PR Posbi-Krieg 05 - Die Psi-Fabrik
Brustbeine. »Verstehst du denn nicht? Ich bin schon eine Frau, ich würde keine Seherin werden. Mir könnte nichts geschehen. Ich würde einfach nur meiner nächsten Hitze ausweichen! So steht es doch in dem Märchen: Sie wird nicht heiß.«
Adilai sagte nichts. Sie ließ die Fühler hängen. Sie war ganz weich in Tawes Beinen.
»Ich sehe alles schon vor mir«, sagte Tawe. »Du und ich, wir gehen zusammen! Wir werden nicht einsam sein. Wir werden nicht verrückt werden. Wir brauchen auch nicht diese Höhle. Wir müssen auch nicht über irgendein Meer. Das ist alles Unsinn. Ich war am Ringgebirge. An der Ostflanke des Siebenbergs liegt Schnee in den Klüften! Außen! Dort wird uns niemand suchen, so dicht an der Psi-Fabrik und dem Dorf der Hüter!« »Suchen, Tawe? Was redest du denn da?«
»Wir nehmen ein Zelt mit und eine Heizung mit Zeitschaltuhr«, redete sie in ihrem Rausch einfach weiter. »Und dann, wenn meine Hitze sich ankündigt, schalten wir die Heizung ab und träumen im Eis. Und wenn sie wieder zu heizen beginnt, werden wir erwachen, und ich werde dir treu gewesen sein!«
»Ach, Tawe. Liebste. Dieses Gespräch hatten wir doch schon.«
»Ich werde dir treu sein!«, beharrte sie. »Und du wirst sicher auch keine Seherin werden. Wir bleiben ja keinen ganzen Winter dort drin - wie lang ein Winter einst auch immer gewesen sein mag. Wir legen uns nur ein paar Tage auf Eis, so lange eine Hitze eben dauert. Gut, du wirst dann vielleicht auf ewig ein Mädchen bleiben, aber... «
»Ach, Tawe.« Adilai strich ihr mit einem Fühler die Mandibeln entlang.
»Was denn? Eine größere Liebe als die unsere wird es nie geben!«
»Tawe, Tawe, Tawe... «
»Was denn?«
»Riechst du denn nichts? An mir?«
Tawe schnupperte an ihr. Adilai lachte. Tawe hatte keinen Schimmer. Sie war berauscht, vom Bier und von ihrer Idee.
»Ich bin doch gar kein Mädchen mehr. Ich hab mein Fraufest gehabt. Während deiner Hitze.«
»Oh.«
Viel mehr als »Oh« sollte Tawe auch für den Rest der trunkenen Nacht kaum sagen. »Ah« vielleicht noch. Und »hm«. Aber da befanden sie sich längst nicht mehr an einem einsamen Strand, da lagen sie auch nicht mehr im Sand. Da wiegte Wind ihren Baum, und auf ihren vereinten Larven glühte tiefes Rot im Schwarz.
Sie waren glücklich, Nacht um Tag um Nacht. Meist genügten sie sich selbst; Tawe war ohnehin eher eine Einzelgängerin. Adilai jedoch besaß einen Haufen Freundinnen, und Tawe stellte zu ihrer Freude fest, dass diese Freundinnen eine höchst angenehme Gesellschaft waren, geistreich, schön, feinfühlig. Sie wunderte sich nur kurz darüber, schließlich waren es doch Ueeba, mit denen ihre göttliche Adilai sich verbunden fühlte! Wie konnten sie da anders als großartig sein?
Die Freundinnen wiederum stellten erfreut fest, dass Tawe ganz und gar nicht so herablassend war, wie immer behauptet wurde. Sie war ja, oh!, so umgänglich. So witzig. So ... so eigen.
Die Freundinnen waren bezaubert.
Meist genügten Adilai und Tawe sich selbst. Aber immer begegneten sie auf ihren Spaziergängen Adilais Freundinnen, und manchmal feierten sie gemeinsam auf dem Herzberg.
Und einmal zogen sie dort in einem ganzen rausch-fröhlichen Haufen zum grünen Jadepalast. Nicht, um auf seinen hohen, gewölbten Wänden zu kleben und die Aussicht zu genießen. Sondern um die Mutprobe zu bestehen.
Die Mutprobe!
Der grüne Jadepalast war ein Ort, der die Ahnen atmete. Hier gingen, zwischen den Spinnwebgespinsten von Jahrhunderten, die Geist-Tiere um. Hier lagen, von dichten Staubpelzen bedeckt, seit Jahrtausenden die Spielzeuge der Göttinnen.
Hier, so hieß es schon bei den ganz kleinen Ueeba in den Hütehäusern, schlief die alte Zeit.
Der grüne Jadepalast, der Herzberg, der Lodertunnel - alles zusammengenommen bildete einen Ort der Kraft. Tawe wusste nicht, wie die drei Elemente zusammenhingen, außer dass sie eben beieinander standen, aber eines wusste Tawe mit jeder Faser ihres Leibs: Allein der Herzberg war gut. Der Lodertunnel hingegen bedeutete Todesgefahr, und der Jadepalast... Unbehagen. Großes, machtvolles, übermächtiges Unbehagen.
Als wäre es den Ueeba ins Fleisch eingeschrieben, nichts über die alte Zeit erfahren zu wollen, über ihren Ursprung.
Heute jedoch, mit Adilai an ihrer Seite, war Tawe zuversichtlich. »Wetten«, sagte sie und hakte Adilai unter, »dass wir beide weiter kommen als ihr alle? Das ist die Macht der Liebe!«
Adilai schnappte scherzhaft nach ihr. »Du süße
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