PR Plophos 01 - Feinde der Menschheit
in der Nacht. Etwas Schwerwiegendes mußte geschehen sein.
Das Palais des Präsidenten lag still und drohend. Weit oben, in einem der höheren Stockwerke, waren ein paar Fenster matt erleuchtet. Licht fiel auch durch die offene Tür des kleinen Vorbaus, in dem die Wachtposten sich aufhielten.
Es war merkwürdig, fand Art, wie die Dinge in der Nacht erst ihre wahre Größe offenbarten. Es gab auf ganz Plophos kaum ein größeres Gebäude als den Palast des Präsidenten in New Taylor. Das Polizeipräsidium war natürlich größer, aber das war auch das einzige. Ein Außenstehender, überlegte Art, während er den Gleiter in die Garage hinunterlenkte, könnte allein an dem Mißverständnis von Präsidentensitz und Polizeigebäude zu den übrigen Bauwerken erkennen, daß Plophos ein Polizeistaat war, von einem Diktator regiert.
Man erwartete ihn bereits. Er hatte den Wagen kaum geparkt, da tauchten aus dem Hintergrund der Garagenhalle zwei Uniformierte auf. Der Tecko signalisierte: »Die übliche Eskorte! Keine Gefahr! «
Art atmete auf. Die beiden Männer begleiteten ihn nach oben zum vierten Stockwerk, in dem Iratio Hondro sein Amtszimmer hatte. Sie übergaben ihn der dreiköpfigen Wachmannschaft in einem mit Wartebänken und Schreibtischen ausgestatteten Vorraum und waren offensichtlich froh, ihrer Aufgabe entledigt zu sein.
Der Tecko hatte sich inzwischen umgehorcht. »Sie sind bedrückt«, meldete er. »Irgend etwas geht hier vor. Sie wissen nicht, was es ist, und das macht sie nervös.«
Art musterte die drei Männer. Der Leiter der Gruppe, ein Major, saß hinter einem der Schreibtische und war damit beschäftigt, Akten zu studieren. Die beiden anderen, ein Leutnant und ein Korporal, standen zu s beiden Seiten der Tür, die zum Arbeitszimmer des Präsidenten führte. Sie trugen schwere Strahler, an Riemen von der Schulter hängend.
Der Major sah auf und musterte Art eingehend. »Der Präsident erwartet Sie«, verkündete er. »Sobald er das Zeichen gibt, können Sie eintreten.« »Danke«, sagte Art und setzte sich auf die vorderste der Bänke. die gegenüber den drei Schreibtischen eine Hälfte des Raums ausfüllten. Der Tecko war offenbar immer noch an der Arbeit. Denn nach einer Weile berichtete er: »Es gibt außer den drei Wachen noch drei weitere Leute irgendwo in der Nähe. Ihre Gedanken sind undeutlich. Ich kann sie nicht erkennen.« Drei, dachte Art verwundert.
»Ja, einer davon ist der Präsident. Die beiden anderen sind ein Stück weit von ihm entfernt.«
»Na schön«, überlegte Art. »Wir sind mittendrin im Schlamassel.«
Er dachte für sich selbst, aber der Tecko konnte seine Gedanken lesen. »Mach dir keine Sorgen«, riet er selbstbewußt »Ich bin ja bei dir.«
Art klopfte mit der Hand gegen die Tasche, in der das Tier sich versteckt hielt. »Danke«, antwortete er. »Ich mag dich eigentlich recht gern.«
Im selben Augenblick ertönte ein Summer. Die Stimme des Präsidenten, von einem unsichtbaren Lautsprecher übertragen, stand plötzlich mitten im Raum.
»Oberst Konstantin soll eintreten!« Die Tür, neben der die beiden Wachen standen, rollte beiseite. Art stand auf, zögerte einen Atemzug lang und schritt dann entschlossen in den angrenzenden, hellerleuchteten Raum. Er hatte erwartet, außer Iratio Hondro noch zwei weitere Männer zu finden. Als er sah, daß sich außer Hondro niemand in dem weiten, mit kostbaren und schweren Möbelstücken ausgestatteten Zimmer aufhielt, verstärkte sich die Ahnung drohender Gefahr.
Hondro saß in einem tiefen, weichen Sessel seitlich des Arbeitstisches, der die Fensterfront des Raumes beherrschte. Er trug einen korrekten Ausgehanzug, als wäre es früh am Nachmittag. Er hatte die Beine übereinandergeschlagen und wippte mit dem rechten Fuß. Alles in allem machte er den Eindruck, als hätte er einen Mordsspaß im Sinn. Er sah Art von unten herauf an, und Art hatte einen Augenblick lang das Gefühl, es fiele ihm schwer, die Augen zu fokussieren. Art verneigte sich.
»Richten Sie sich ruhig wieder auf!« sagte Hondro.
Seine Stimme klang verschwommen. Er zog die Worte ineinander, als gehorchte ihm die Zunge nicht mehr. Art erschrak. Es war so unglaublich, daß der Präsident in betrunkenem Zustand eine Audienz geben sollte, daß Art sofort nach der Falle zu suchen begann, die sie da für ihn aufgestellt hatten.
»Ich kann nicht erkennen, was er denkt«, sagte der Tecko. » Ein abscheuliches Durcheinander in seinem Schädel.«
»Gut«,
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