PR Posbi-Krieg 01 - Das gestrandete Imperium
sich bei uns zu Hause anhäuft.«
»Wie kann man mit so wenig Talent zur Lüge derart alt werden?« Verschmitzt lächelte sie ihn an. »Was ist los?«
»Würden meine Gegner mich nur halb so gut kennen wie du, wäre ich von der ersten Minute an verloren gewesen«, wich er aus.
Er wollte nicht darüber sprechen, was ihn beschäftigt. Visionen eines zusammenhängenden Bildes, die ihn quälten. Nur ungern dachte er daran. Im Lauf der letzten Jahrzehnte und all der Erkenntnisse, die der Terraner während dieser Zeitspanne gewonnen hatte, war es ihm fast zuwider geworden, die Größe der drohenden Ereignisse zu akzeptieren.
Hatte Lotho Keraete sie nur hierher geschickt, damit Rhodan eine Kriegssituation aufklärte und beseitigte? Sicher, die existenzielle Gefahr durch die Posbis war offenbar, die Laren verkomplizierten die Lage. Reichte das nicht aus? Doch Rhodan kannte ES viel zu gut. In die Niederungen herkömmlichen Lebens begaben sich die höheren Entitäten nur selten. Schließlich bestimmten sie über eine Vielzahl an Figuren, die sie beliebig über ein kosmisches Schachbrett verschoben. Was der Bauer tat, hatte Auswirkungen auf das Stellungsspiel des Springers oder die Dame, und umgekehrt.
Rhodan wurde den Verdacht nicht los, dass auch bei diesem Auftrag, den er enthalten hatte, die entstehende Negasphäre in Hangay eine Rolle spielte, ein Gebilde, in dem Chaos herrschte, die Gesetze von Raum und Zeit keine Gültigkeit mehr hatten. Sie galt nach allgemeingültiger Definition zumindest bei den Terranern als das schicksalsträchtige Ereignis, zu dem sich alles hinentwickelte.
Anfänglich waren da Andeutungen gewesen, Hinweise und Warnungen. Dann kleine Zeichen, zufällige Begegnungen und Vorahnungen Beteiligter. Und nun ... ja, was nun? Wann würde der große Schlag erfolgen? Der Hieb in die Magengrube, den eine geschwächte Menschheit verkraften und kontern musste?
In den seltensten Fällen galaktischer Geschichtsschreibung war es um die Terraner selbst gegangen. Aber sie hatten so oft im Weg gestanden, dass Rhodan nicht mehr an Zufälle glaubte. Die Negasphäre in Hangay war möglicherweise ein weiteres Streiflicht auf dem Weg zur Erfüllung ihres kosmischen Schicksals - oder aber die Endstation. Nichts und niemand würde ihm Antworten geben. Er, der Unsterbliche, musste erst einmal die richtigen Fragen definieren, um die Situation richtig beurteilen zu können.
Er schwieg, und Mondra spürte, dass er nichts dazu sagen würde.
»Gehen wir!« Sie zog den Unsterblichen mit sich. »Der Weg zu Anton Ismaels Büro ist ausreichend weit. Ich möchte währenddessen darüber grübeln, ob du mich beleidigen oder mir schmeicheln wolltest.«
»Ausgeschlossen!«, sagte der Regierungschef. Er wirkte nervös und ungeduldig. »Wir werden die Posbis unter keinen Umständen freilassen.«
»Aber...«
»Es gibt keinen Einwand, den ich gelten lasse!« Ismael ließ Rhodan nicht einmal zu Wort kommen. »Vielleicht könnte ich mich persönlich mit der Existenz eines ... befreundeten Maschinenwesens in unserer Stadt abfinden. Aber die Wirkung auf die breite Öffentlichkeit wäre schrecklich. Das Thema >Künstliche Intelligenz< unterliegt einer Belastung, die Sie sich nicht vorstellen können. Es ist nicht nur ihre Existenz schlechthin, auch nicht ihr Aussehen, ihre Skrupellosigkeit oder all das Blut, das sie vergossen haben. Die Angst vor den Posbis hat längst das Leben der Alteraner in all seinen Facetten durchdrungen. Heutzutage unterliegen wir beschämenden Einschränkungen, trauen uns kaum noch, Gleiter, automatisierte Küchengeräte oder Trivid-Geräte zu benutzen. Immer haben wir die Angst im Hinterkopf, uns den weitläufigen >Verwandten< der Maschinenwesen auszuliefern. Führende psychiatrische Kliniken bieten vermehrt Kurse gegen Kyberphobie an, um hysterischen Alteranern die Angst vor ihrem Haushalt zu nehmen. Schutzmaßnahmen gegen Virenprogramme und Schutzschirmtechnologien nehmen heutzutage mehr als dreißig Prozent unseres Budgets in Anspruch. Von vielen Forschungsteilbereichen müssen wir die Finger lassen, weil die Entwicklungsstrukturen zu komplex werden und weitere potenzielle Gefahrenherde bei Begegnungen mit den Posbis darstellen. Können Sie sich die Dimensionen all dieser Dinge vorstellen?«
»Ich versuche es«, antwortete Rhodan nachdenklich.
»Können Sie uns wenigstens garantieren, dass Nano, Drover und Mauerblum im Festwerk in Ruhe gelassen werden?« Mondra legte den Kopf bedächtig zur Seite. »Ihr
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