PR Posbi-Krieg 01 - Das gestrandete Imperium
nach mehrtausendjährigem Leben, nicht ablegen können? Muttersprache bleibt Muttersprache. Einen besseren Beweis für die Richtigkeit Ihrer Angaben gibt es nicht, Großadministrator.« Der Staatsmarschall reichte ihm die kalte Hand und schenkte ihm einen schwachen, bedeutungslosen Händedruck. »Altera heißt Sie herzlich willkommen.«
Laertes Michou ließ Rhodan nur wenig Zeit, zu sich zu kommen.
In einer spartanisch eingerichteten Kabine sollte er sich frisch machen. Schlecht geschnittene und kratzige Freizeitbekleidung lag für ihn bereit. Sein Schutzanzug blieb weiterhin unter Verschluss, wie ihm von einem einsilbigen Begleiter spröde mitgeteilt wurde. »Zu gegebener Zeit« würde er seine persönlichen Habseligkeiten zurückerhalten.
In einer halben Stunde sollte eine hastig anberaumte Konferenz mit den prominentesten Entscheidungsträgern Alteras stattfinden. Nach wie vor wurde er allerdings von jeglichem Informationsfluss ferngehalten. Niemand war bereit, ihm Auskünfte zu geben. Rhodan erfuhr weder etwas über seinen derzeitigen Aufenthaltsort, der einfach nur »Festwerk« genannt wurde, noch über die hiesigen Gesellschaftsstrukturen oder die Identität jener Menschen, denen er in wenigen Minuten vorgestellt werden sollte.
Der Unsterbliche lächelte, während er ein Stückchen halbgaren Fleisches einer sich selbst erwärmenden Soldatenration zerkaute.
Laertes Michou bemühte sich mit allen Mitteln, ihn spüren zu lassen, wer hier das Zepter in der Hand hielt. Doch gegen die Wirkung des Namens »Perry Rhodan« kam er nicht an, wie der Unsterbliche bereits feststellen durfte.
Kurze, verstohlene Blicke waren ihm von Frauen und Männern zugeworfen worden, denen er in den schmalen Gängen der Bunkeranlage begegnet war. Dem hochgewachsenen Begleiter, der nunmehr vor der Tür wartete - besser gesagt: Wache stand -, drückte es bei jedem seiner Worte den Schweifs auf die Stirn. Seinem babyhaft jungen Gesicht war der Respekt deutlich abzulesen. Rhodan musste hier noch mehr als in der Milchstraße der Nimbus einer Sagengestalt anhaften. Wenn die alteranische Gesellschaft derart militarisiert war, wie es bislang den Anschein hatte, brauchte sie Heldengestalten wie einen Bissen Brot. Möglicherweise erhielt er in den hiesigen Überlieferungen dieselbe uneingeschränkte Bewunderung wie weiland Odysseus oder Achilles in der terranischen Mythologie.
Und er würde vorerst nichts unternehmen, um diesen Eindruck abzuschwächen.
Es klopfte laut und drängend.
»Komm herein, Mondra!«
Seine Begleiterin riss die Tür auf, bedachte den verdatterten Soldaten am Gang mit zornigen Blicken und stürmte herein.
»Hunger?«, fragte Rhodan.
»Wie kannst du in diesem Moment ans Essen denken?«, fuhr sie ihn an. Sie trug wie er sackähnliche Kleidung, sah aber selbst in diesem unvorteilhaft geschnittenen Gewand ungeheuer gut aus. »Weißt du, wie ich während der letzten Stunden behandelt wurde?«
»Ich kann es mir ungefähr vorstellen.«
»Nackt haben sie mich in eine Isolierkapsel gesetzt und mit blöden Fragen bombardiert, immer und immer wieder ...«
»Beruhige dich, es ist ja vorbei. Du musst dir keine Sorgen mehr machen...«
»Sag bloß, du stehst diesem Irrsinn hier völlig gleichgültig gegenüber?« Sie starrte ihn mit großen Augen an und blinzelte heftig.
»Keinesfalls. Es ist erschreckend, wenn man mit Menschen konfrontiert wird, die sich ganz anders verhalten, als man es gewohnt ist, nicht wahr?« Er legte die Gabel mit dem mundgerecht zugeschnittenen Stück Fleisch beiseite und stand auf.
»So ist es. Ach, Perry...«
Mondra stürzte auf ihn zu, umarmte ihn heftig zitternd, schmiegte sich eng an seinen Körper, hielt das Wasser in ihren Augen nicht weiter zurück. »Ich hatte solche Angst! Ich bin so froh, dass du noch am Leben bist...«
Rhodan unterdrückte ein Grinsen. Die ehemalige Zirkuskünstlerin besaß in der Tat ein gerüttelt Maß, an theatralischem Talent. Sie spielte die Rolle eines verzweifelten und etwas zickigen Weibchens ausgezeichnet. Er tätschelte ihr besänftigend - und ganz nebenbei im Morsetakt - den wohl geformten Hintern.
»B-r-a-v-o!«, teilte er ihr mit.
Diese Scharade war einzig und allein für jene unsichtbaren Beobachter bestimmt, die die Bilder der zweifellos vorhandenen Spionkameras auswerteten. Man würde die TLD-Agentin von nun an unterschätzen, dessen war er sich sicher. Wer wusste schon, wofür diese kleine Szene gut war...?
Schließlich schob er sie sanft von sich.
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