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PR Posbi-Krieg 01 - Das gestrandete Imperium

PR Posbi-Krieg 01 - Das gestrandete Imperium

Titel: PR Posbi-Krieg 01 - Das gestrandete Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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beiseite.
    Wusste die Regierung denn, was sie anrichtete, indem sie derartigen Druck auf die Alteraner ausübte?
    Das Raumfahrtprogramm unter dem bezeichnenden Namen »Ikarus« war vor einem knappen Jahrzehnt lanciert worden. Eine Propaganda-Maschinerie, wie sie der Planet noch niemals erlebt hatte, fuhr seitdem über die Alteraner hinweg, bearbeitete sie, zwang sie in ein exzessiv leistungsorientiertes, entmenschlichtes Gesellschaftssystem.
    »Zu den Sternen!«, leuchtete es von schwebenden Werbeflächen, die jederzeit und über allen menschlichen Ansiedlungen des Planeten präsent waren. »Bewerben Sie sich bei Ikarus!«, schrien die Sprecher der verstaatlichten Radio- und Trividsender in Zehn-Min-uten-Abständen über den Äther. »Jetzt zeichnen! Raum-Aktienkurse heben ab!«, verkündeten die auflagenstärksten Tagesblätter wenig subtil.
    Wozu, fragte ich mich immer wieder, wozu dieses große Geschrei um neue Technologien, die unter größten Mühen entwickelt werden mussten? Tausende Tote pflasterten bereits den langen Weg ins Weltall. Dutzende Raumschiffe primitiver Bauart waren beim Start oder danach verglüht; Wissen, das man aus uralten Skripten gezogen hatte und noch von Terra herstammte, erwies sich als grundlegend falsch. Viele technische Grundlagen musste man aufgrund der besonderen Bedingungen in unserer Heimat neu entwickeln. Nur wenig funktionierte so, wie man es sich erhoffte. Und alle Rückschläge, die alteraweit erlitten wurden, gingen zu Lasten jener Menschen, die sich von bunten Schlagzeilen und bombastischen Versprechungen blenden ließen.
    Andererseits war der Zustrom in den Bethäusern noch nie so groß gewesen wie in den letzten Monaten. In ihrer Verzweiflung suchten viele Schäfchen nach einem Hirten oder nach Trost, der in den philosophischen Schriften eines Konfuzius zu finden war. Die Ökumene, der ich als einer ihrer Großen Freipriester vorstand, sah in der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung auf Altera auch durchaus Chancen.
    »Gottkünder Alexis Donning?«
    »Ja?« Ich drehte mich um - und zuckte zusammen.
    Da stand einer der Büttel der planetenumfassenden Zentralregierung, leicht erkennbar an seiner lindgrünen Uniform, die von elf Streifen über der Brust gekreuzt wurde. Und damit man ja nicht auf die Idee kam, jemand anderen als einen »Anwerber« vor sich zu haben, trug er trotz der abgedunkelten Bethalle eine grün verspiegelte Sonnenbrille.
    »Man will mit Ihnen sprechen!«, sagte er. Seine Stimme hatte diesen unmissverständlichen Befehlston, der auf den Straßen immer häufiger zu hören war. »Im Innenministerium ist man über Ihre ... Arbeit unzufrieden.«
    »Dies ist ein Haus des Glaubens!«, rief ich mit einer Mischung aus Zorn und - berechtigter - Angst. »Senk die Stimme und nimm gefälligst Hut sowie die Brille ab.«
    Der Anwerber wirkte irritiert. Widerrede war er offensichtlich nicht gewöhnt. Doch er gehorchte.
    Plötzlich wirkte er kleiner und unbedeutender. Der modische Spitzhut hatte einen Kahlkopf verdeckt, der von einem Halbkranz blonder, dünner Haare eingefasst war. Die von tiefen Falten eingekränzte Augenpartie hingegen offenbarte Schwäche. Der Büttel wich meinen Blicken beständig aus.
    »Was willst du also, Sohn?«, fragte ich ein wenig beruhigt.
    »Man ... will Ihnen ein Angebot unterbreiten. Sie sollen mit mir kommen.«
    »Bitte.«
    »Wie?«
    »Die Gesetze der Höflichkeit gelten auch für dich. Ich bin gern bereit mitzukommen, wenn du mich in aller Form darum ersuchst.«
    Er schwieg lange, setzte mehrmals zum Sprechen an, flüsterte schließlich: »Würden Sie mich bitte begleiten, Gottkünder?«
    »Mit dem größten Vergnügen«, antwortete ich.
    Ich stand Qui Weixang gegenüber, einem der mächtigen, von düsteren Geheimnissen umgebenen Sektionsräte der alteranischen Regierung. Er galt als einer der Initiatoren des Weltraumprogramms -und als jener Mann, der es als Rekrutierungsleiter mit brachialer Gewalt forcierte.
    »Sie behindern unsere Arbeit«, sagte er statt einer Begrüßung.
    »Ich verstehe nicht«, antwortete ich, obwohl ich ganz genau wusste, worauf er hinauswollte.
    »Stellen Sie sich nicht dümmer an, als Sie sind.« Er stand auf, kam näher, fixierte mich mit Blicken. »Die Bethäuser der Geordneten Kirchen stehen uns im Weg.«
    Weixang war ein Mann von größeren Qualitäten als sein Laufbursche. Getriebenheit, intellektuelle Kühle und ungeheures Selbstbewusstsein waren aus Physiognomie und Gestik abzulesen.
    »Die Religionen

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