PR Posbi-Krieg 03 - Friedhof der Raumschiffe
weiterlaufen. »... der Tod von Leutnant Hong hat uns alle geschockt. Keiner von uns hat eine Ahnung, was ihn getötet haben könnte, und auch diese kristalline Flammenspur auf seinem Schädel bietet uns keinerlei Anhaltspunkte.«
Tsu-zhi sah von der sich drehenden Spirale auf. »Kristalline Flammenspur«, murmelte sie und spulte erneut vor. Wieder erklang die Stimme, diesmal jedoch um ein ganzes Stück entsetzter als zuvor. »Das Sterben ist nicht zu stoppen. Es ist erschreckend, mit anzusehen, wie wir immer weniger werden. Jane hat heute Morgen...«
Den Rest des Satzes bekam Tamra nicht mehr mit, denn plötzlich überfiel sie eine solche Panik, dass sie aus ihrer kauernden Position hochfuhr. Unruhig sah sie sich um.
»Was haben Sie?« Fouchous Gesicht schwebte dicht vor ihr, aber sie konnte ihm nicht antworten.
Wie aus weiter Ferne herangeweht war das Wimmern eines kleinen Kindes zu hören.
Jason Neko bewegte die Hände, die man ihm auf dem Rücken festgebunden und dann an einem grob zusammengezimmerten Stuhl fixiert hatte. Die Durchblutung war durch die Fesseln gestört, und seine Finger kribbelten unangenehm. Außerdem schmerzte sein Steißbein vom langen Sitzen auf dem unbequemen Hocker.
Um sich abzulenken, richtete er seine Gedanken auf Mitrade-
Parkk. Er hatte noch immer nicht herausgefunden, wann sie ihm den Fernsteuerchip eingesetzt hatte, aber nicht das beschäftigte ihn derzeit. Vielmehr grübelte er über jenen Moment nach, in dem er sich mit dem larischen Blut an den Händen auf dem roten Boden wiedergefunden hatte. Kurz nach seiner Festnahme waren ihm Zweifel an seiner eigenen Rolle in dieser Angelegenheit gekommen. Wie die verschwommene Erinnerung an einen Alptraum war ein Bild in seinem Kopf aufgeblitzt: er selbst, der mit dem Messer in der Hand vor dem gefesselten Laren gestanden und gezögert hatte. Deutlich spürte er das Nachlassen der Fernsteuerung und den Wunsch, die Klinge sinken zu lassen. Doch jemand trat neben ihn, nahm seine Hände und zwang sie in Richtung der dunkelhäutigen Kehle.
Neko schloss die Augen, um das schlaglichtartige Bild zu vertreiben. Zu seiner Erleichterung endete die Erinnerung genau in jenem Moment, als das Messer die Haut des Laren ritzte, und er war sich sicher, dass in diesem Augenblick die Fernsteuerung wieder eingesetzt hatte. Die Erkenntnis jedoch, die sich aus dem Erinnerungssplitter ergab, war erschreckend, denn die Hände, die nach den seinen gegriffen hatten, waren menschlich gewesen.
Mitrade hatte einen Helfer unter den Alteranern!
Neko zermarterte sich das Gehirn auf der Suche nach einem weiteren Fetzen Wissen, doch so sehr er sich auch anstrengte, er hatte das Gesicht des anderen nicht gesehen.
Voller Wut versuchte er, die Hände von den Fesseln zu befreien. Er drehte die Arme hin und her, bis der Strick tief in seine Haut schnitt und seine Fasern schmerzhaft über das Fleisch scheuerten. Erst, als der Schmerz zu stark wurde, gab er auf.
Enttäuscht und verwirrt ließ er den Kopf auf die Brust sinken. Vielleicht hatte er ja auch einfach nur den Verstand verloren. Vielleicht ertrug sein Gehirn es nicht, dass er gemordet hatte, und gaukelte ihm auf diese Weise vor, unschuldig zu sein. Er ruckte hoch. War er nicht ohnehin unschuldig? Er konnte nichts dafür, was mit seinem Körper geschah, solange Mitrade ihn kontrollierte.
Frustriert sank er in einen dumpfen Halbdämmer.
Er erwachte daraus erst, als jemand die Hütte betrat und sich an seinen Fesseln zu schaffen machte.
»Was jetzt?«, fragte er und verrenkte sich den Hals, um zu sehen, wer hinter ihm stand.
Es war einer von Onmouts Raumsoldaten, ein Mann mit ungewöhnlich heller Haut und fast weißen Haaren. »Nichts«, sagte er. »Doktor Fouchou hat mich gebeten, mich um Sie zu kümmern, wenn der Treck loszieht. Das ist alles.«
Zweiundzwanzig
Plötzlich wurde die staubige Luft im Inneren der kathedralenartigen Halle erneut von diesem blauen Leuchten erfüllt.
Tamra standen am ganzen Körper die Haare zu Berge.
»Was ist das?« Von solcher Furcht erfüllt war die Stimme Fouchous, dass sie Tamras eigene Angst noch einmal steigerte.
Sie wollte laufen, fort, raus aus dem Raumschiffswrack, konnte sich aber nicht bewegen. Ihre Füße klebten am Boden, und als sich das blaue Leuchten noch verstärkte, fuhr ein scharfer Schmerz durch den Unterleib.
Mit einem Stöhnen krümmte sie sich.
»Sehen Sie!«, hauchte Fouchou.
Aus der Höhe des Raumes senkten sich zwei flammenartige Gebilde herab.
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