PR Posbi-Krieg 02 - Stern der Laren
verkehrte die Clique, um deren Anerkennung Pulpons Tochter so verbissen buhlte, regelmäßig in einem Teegarten am Rand der zentralen, weitläufigen Plaza von Taphior. Hier wurden des Öfteren Waffenschauen, Defilees oder sonstige kulturelle Veranstaltungen abgehalten. Unter den blühenden Olvidbäumen, die die Grünanlagen säumten, promenierten bei Schönwetter die Damen der feinen Gesellschaft, Angehörige von Primärfeudalen der Großen Boote, mit ihrem Gefolge. An diesem Tag allerdings herrschte relativ wenig Betrieb, denn für das Illindor-System war Hypersturm-Warnung gegeben worden. Den Platz dominierte das höchste Gebäude der Herrlichen Stadt: ein bis in die Wolken aufragender Turm mit siebenzackigem Grundriss, historisches Monument und Museum in einem, genannt »Stern der Laren«.
Als Tamra und ihre gute Herrin zum Teegarten kamen, wurden sie von der versammelten Clique mit schallendem Gelächter emp-fangen. Mitrade-Parkk verkrampfte sich augenblicklich. Zum Glück stellte sich heraus, dass die Heiterkeit nicht ihr galt. Vielmehr amüsierten sich die jungen, nach der neuesten Mode herausgeputzten Larinnen über eine Gruppe von Gärtnern, die mit der Pflege der angrenzenden Blumenrabatten betraut waren und die Beete von Müll säuberten. Dabei wurden die Gunstbolde von drei Velorapten gestört, großen, gut hundert Kilo schweren, mit mächtigen Reißzähnen bewehrten Raubsauriern. Die Tiere waren zwar im Prinzip zahm; jedoch hatten ihre Besitzer sie von Leinen und Beißkörben befreit und auch ihre Fernsteuer-Chips deaktiviert, wohl in der Absicht, sich mit den Gärtnern einen Spaß zu machen.
Nindel-Greer, die Wortführerin der Clique, erwiderte Mitrades Gruß, indem sie sich lässig an die Schulter tippte. »Neue Jacke?«
Gespielt gleichgültig antwortete Tamras Herrin: »Ach, nichts Besonderes. Ein Schnäppchen. Hab ich schon länger.«
In Wirklichkeit waren sie die halbe vergangene Woche durch sämtliche Modehäuser der Innenbezirke gehetzt, um das sündteure, aus hauchdünnem Webflor geschneiderte Stück zu ergattern. Mitrade konnte die Erleichterung darüber, dass Nindel ihre Errungenschaft bemerkt hatte und würdigte, kaum verbergen. Sie setzte sich zu den anderen und befahl Tamra, ihr ein Mixgetränk zu holen. »Hopp hopp, spute dich, Scheuche. Und verschütte nicht wieder die Hälfte!«
Natürlich bedienten Kellner in diesem Lokal. Aber bei solchen Anlässen, vor Nindel-Greer und den anderen höheren Töchtern, kommandierte Mitrade ihre Zofe leidenschaftlich gern herum, wobei sie sich noch bedeutend launischer und zickiger gab als sonst. Tamra spielte mit, stellte sich manchmal sogar extra tolpatschig an, um der jungen Herrin Gelegenheit zu verschaffen, sie zu rügen und zu schmähen. Die Demütigungen nahm sie hin, daran hatte sie sich gewöhnt. Im Grunde tat ihr Mitrade leid, deren Platz weit unten in der Hackordnung der Clique angesiedelt war und wohl für immer bleiben würde - so sehr sie sich auch anstrengte, ihren blasierten angeblichen Freundinnen zu gefallen und nachzueifern.
Tamra kehrte an den Tisch zurück. Sich tief verbeugend, servierte sie den Cocktail ihrer Herrin, die mit den anderen lauthals johlte und klatschte. Der Tumult in den Blumenbeeten hatte sich weiter gesteigert. Einem Saurier war es gelungen, den größten der Gärtner am Hosenboden zu erwischen. Nun steckte der Gunstbold, ein älterer Menschling, in beträchtlichen Schwierigkeiten. Unter Zuhilfenahme seines Desintegrator-Besens hätte er sich des Tieres wohl erwehren können, doch dabei wäre der Velorapt sehr wahrscheinlich verletzt worden. Larisches Eigentum zu beschädigen, und sei es in Notwehr, zog mit Sicherheit eine Strafe nach sich. Die umsitzenden Beobachter weideten sich an der misslichen Lage des Mannes und quittierten seine verzweifelten Bemühungen, den Saurier abzuschütteln, mit Applaus und witzig gemeinten Kommentaren. Eine Weile ging das so dahin. Endlich erbarmte sich der Besitzer des Tieres und immobilisierte es per Fernsteuerung, damit sich der Gärtner aus den Fängen befreien konnte. Man legte den beiden anderen Velorapten wieder die Leinen an, zumal der Höhepunkt des Schauspiels überschritten und der Mann verwundet war; schließlich repräsentierte auch ein Gunstbold einen gewissen materiellen Wert.
Seine Hose hing in Fetzen herab. Obwohl er stark blutete, zeigte der Menschling keinerlei Regung, während er sein Werkzeug zusammenkramte und stoisch mit der Arbeit fortfuhr.
»So ist's
Weitere Kostenlose Bücher