PR Posbi-Krieg 01 - Das gestrandete Imperium
Eine so genannte Freie Presse etabliert sich.« Er drückte mir einen Packen dicht beschriebener Schreibfolien in die Hand. »Das hier ist Ihr Werk, Donning! Intellektuellenzirkel. Streikversammlungen. Gewerkschaften. Arbeitsverweigerung. Passiver Ungehorsam.« Er spuckte die Worte mit sichtlicher Verachtung aus.
»Das alles wollen Sie Mutter und Vater Kirche anlasten?«
»Nein. Nur deren Vertreter, die, wie ich insgeheim vermute, besondere Ziele verfolgen.«
»Sie werfen uns vor, eigene Interessen über jene des alteranischen Volkes zu stellen?«
»Genau.«
Ich schwieg, drehte mich um und betrachtete die nackten Wände des einfachen, schmucklosen Büros. Ein paar Sekunden benötigte ich, um mir die richtigen Worte zurechtzulegen.
»Na schön, Qui Weixang«, sagte ich dann, »Sie haben recht. Uns stört selbstverständlich, wie Sie mit den Alteranern umgehen. Das Leid der Menschen lässt uns nicht unberührt. Und dennoch sehen die Freien Kirchen auch eine große Chance...«
Der Beamte unterbrach mich. »Also darf ich Ihre derzeitige Arbeit als Kampfansage an den Staat sehen?«
»Keineswegs, Rekrutierungsleiter!« Ich lächelte. »Es ist ein Angebot, das mit dem notwendigen Nachdruck vermittelt wird.«
»Sie und Ihre schönen, verklausulierten Worte!« Verächtlich blies er Luft aus. »Die Freien Kirchen wollen einen Anteil an der Macht. Unser Staat, der, von breiten Bevölkerungsschichten unbemerkt, umfassender Änderungen unterzogen wird, soll sich die Beute mit religiösen Führern teilen?«
»Wie definieren Sie >Beute« Nun, da die Katze aus dem Sack war und es in den Verhandlungen nur noch um eine Art Verteilungsschlüssel ging, machte es durchaus Spaß, den Mann ein wenig zu reizen.
»Macht, die über Jahrhunderte hinweg einzementiert und halten wird«, gab er kühl zur Antwort. »Strukturen, die die Essenz unserer Analyse der alteranischen und terranischen Geschichte berücksichtigen werden. Eine Vision, die dem Menschen den Weg ins All ebnen soll - und in ihm gleichzeitig den Glauben an eine allumfassende Staatskraft aufrechterhält. Seit zehn Jahren arbeiten wir darauf hin. Irgendwann werden sich die ersten Raumschiffe erheben, das alteranische System erforschen und sich tiefer in unsere heimatliche Galaxis Ambriador wagen. Das ist so sicher wie das Amen im Gebet, wie Sie wohl sagen würden. Die alteranische Regierung wird die eigene Großartigkeit feiern und sich selbst über den grünen Klee loben - und weitere Ziele abstecken, neue Forderungen stellen. Der Mensch darf keine Ruhepause bekommen, niemals die Zeit erhalten,
um über Vernunft und Unsinnigkeit dieses Wegs nachzudenken.«
»Die Kirchen hätten die Möglichkeiten, frei fliegende Gedanken des einfachen Volks möglichst... einzuschränken.«, sagte ich bescheiden. Ich wusste, dass wir am Ziel unserer Wünsche waren. »Der Staat bekommt den Menschen, wir erhalten deren Seelen. Habe ich das richtig verstanden?«
»Jawohl.« Qui Weixang entblößte ein makelloses Gebiss und grinste mich an. »Wir würden uns geehrt fühlen, mit Ihnen zusammenarbeiten zu dürfen.« Er verbeugte sich knapp.
»Die Freude ist ganz auf unserer Seite. Streiks, Diskussionsrunden, passiver Widerstand und so weiter sind somit Geschichte. Die Freien Kirchen stellen sich ab nun an die Seite der Regierung und erhoffen sich eine gedeihliche, reibungslose Zusammenarbeit.«
»Einverstanden.« Er verabschiedete mich mit einem widerlich weichen Händedruck. »Unsere Fachgremien und Ihr zweifellos hervorragend vorbereitetes Verhandlungsteam sollten sich in den nächsten Tagen zusammensetzen, um erste Schritte dieser... Synergiearbeit zu besprechen.«
Ich nickte ihm zu, deutete eine knappe Verbeugung an, drehte mich um und öffnete die einzige Tür seines Büros.
»Eine Frage noch!«, rief mir Qui Weixang hinterher.
»Bitte?«
»Inwieweit ist unser ... Deal mit Ihrem Seelenheil vereinbar?« Er grinste mich spöttisch an, wollte wohl, dass ich mich irgendwie schlecht fühlte.
»Ich bin Priester, Rabbi, Imam und Lebensberater in jeglicher Hinsicht«, gab ich wahrheitsgemäß zur Antwort. »Es erfordert enorme Kraft und Wille, diese Funktionen in ihrer Gesamtheit erfassen und ausfüllen zu können. Doch bis man es endlich einmal geschafft hat, so können Sie mir glauben, ist einem jeglicher Glaube längst abhanden gekommen.«
31. Perry Rhodan:
Ein Höflichkeitsbesuch
»Du wirkst so nachdenklich«, sagte Mondra.
»Ich musste an den ganzen Schreibkram denken, der
Weitere Kostenlose Bücher