PR Plophos 04 - Planet der letzten Hoffnung
mit ihren Betäubungspistolen einen flirrenden Vorhang, in dem die Körper erregter Menschen zusammensanken.
Zehn Sekunden später war Major Hafgo Herr der Lage. Speisesaal III, der neuerdings zum Ausgangspunkt der Unruhen geworden war, glich einem Schlachtfeld. Die Verzweifelten von Last Hope, in erster Linie aber die Giftträger, deren Inkubationsepoche abgelaufen war, hatten den Versuch unternommen, sich gegen die Wächter der Station aufzulehnen.
Etwa fünfzig Menschen, die nicht von den Narkoseschüssen getroffen worden waren, standen mit erhobenen Händen an den Wänden des Speiseraumes. Stumpf, wie von einer jählings aufbrandenden Welle geistiger Umnachtung überfallen, schauten sie auf die verkrümmten Körper der Besinnungslosen, die wenigstens eine halbe Stunde lang kein Glied würden rühren können.
Major Hafgo lachte jetzt nicht mehr. Sein breites, kantiges Gesicht wirkte wie ein Symbol der Erbarmungslosigkeit. Diesen Eindruck hatte wenigstens Professor Kontemer, der dem Feuerüberfall der Wachen noch rechtzeitig ausgewichen war.
Zwei Schritte von Hafgo entfernt lagen drei Männer der Blauen Garde auf dem Boden. Zwei waren narkotisiert worden. Die dritte Person war Konta Hognar. Er war bei Bewußtsein.
Er richtete sich stöhnend auf, rieb seinen schmerzenden Rücken und suchte unbewußt nach jenem Gegenstand, den ihm ein Unbekannter über den Kopf geschlagen hatte.
Hafgo trat zu seinem Chef und half ihm auf die Beine. »Es tut mir leid, Sir. Fehlt Ihnen etwas?«
Hognar sah den breitschultrigen Offizier einen Augenblick wie ein Traumwandler an. Dann klärten sich seine Augen.
»Kaum, Major Hafgo, kaum!« entgegnete er lallend. Zornesröte überzog sein Gesicht. Mit einer heftigen Bewegung drehte er sich um.
Weiter hinten stand Professor Kontemer. Er hatte die Hände leicht erhoben, obwohl die Strahler der Gardisten auch auf ihn gerichtet waren.
Hafgos tiefliegende Augen bemerkten jede Einzelheit.
»Sie da - legen Sie den Betäubten bequemer hin«, wies er einen Gardisten an. Zu den schweigenden Menschen entlang der Mauer sagte er ironisch: »Sie werden mein Vorgehen entschuldigen. Was haben Sie sich davon versprochen, zwei Wächter und den Zellenbefehlshaber niederzuschlagen? Das ist doch dilettantisch, meine Damen und Herren! Oder hatten Sie gar die Absicht gehabt, dem Zellenchef das Schlüsselgerät für den Senderaum abzunehmen und die Position des Planeten Last Hope der Imperiumsflotte bekanntzugeben?«
Konta Hognar war wütend. Hastig öffnete er seine Uniformkombination und betastete den flachen Kodegeber, den er stets an einem Kunststoffband um den Hals trug.
Man hatte von Hognar noch nie ein Schimpfwort gehört. Diesmal gebrauchte er einen wenig salonfähigen Ausdruck. Zugleich griff er sich mit einem Wehlaut an den Kopf und nahm auf einem Stuhl Platz.
Zwei Ärzte kümmerten sich um ihn und die Besinnungslosen. Major Hafgo wartete geduldig, bis die betäubten Menschen einigermaßen bequem auf dem Boden lagen. Erst dann ergriff er wieder das Wort. Hognar sprach nichts. Für ihn war eine Welt zusammengebrochen. Der Überfall hatte seine optimistischen Vorstellungen über die Linientreue der Verbannten beseitigt.
Hafgo schritt vorsichtig zwischen den Bewußtlosen hindurch und blieb in einiger Entfernung vor Kelo Kontemer stehen.
Die Blicke der beiden Männer trafen sich.
»Wunderschön haben Sie das gemacht, Herr Major«, sagte Kontemer mit erstaunlicher Ruhe. »Mein Kompliment! Macht es Ihnen Spaß, auf Wehrlose zu schießen? Das gehört wohl zum Ausbildungsprogramm der Blauen Garde von Plophos, wie?«
Hafgo blieb gelassen. Er schob seine Waffe in das Gürtelhalfter zurück. Als er sprach, erweckte es den Eindruck, als wäre er noch gefährlicher als Konta Hognar.
Beide Männer besaßen etwa den gleichen Intelligenzgrad. Hafgo war jedoch härter und weniger von idealistischen Vorstellungen belastet als der Zellenbefehlshaber.
»Aber Professor - Sie verkennen die Situation! Hätten wir nicht geschossen, wären diese Leute jetzt tot. Durch meine
Schutzmaßnahme werden sie in einer halben Stunde wieder erwachen und den Vorfall hoffentlich vergessen.«
»Oh, behaupten Sie nur nicht, Sie hätten meinen Kollegen eine Wohltat erwiesen. Sozusagen einen heilsamen Tiefschlaf«, brauste Kontemer auf.
Major Merl Hafgo lächelte wieder.
»Sie haben mir das Wort aus dem Mund genommen! Früher oder später werden Sie erkennen, daß ich Ihren Mitarbeitern tatsächlich eine Wohltat erwiesen
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