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PR Posbi-Krieg 05 - Die Psi-Fabrik

PR Posbi-Krieg 05 - Die Psi-Fabrik

Titel: PR Posbi-Krieg 05 - Die Psi-Fabrik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Böhmert
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Gezwitscher und diesen einander überlagernden, durchwehenden Klängen, aus denen die Musik der Ueeba bestand.
    Tamra hörte auf, sich zu drehen, sich zu wiegen. Sie merkte es kaum, es geschah ganz fließend. Sie sah Schroeder an. Über seinem Helm flackerten Lichter. Seine Augen lagen im Schatten.
    Sie hatte das Gefühl, gar nicht genug Luft holen zu können. Sie lebte. Sie beide lebten!
    Wieder blubberte dieses Lachen in ihr herauf. Etwas zuckte über Startacs Gesicht, als er es hörte.
    »Komm«, sagte sie. Und ging zu ihm und legte ihm die Hände in den Nacken und begann wieder zu tanzen, mit sachten, fast nicht vorhandenen Bewegungen. Dann spürte sie seine Hände auf ihrem Rücken und schloss die Augen, drückte sich gegen ihn.
    Sie hörte ihn zitternd Atem holen, und dann bewegte er sich mit ihr, langsam, zögernd.
    Er hörte nicht wieder auf.
    »Wir wollen vorsichtig sein«, sagte sie.
    »Ja.« Sie hörte ihn schlucken.
    So tanzten sie, Fremde in einer fremden Welt. Und waren einander nah wie nie. In ihren klimatisierten Kampfanzügen, ihren Stiefeln, ihren Helmen.
    Ein Stück entfernt schwebte dezent der Alles-für-euch-Gleiter und sah ihnen zu.

EINUNDDREIßIG
    Tawe machte sich keine Illusionen. Sein Leben war verpfuscht. Er war nicht nur gegen seinen Willen zum Mann geworden; er war jetzt auch noch ein hässlicher Mann. Ein alter Mann. Noch mindestens 20 Jahre hatte er vor sich, und er würde sie hinkend und mit Zugeh-merzen verbringen.
    Vom Leben gezeichnet.
    Seine Gabe war ein Hohn. Launisch wie das Wetter, wie der Zufall. Erst brockte sie ihm den Ruf in die Fabrik ein, dann rettete sie Leben, dann ließ sie ihn im Stich.
    Ohne Psi-Begabung wäre er immer noch eine Frau gewesen, bei Adilai, unverletzt.
    Ein Hohn!
    Tawes Geist, könnte man sagen, war schwach. Doch sein Fleisch war willig. Es hatte überlebt. Gekrümmt, vernarbt, aber von Leben durchdrungen.
    Tawe lebte nicht in der Hoffnung, Adilai wiedersehen zu können, eines fernen, unbestimmten Tages ihre Liebe wieder leben zu können. Diese Vorstellung, der Tibala anhing, der treuherzige Tibala, war absurd. Was für eine Art Liebe sollte das denn werden, zwischen einem Mann und einer Frau? Ein Hohn!
    Bala war so froh gewesen, so glücklich, als er nach der Hitze gekommen war und ihm ungebeten von Adilai erzählt hatte. Dass sie
    auf ihn, Tawe, wartete! Dass sie ihn, Tawe, noch immer liebte!
    »Danke«, hatte er gesagt und das selig zitternde Fühlerbündel kaum ansehen können. »Du bist ein Freund.«
    »Ja, soll ich ihr etwas ausrichten? Ich kann ihr doch in der nächsten Freischicht vielleicht etwas ausrichten.«
    »Gern. Tu das.«
    »Und was?«
    »Was du willst. Dir werden schon die richtigen Worte einfallen.«
    Seine Gabe hatte Tawe verraten.
    Und seine Liebe verriet ihn auch. Sie hielt seinen Leib am Leben. Dummer Leib! Närrischer Leib! Hätten seine Ohren bloß nie wieder von Adilai gehört...
    Aber Tawe machte sich keine Illusionen. Das nicht.
    Er lebte. Er arbeitete. Er starb. Jeden Tag ein bisschen mehr.
    Ein Jahr, bevor die Knochenleute kommen sollten, er hatte noch immer nicht sauber die Zwei gelöst, nahmen ihn die Älteren zum erstenmal mit in die Siedlung der Ober-Denker. Sem Larisch, erklärten sie, sei jetzt gut genug.
    Die Siedlung lag nicht weit entfernt von der Fabrik, eine Ansammlung von Lehmhütten, die man nicht anders als primitiv bezeichnen konnte. Kein Vergleich zu den eleganten alten Prachtbauten, in denen die Ueeba-Frauen lebten. Nicht einmal ein Vergleich zu dem ohnehin schon wenig ansehnlichen Fabrikklotz.
    Schlimmer noch wirkten die Bewohner der Siedlung auf ihn. Es waren ungeschlachte Riesen, die aufrecht dahinwackelten, auf lediglich vier viel zu dicken, viel zu plumpen Beinen. Ein drittes Beinpaar baumelte in der Luft, wenn sie es nicht gerade zum Abstützen brauchten, mit Greiflappen am Ende. Obwohl Tawe nun ein Mann war und doppelt so lang wie eine Frau, überragten diese Wesen ihn, wenn er sich aufrichtete, noch einmal um Manneslänge. Statt abgerundeter, sich geschmeidig ineinanderschiebender Panzerbögen hatten sie eine fledderige Lederhaut, statt einem Mund mit Mandi-beln lediglich ein gähnendes Loch.
    Womit sollten sie Werkzeug halten?
    Sie sahen aus wie Tiere. Wie irgendwelche Säuger, die den ganzen Tag lang nichts anderes tun konnten als Fressen und Verdauen, weil
    sie immer nur brauchten, brauchten, brauchten.
    Ihre Hütten bewiesen schon von weitem, dass sie nicht ein einziges Gebilde von Schönheit

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