PR Posbi-Krieg 06 - Die Schöpfungsmaschine
er sie zurück.
Ich bin tot, und das ist das Jenseits. Aber ist das der Himmel oder die Hölle? Habe ich in meinem Leben Gutes getan, und die Götter belohnen mich nun dafür und holen mich zu sich, oder überwiegt in meinem Dasein das Böse, und sie lassen mich grausam dafür büßen?
Nein. Er hatte nie an Götter geglaubt, nie an ein Leben nach dem Tode. So viel wusste er. Er war .
Er konnte den Gedanken nicht beenden. Er wusste nicht, was er war. Wieso hatte er nicht die geringste Erinnerung an sein Dasein, bevor er in diesem Schlammloch aufgewacht war? Oder nur Erinnerungsfetzen, die er nicht fassen konnte, die einen Moment verweilten und dann verblichen, wie kleine Pfützen, die in diesem Sumpf verdunsteten.
Sein Sichtfeld veränderte sich erneut, und er sah ... ein Auge. Ein kreisrundes Auge auf einem schmalen, zerbrechlich wirkenden Stiel, das ... ein Auge sah. Ein zweites.
Seine Augen. Er hatte . bewegliche Stielaugen.
Auch wenn ihm jede Erinnerung vor dem Erwachen fehlte, war ihm nun klar, dass dieser gedrungene Körper mit dem schaufelartigen Maul und den Stielaugen nicht der seine war. Nicht der, in dem er bislang gelebt hatte.
Nun, da er von den Augen wusste, konnte er sie mit einem Mal einsetzen, als hätte er nie etwas anderes getan. Er drehte sie und schaute an seinem Körper entlang.
Ein flacher, gedrungener Leib, bedeckt von einer hart und starr wirkenden Hülle - einem Panzer? - mit sechs verhältnismäßig kleinen, flachen, paarweise angeordneten Füßen, aus denen jeweils eine Kralle spross. Ihm fiel auf, dass drei der sechs Hornauswüchse deut-lich kürzer waren als die anderen. Waren sie . abgebrochen? Abgetrennt worden? Und wozu benötigte er sie hier in diesem weichen Morast überhaupt? Die flachen Füße mit den Schwimmhäuten zwischen den Zehen ... ja, damit konnte er sich auch über weichen, lok-keren Sumpf bewegen. Die Schnauze? Ja, damit konnte er den Morast umgraben. Aber die Krallen .?
Verteidigungswaffen? In diesem Fall gab es Feinde hier. Dann war er nicht allein und musste auf seine Umwelt achten, um notfalls angemessen reagieren zu können.
Angemessen reagieren? Mit einem Körper, den er nicht einmal ansatzweise beherrschte?
Dann musste er es lernen, und zwar schnell, bevor diese potenziellen Feinde ihn entdeckten.
Es war wie mit den Augen. Nun, da er wusste, dass er sechs Beine und Füße hatte, konnte er sie auch gezielt einsetzen. Er ließ die Stielaugen unablässig kreisen - sie sahen kein anderes Lebewesen, nur schier endlosen Morast unter einer fahlgelben Sonne - und bewegte sich.
Versuchte, voranzukommen.
Musste er die drei rechten Beine gleichzeitig bewegen, und dann die drei linken? Oder das vordere Beinpaar, dann das mittlere, dann das hintere?
Nein, das war nicht sein Körper, stellte er fest, als sein flacher Körper auf den Morast klatschte und erst einmal unbeweglich liegen blieb. Er hatte noch viel zu lernen.
Zum ersten Mal seit dem Erwachen verspürte er so etwas wie Angst. Zumindest gewährten ihm die Augen eine Rundumsicht; soweit er sehen konnte, war er noch immer allein. Wieder stieg Panik in ihm empor, als er versuchte, die Füße zu bewegen, und diesmal gewann sie die Oberhand, bis es ihm endlich gelang, das vordere Beinpaar aufzurichten, dann das mittlere, schließlich das hintere, und dann beide Vorderfüße im Einklang zu bewegen.
Dann die mittleren. Dann die hinteren.
Er hatte auch diese Kontrolle über seinen Körper gewonnen. Langsam, schwankend, arbeitete er sich drei, vier Schritte vor. Oder 18, 24.
Doch wohin sollte er sich wenden? Er sah, er roch, er spürte den Morast an seinem Körper, nahm einen Aufprall auf dem Boden wahr ... doch wenn er mit diesem Körper tatsächlich einen Bau in den weichen Lehmboden gegraben hatte, würde er ihn nicht finden. Er wusste nicht, wo er sich befand. Er konnte sich nicht erinnern. An gar nichts.
Er fixierte die sich noch immer unablässig drehenden Augen auf das Flammenrad, das einzige licht in seiner Welt, abgesehen von der Sonne, die noch immer an derselben Stelle stand, weder weiter auf-noch untergegangen war.
Die Sonne . Er versuchte, die Augen zusammenzukneifen, um besser sehen zu können, doch es gelang ihm nicht. Er schloss sie, öffnete sie wieder, und noch einmal, und noch einmal.
Täuschte er sich, oder . riss der Himmel um die fahlgelbe Sonne auf? Zwängten sich gezackte Kratzer in den Horizont, Lücken in der Welt, durch die etwas anderes sickerte? Auf den ersten Blick ließ sich
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