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PR Posbi-Krieg 05 - Die Psi-Fabrik

PR Posbi-Krieg 05 - Die Psi-Fabrik

Titel: PR Posbi-Krieg 05 - Die Psi-Fabrik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Böhmert
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wurde dabei gehört, »was geschieht, wenn ich noch einmal zu der Höhle laufe? Ich kann in den Raum sehen. Ob ich dann mehr sehen kann? Weiter hinaus? Oder vielleicht kann ich dann in die Zeit sehen?«
    In die Zeit hinaussehen! Was für eine Einsame-Ritzen-Idee. Aber so dachte Mesehi. Und Mesehi lief.
    Daheim kamen Hitze und Schlüpfen und Tod. Daheim gab es Fraufeste und Spiel und Musik. Und Mesehi lief. Nacht und Tag.
    Und Tag! Sie verbrannte. Ergraute. Wie ein Mann.
    Und sie lief.
    Und der Winter kam. Mesehi in ihrer Höhle, sie träumte. Daheim schlüpften Kinder, starben Alte, feierten Frauen. Die Männer riefen in die Fabrik. Und Mesehi träumte.
    Was träumte sie? Wir werden sehen.
    Als sie erwachte, war der Winter fort. Mesehi war allein. So allein!
    Sie nahm den erstbesten Gleiter, auf den sie traf.
    Daheim war alles, wie es daheim war. Doch Mesehi war kalt. War grau. Von der Sonne verbrannt. Mesehi war nicht Mädchen, nicht Frau, nicht Wintermädchen, nicht Mann. Mesehi war nicht. Nicht-Mesehi.
    »Was ist mit dir?«, fragten ihre Nicht-Schwestern.
    »Ich weiß, sagte Nicht-Mesehi. »Ich weiß, wie alles zusammenhängt. Wo wir herkommen.«
    »Wo wir herkommen!« Ihre Nicht-Schwestern waren verblüfft. »Aus dem Hütehaus kommen wir. Aus dem Bauch der Mutter.«
    »Wir sind so klein«, sagte Nicht-Mesehi. »Wir sind nichts. Nichts als das Geziefer der Göttinnen.«
    Ihre Nicht-Schwestern waren bestürzt. »Wie kannst du sagen, dass wir nichts sind? Wir sind auch nicht klein. Siehst du nicht die Häuser, die wir einst erbaut haben? Sie halten tausendmal tausend Jahre lang. Siehst du nicht die Alles-für-euch? Sie tun alles, was einst wir tun mussten. Unsere Ahnen, sie haben genug geleistet. Genug geschaffen. Nun ist alles Spiel und Nähe und Musik.«
    »Unsere Ahnen!«, rief Nicht-Mesehi. »Unsere Ahnen wurden von den Göttinnen zertreten. Habt ihr euch nie gefragt, warum die Häuser der Ahnen so groß sind? Weil es die Häuser der Göttinnen waren! Und unsere Ahnen waren nur Tiere, die dort in den Ritzen lebten!«
    Ihre Nicht-Schwestern kreischten auf und flohen, aber Mesehi setzte Ihnen nach. Ein großes Durcheinander und Geschrei erhob sich, doch Mesehis Stimme übertönte alles. Wieder und wieder schrie Mesehi ihr Traumgesicht vom Ursprung der Ueeba in die Welt.
    Alles-für-euch kamen, um die Ueeba zu beruhigen. Aber Mesehi schrie.
    Mesehi schrie. Ihren Nicht-Schwestern grauste. Und die Al-les-für-euch, sie konnten nichts tun. Ihre Medizin beruhigte Mesehi nicht. Ihre Zugstrahlen hielten Mesehi nicht. Mesehi schrie. Die Ueeba weinten. Wohin sie auch flohen, Mesehi folgte. Und schrie. Unmengen von Alles-für-euch flatterten durch die Luft, hilflos wie seit tausend Jahren nicht.
    Mesehi schrie. Weit weg, in der Psi-Fabrik, seufzte ein Forscher. Er legte seine Arbeit beiseite und griff zu einer Keule. Er rief einen Gleiter und folgte den Schreien.
    Er zerschlug Mesehis Mandibeln.
    »Gechiecher ger Göckingen!«, blubberte es kehlig aus Mesehis Mund. »Hir hing nichh! Ung gje Göckingen hing kok!«
    Er hob einen Stein auf. Verstopfte der Schreienden den Schlund damit.
    Stille. Plötzliche, glückliche Stille.
    Reglos standen die Ueeba um den Forscher und Mesehi herum.
    Wir sind nichts, und die Göttinnen sind tot! Hatte sie das wirklich gesagt?
    »Siehst du nun«, sagte der Forscher zu Mesehi, »warum wir am Tag leben und euch die Nacht lassen? Warum wir den Schleierstern sehen können und ihr nicht? Warum wir arbeiten und ihr spielen dürft?«
    Aber Mesehi schrie. Und der Stein zersprang.
    Und der Forscher hob seine Keule und zerschmetterte ihr den Kopf.
    Kam Hirn? Kam Blut?
    Maden wimmelten hervor.
    Der Forscher versuchte sie zu zertreten, aber die Maden waren schnell.
    Die Ueeba waren langsam. Bald war keine Made mehr zu sehen.
    Und hier endet Mesehis Geschichte. Hier endet auch die Folge der Seherinnen. Und die Ueeba spielen und lieben und ernten auf ewig die Früchte der alten Zeit. Und tragen Larven seither.
    Und hüten sich - hören wir hin! - vor Madengedanken.

Neun
    »Du bist - ich möchte gar nicht aussprechen, wie mir das vorkommt. Das ist ein Märchen. Auf diesem Kontinent gibt es keinen Winter.
    Und kein Alles-für-euch trägt dich übers Meer. Und selbst wenn, wie wolltest du denn die Höhle finden? Du würdest nie wieder wach werden ... erfrieren ... sterben ...«
    »Ich würde nicht sterben, Adilai. Bestimmt nicht. In jedem Märchen steckt ein wahrer Kern.« Tawe ging zu ihr, nahm sie in die

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