PR Odyssee 4 Die Traumkapseln
sagten sie. - Hat die Königin denn so schlechte Leibwächter?, hab ich darauf gefragt. Dass sie Angst vor einer Axt hat, mit der man erst mühsam ausholen muss?«
Er schwang die Axt. Es sah bei ihm nicht so aus, als ob es sonderlich Mühe machte.
»Ihr könnt ja gern mit irgendwelchen Strahlern auf mich zielen, hab ich gesagt. Aber meinen treuen Spalter, den geb ich nicht in fremde Hände. Niemals. Also durfte ich ihn mit reinnehmen. Aber wisst ihr was?«
Er rollte mit den Augen. »Jetzt wollten sie plötzlich, dass ich meine Ringe abgebe. Verschrobene Bande.«
Fran sah mich fragend an. Ich zwinkerte ihr zu. Sie grinste.
Galrev fuhr fort: »Na schön, hab ich gesagt. Wenn’s denn der Friedensfindung dient . Immerhin, geklaut haben sie keinen.« Er wackelte mit den Fingern. Sie waren mit dicken, wuchtigen Schlagringen bestückt.
»Dann waren wir endlich drinnen in dem Thronsaal. Irn Tekkme saß da und schob sich oben Käfer-geschnetzeltes rein und drückte sich unten Eier raus und glotzte uns an.« Er wackelte mit dem Zeigefinger. »Das ist gefährlich, Kinder. Schaut einem Quochtel niemals in die Augen, wenn er euch anglotzt. Außer ihr lasst euch gern auch zur Abwechslung mal eins mit der Keule überziehen. Also! Wir gehen da rein, und Errek tritt vor die Königin und sagt - ach, das sagt er euch besser selbst. So schöne Worte finde ich nie.«
Errek schmunzelte. »Majestät, habe ich gesagt, viel Missverständnis hat es gegeben zwischen unseren Völkern und vielerlei Leid. Ich, Errek Mookmher, Taraks
Sohn, der neue Führer der Rebellen von Nodro, der neue Hüter der Grenzen, bitte dich im Namen meines Volkes um Verzeihung. Mögen für Rebellen und Quochten andere, bessere Zeiten anbrechen. Wir Rebellen wollen alles dafür tun.«
»Ja, genau«, sagte Galrev. »Und dann, Leute, zeigte er Irn Tekkme die Hand, die gibt.«
Errek riss seinen linken Ärmel hoch und schritt die Innenseite des Rings ab, zeigte den tätowierten Unterarm vor.
Wir standen zu weit weg, um die Tätowierung erkennen zu können. Aber es musste sich um die friedliche Marktplatzszene handeln.
»Und wisst ihr, was passiert ist, Leute?«, fragte der alte Zwerg.
Niemand wusste es.
»Irn Tekkme glotzte ihn verständnislos an, das ist passiert! Sie hat überhaupt nicht verstanden, dass Errek ihr Frieden bot. Und wisst ihr, er grinste breit, was unser Errek dann gemacht hat?«
Stille. Nur das Prasseln des Feuers um uns herum.
»Ich habe etwas getan, was eines stolzen Rebellen unwürdig ist«, verkündete Errek mit volltönender Stimme. »Unsereins ist stolz darauf, am Boden zu leben, unter einem gemeinsamen Himmel, als Gleicher unter Gleichen! Um ein Feuer sitzen wir, ob Mann, ob Frau, ob Kind! Ob Hüter oder Hirte! Kein Adjel wohnt in einem besseren Zelt als dem, das er mit seinen eigenen Kräften bauen kann!«
»Ist es so oder nicht?«, rief Galrev.
»Ja!, schrien alle. Ja, so ist es!«
Errek hob die Hände. Alle verstummten. »Ein Famnir ist des Menschen Gefährte, heißt es bei uns, ein Herr ist des Menschen Feind!«
»Heißt es so oder nicht?«, rief Galrev.
Wieder schrien alle begeistert ihre Zustimmung heraus, bis Errek die Hände hob.
»Errek: Ehe du nach dem Willen anderer Fettschwanz isst, sagt das Lehrwort, trinke lieber nach deinem freien Willen Wasser!«
Galrev: »Heißt das Lehrwort so oder nicht?«
»Jaaaa!«
Errek: »Ehe ich mit gesenktem Haupt sterbe, heißt es, will ich lieber angebunden sterben!«
Galrev: »Heißt es so oder nicht?«
»Ja! Jaaaa!«
»Ich aber«, verkündete Errek, »habe genau das getan! Ich bin vor Irn Tekkme auf ein Knie gegangen und habe das Haupt gesenkt!«
Gelähmtes, fassungsloses Schweigen.
»Und nun«, sagte Errek, »haben wir Frieden. Und Irn Tekkme wird Schlachtschiffe schicken - fünfunddreißig-tausend Stück.«
»Frieden zwischen Rebellen und Quochteln!«, rief Galrev Otashmarto. »Eine gemeinsame Front von Rebellen und Quochteln! Tarak Mookmher, er war die Geißel der Götzen!«
»Errek Mookmher, Taraks Sohn, er wird der Tod der Götzen sein!«
Galrev reckte die Streitaxt, warf den Kopf in den Nacken und stieß einen Schrei aus.
Die Rebellen nahmen den Schrei auf. Ein Lärm wogte durch die Halle, der einem schier die Trommelfelle zerriss.
30
Die Zeit des Abschieds war gekommen, und der Abschiede waren viele.
Als wir die Reisetaschen vor der prächtigen roten Tür unseres Djels bereitstellten, sagte Errek drüben seiner Frau Lebewohl. Es war ein schmerzlicher
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