materie gerade ausgleichen sollte.
    Doch auch mit der Kosmologischen Konstante kann der Weltraum sich ausdehnen oder zusammenziehen. Das ergaben alsbald Berechnungen von Willem de Sitter und Alexander Friedmann. Und selbst Einsteins statische Lösung erwies sich als instabil - kleinste Dichteschwankungen, ja ein Husten könnte das Kräftegleichgewicht bereits aus der Balance bringen. Die Relativitätstheorie lässt offenbar ein stabiles, unveränderliches Universum nicht zu.
    »Wenn schon keine quasi-statische Welt, dann fort mit dem kosmologischen Glied«, schrieb Einstein 1923 deshalb verärgert auf einer Postkarte an den Mathematiker Hermann Weyl. Und als Edwin Hubbles Beobachtungen bewiesen, dass der Weltraum gar nicht statisch ist, sondern expandiert, bezeichnete Einstein die Kosmologische Konstante 1931 als >die größte Eselei< seines Lebens (so zumindest hat es der Kosmologe George Garnow überliefert).
    Seither wurde Lambda von den meisten Astronomen kurzerhand gleich Null gesetzt und von manchen sogar als >hässlich< verunglimpft. Einfach streichen lässt sie sich zwar nicht, weil sie bei einer strengen Herleitungen der Einstein'schen Feldgleichungen aus physikalischen Grundprinzipien seinenwie später erkannt wurde. >Vom Standpunkt der logischen Ökonomie< galt sie jedoch als >verwerflich<, wie Einstein noch 1954 im Anhang zu seinen >Grundzügen der Relativitätstheorie< schrieb. Und schon früher, 1947, gestand er dem Kosmologen George Lemaitre in einem Brief: »Seit ich diesen Term eingeführt habe, hatte ich immer ein schlechtes Gewissen. Ich kann nicht glauben, dass so ein hässliches Ding in

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