PR Posbi-Krieg 05 - Die Psi-Fabrik
verbunden. »Du hast mich betäubt, stimmt's?«, brüllte sie.
»Ich habe dir ein Kurzzeitsedativum verabreicht, das ist richtig.«
»Ha! Ich denke, Forscher sind nüchtern, du Schwachkopf-Ding!«
»Ab jetzt wirst du nüchtern sein, Tawe. Und sicher.«
Der Gleiter hatte Recht. Sie konnte sich nicht rühren. Sie schrie und brüllte, doch so etwas störte keinen Alles-für-euch. Wahrscheinlich fuhr er einfach seine Mikrofone herunter. Oder zeichnete ihre Anfälle sogar auf, als Studienmaterial für spätere Zuführungen von Jungforschern.
So flog Tawe ein zweites Mal über die fahlblauen Fadenwälder hinweg, über die irisierenden, grasbewachsenen Felsen, raste ein zweites Mal die Hänge des Zentralgebirges hinauf. Zumm!, bogen sie über die Ringstadt ein. Zang!, ging es den Siebenberg hinauf. Wieder gleißten die grausigen Mauern der Psi-Fabrik vor ihnen auf, diese obszöne Wunde, die die Forscher in die bunte, freundliche Welt geschlagen hatten. Wieder hob der Alles-für-euch sie diese endlose Wand hinauf bis zu dem Vorsprung, dem Tor. Es öffnete sich vor ihnen. Der Gleiter bugsierte Tawe mit langen Greifarmen hindurch. Das Tor schloss sich hinter ihr. Dröhnend.
Ab nun blieb ihr nur, ein Forscher zu sein.
Der gewaltige Hof lag leer unter den Scheinwerfern. Nirgendwo wuchs auch nur die winzigste Pflanze. Sie hing in ihrem Fesselfeld, allein und wie vergessen. »Lasst mich gehen!«, brüllte sie. Sie rief noch so manches.
Irgendwann, sie hing noch immer in dem Feld, hörte sie auf. Sie konnte nicht mehr brüllen. Sie konnte nur noch weinen, allein dort auf dem leeren, toten Hof.
Schließlich hörte sie auch damit auf.
Was dann kam, aus der Erschöpfung geschlüpft, war eine Art Frieden.
Weit hinten öffnete sich in einer der grauen Wände eine Tür. Ein Forscher näherte sich ihr. Er war alt und grau und zog etliche Beine nach, und es schien Stunden zu dauern, bis er bei ihr ankam.
Als er über ihr stand, doppelt so groß wie sie, und sie fühlerte, hatte Tawe schon wieder etwas Kraft geschöpft.
»Lasst mich gehen!«, brüllte sie. »Ich will nichts mit euch zu tun haben. Ich werde nichts für euch erschaffen! Nicht einmal ein Staubkorn! Ihr könnt mich mal!«
Der Forscher hörte sich das eine Weile an. Dann sagte er etwas. Sie konnte es nicht verstehen. Er hatte so leise gesprochen.
Er zückte etwas, richtete es auf sie, und Tawe verging in einer Woge von Schmerzen.
Als die Woge abebbte, konnte Tawe ihn verstehen. »Ich sagte, wir haben zwei Möglichkeiten. Entweder du bist in einem Bewusstseinszustand, der kein vernünftiges Handeln mehr zulässt, dann werde ich dich in die Krankenstation bringen und betäuben lassen.
Oder du leistest dir den Luxus eines Machtkampfes, dann wird dieser Schockerstab dich eines Besseren belehren. Hat er dich eines Besseren belehrt?«
Tawe fauchte, spuckte, wand sich. Sie warf ihm alle Schimpfworte an den Kopf, die sie kannte.
»Du verlangst nach Demütigung, Kind. Das ist keine gute Entscheidung. Aber ich werde dir den Gefallen tun.«
Er setzte den Schockerstab ein, wann immer sie auch nur mit den Mandibeln zuckte.
Am Ende war sie still.
»Du hast dich befleckt, Kind. Tu etwas dagegen, sobald du wieder bei Kräften bist. Dann wirst du hereinkommen dürfen.«
Tawe lag wimmernd in ihrem Fesselfeld.
Als es sich auflöste, öffnete Tawe die Augen. Sie fühlerte umher. Der Hof war leer. Und sie stank. Beim Schleierstern, wie sie stank!
Sie lag dort, flach am Boden unter dem grellen Kunstlicht, und rührte sich nicht. Ihr Kopf war leer. Betrübt, betäubt.
Unvermittelt, aber nach Stunden vielleicht, wurde es einen Tick dunkler. Tawe sah auf. Die Scheinwerfer - sie waren erloschen! Dämmerung streckte ihre Stacheln über den Himmel!
Noch schirmten die hohen Mauern sie von der blauen Sonne ab, aber ihr wurde mulmig. Sie probierte die Türen, soweit sie sie erkennen konnte. Sie vermochte keine dieser unvertrauten Vorrichtungen zu öffnen.
Stundenlang kam nicht ein einziger Forscher über den Hof. Manchmal hörte sie fernes Rumoren, das hinter den dicken Mauern kaum als klares Geräusch erkennbar war. Und die Sonne stieg. Die Mitte des Hofes war Tawe bald nicht mehr zugänglich, war ein einziges grelles Schmerzfeld.
Sie kroch durch die immer kleiner werdenden Schattenflächen. Nirgends war auch nur die Antenne eines Alles-für-euch zu finden, der sie hätte waschen können. Nirgends ein Teich, ein See, ein Brunnen. Neben einer scheibenförmigen Plastik aus kalt
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