PR Posbi-Krieg 05 - Die Psi-Fabrik
siebendimensionalen Bereich. Ohne die Hilfe von Maschinen. Soweit ich weiß, ist dieses geniale Volk vor über tausend Jahren in einer Superintelligenz aufgegangen - in einem Geistwesen aus Myriaden von Einzelintelligenzen«, fügte er sicherheitshalber als Erklärung hinzu. »Wenn wir hier jetzt plötzlich auf eine Ansiedlung dieser 7-D-Denker stoßen, stellt das eine Sensation von kosmischen Ausmaßen dar!«
»Bist du jemals einem dieser legendären 7-D-Genies begegnet?«
»Nein. Natürlich nicht. Ich sagte doch gerade ...«
»Dann solltest du dir ihre Ansiedlung besser mal ansehen, bevor du hier weiterhin erzählst, wie großartig und kosmisch diese Kelosker sind. Das sind Primitive.«
»Wie kommst du denn darauf? Gut, ihre Architektur soll sehr plump gewesen sein, aber das'entspricht ja nur ihrem Körperbau. Sie sind Denker, keine Handwerker.«
Tamras Blick war offen und entschieden. »Sieh sie dir an, Startac. Sieh sie dir einfach kurz an.«
»Können wir hier einfach so raus und uns auf dem ganzen Gelände frei bewegen?«, fragte Schroeder, als er wieder aus dem Krankenzimmer kam. Er trug jetzt seinen dunklen Kampfanzug, den er, einer Empfehlung der integrierten Cybermed-Einheit folgend, auf einen Wert knapp unter Normalschwerkraft eingestellt hatte. Das kam seinem angeschlagenen Kreislauf entgegen.
Tamra drehte sich unter dem Sonnensegel um. »Aber ja. Zuerst gab es ein bisschen Theater, aber dann hieß es plötzlich: freier Zugang in allen Bereichen.« Sie schloss den Helm ihres Larenanzugs und ließ nur die Kinnpartie offen.
Zum Schutz vor der hereinprasselnden Strahlung dieser blauen Riesensonne, begriff Schroeder. Er tat es Tamra nach. Ein Gespinst dünnster Glasfaserbänder schoss aus dem Helmwulst und formte sich wie von Geisterhand zu einer nanodünnen amorphen Kugel, die nahezu seinen gesamten Kopf einschloss. Als Schroeder in die Sonne hinaus trat, tauchte der Helm die Umgebung in ein klares, metallisch wirkendes Grau, das für Normalsehende wahrscheinlich blau war.
»Los geht's«, sagte Tamra und aktivierte ihren Antigrav. Sie schwebte zur Mitte des freien Geländes. Schroeder folgte ihr.
Während sie emporschwebten, sah er sich um. Viele verschachtelte Mauern und Gebäudeteile erstreckten sich um einen weitläufigen Hof. Nirgendwo waren Lebewesen oder Gegenstände zu sehen. Der ganze Komplex wirkte verlassen, wie eine gut erhaltene Ruine, ein Baudenkmal. Nein, ein Freilichtmuseum während der Schließzeiten.
Dieser Eindruck änderte sich erst, als sie auf Höhe der ersten Dächer waren. Im Augenwinkel sah Schroeder eine Bewegung. Einer dieser dunklen Zwei-Meter-Hundertfüßler wimmelte um eine Mauerecke davon. Schroeder versuchte im Aufsteigen, seinen Weg wei-terzuverfolgen, aber das Wesen musste durch eine von ihm aus nicht sichtbare Öffnung im Gebäudeinneren verschwunden sein.
Eines der Häuser besaß kein festes Dach. Lediglich ein riesiges Sonnensegel flatterte in dem Wind, der vom Berghang herunterstrich.
»Einen Moment, Tamra«, sagte Schroeder über Helmfunk und bog ab.
Die fleckige Zeltplane bedeckte den darunterliegenden, saalgroßen Raum nur zum Teil. Schroeder spähte durch einen Spalt. Unten waren ein halbes Dutzend dieser Hundertfüßler zu sehen. Sie hatten sich jeder vor etwas aufgerichtet - Terminals?
In der Saalmitte flirrte die Luft wie von einem Holoprojektor in Bereitschaft.
Schroeder warf einen Blick zu Tamra. Sie hatte bereits den oberen Rand dessen erreicht, was wahrscheinlich die Außenmauer dieser >Fabrik< war, und winkte ihm.
Schroeder sah noch einmal durch den Spalt hinunter, dann kehrte er der sich im Luftstrom wellenden Plane den Rücken zu und flog in einer geschwungenen Kurve Tamra hinterher.
Er erreichte die Mauerkuppe und hätte sich in seinem geschwächten Zustand beinahe überschlagen. »Donnerwetter!«, entfuhr es ihm.
Unten, am Fuß der Berge, die augenscheinlich ein gigantisches Hochplateau einschlossen, glitzerte ein Moloch aus Stahl und Kunststoff.
»Die Stadt der Posbis«, hörte er Tamras Flüstern dicht an seinen Ohren. Manchmal hatte sie eine Stimme, in die er am liebsten wohlig hineingekrochen wäre.
Schroeder sah in die Stadt hinunter. Überall wimmelten Maschinen. Selbst aus der Höhe war zu sehen, dass es sich um keine von Lebewesen bewohnte Stadt handelte. Da waren keine freien Flächen, keine Parks, keine zur Freude des Besuchers angelegten Blickachsen. Keine Gleiterparkplätze, keine Reklame. Nur ein geschäftiges
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