PR Posbi-Krieg 05 - Die Psi-Fabrik
noch nie erlebt. Warum nur hatte er sie überhaupt angerufen, das erste Mal?
Sie räusperte sich. »Wir könnten doch ... vielleicht brauchst du den Abstand?« Und als er nicht antwortete: »Hm? Brauchst du den Abstand?« Ihre Stimme klang nicht mehr verzweifelt und hektisch, sie klang verletzlich. Verletzlich und rau. Sehr rau.
Er hörte ein Rascheln, von Bettzeug vielleicht. »Möchtest du wissen, was ich gerade anhabe?«, fragte Liza leise.
Unvermittelt sah er Mondra vor sich, ihre schweißglänzende Haut.
»Es tut mir leid.« Er unterbrach das Gespräch.
Was tue ich?, dachte er. Was tue ich denn?
Elf
Die am höchsten Erachteten unter den Ueeba waren die Forscher in der Psi-Fabrik auf dem Siebenberg, dem gewaltigen Zentralmassiv im Zentrum des Kontinents. »Forscher«, so nannten die Ueeba-Frauen sie im Alltag. Ihr vollständiger Name jedoch lautete »Imago-Forscher«.
Die Imago-Forscher waren die einzigen Ueeba auf dem Planeten, die arbeiteten. Sie waren mit der Entwicklung psimaterieller Artefakt-Komponenten beschäftigt.
Die respektlose Tawe hatte sich mehr als einmal über dieses Wortungetüm lustig gemacht, mit einem kleinen Dialog.
Hohe Stimme: »Du, große Schwester, was machen die Forscher eigentlich da oben in ihrer Psi-Fabrik?!«
Tiefe Stimme: »Sieentwickelnpsimaterielleartefaktkomponenten.«
»Wetten«, hatte sie dann immer mit ihrer normalen Stimme hinzugefügt, »dass die kleine Schwester nie wieder fragt?«
Diese Entwicklung war jedenfalls der Daseinszweck der Imago-Forscher. Keine Ueeba wusste, was genau darunter zu verstehen war, doch ahnte Tawe, dass die Tätigkeit der Forscher eine ungeheuer schwierige und mühevolle war. Und das wiederum passte überhaupt nicht zu der Leichtigkeit des Seins, die die Ueeba-Frauen genießen durften.
Der Fabrik einen künftigen Imago-Forscher zuzuführen, wünschte sich jeder Haufen, der auf sich hielt. Doch ausschließlich Mädchen, die unter dem Einfluss des Schleiersterns geschlüpft waren, wurden in die Fabrik aufgenommen.
Oder, wie Tawe es lieber ausdrückte, wurden dorthin verfrachtet, denn wer würde schon, von den stets in großer Zahl verfügbaren Dumpfbacken einmal abgesehen, aus freien Stücken in die Fabrik gehen wollen?
Als in diesem Jahr die Auswahl stattfand, geschah etwas, womit Tawe bei bestem Willen nicht gerechnet hatte - obwohl es doch so nahe lag. Die Forscher, die von der Fabrik herabgestiegen waren, suchten als nächsten Jungforscher sie aus.
Tawe tla Mouuach, die von der herrlichen Adilai tla Dadié geliebt wurde und ein Leben voller Glück vor sich hätte haben sollen.
In dieser Nacht wurde Tawe allem entrissen, was für sie Bedeutung hatte. Ihrer Liebe, ihrem Leben, ihrem Geschlecht.
»Ich werde auf dich warten!«, rief Adilai, als der Alles-für-euch Tawe aufnahm, um zum Siebenberg zu fliegen. Adilais Larve, sonst immer so zart, flammte rot. »Ich vergess dich nicht, hörst du, mein Leben lang nicht! - Tawe? Tawe!«
Sie konnte Adilai nicht mehr antworten, der Gleiter schoss empor. Aber allein diese verhallenden Worte halfen Tawe, die Maschinerie zu durchstehen, die nun über sie kommen sollte.
Als der Alles-für-euch in eine Kurve ging, sah Tawe unten zwischen den marmorweißen, von Fackeln erleuchteten Mauern des Wolkengartens Adilais Larve am großen Leib des Forschers glühen, der Tawe fortgeschickt hatte. Offensichtlich rang sie mit ihm. Andere Ueeba mischten sich ein, zogen sie fort, ein Gewimmel glühender Flimmertierchen.
Dort unten wollten sie jetzt ein Fest zu Tawes Ehren feiern, zu Ehren ihres Haufens, mit diesem Forscherkerl als besonderem Gast. Und Adilai, ihre Adilai, störte es!
Tawe knickte sich die Fühler an der Kuppel, bis von der Szene unten nichts mehr zu sehen war.
Sie schlug mit dem Kopf daran. Wie hatte sie so dumm sein können! Um den Preis einer Rose hatte sie ihr Leben an Adilais Seite verspielt. Andererseits: Hätte sie Adilai denn ohne diese Rose gewonnen?
»Bitte unterlass dieses Tun«, sagte der Alles-für-euch. »Sonst muss ich dich in ein Schutzfeld hüllen.«
»Ha!« Tawe donnerte noch einmal kräftig mit dem Kopf gegen die Sichtkuppel. »Schon gut«, sagte sie dann. »Gib mir ein Fässchen und einen Schlauch, und ich werde still sein.«
»Tut mir leid, Tawe tla Mouuach. Forscher sind nüchtern.«
»Kein Bier? Keine Pilze? Kein gar nichts?«
»So ist es. - Stopp!«
Tawe vergaß sich.
Als sie wieder zu sich kam, hing sie in einem Schutzfeld und war an mehreren Stellen
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