PR Posbi-Krieg 06 - Die Schöpfungsmaschine
Aber die war atemberaubend.
Praktisch alle Gebäude schienen von vollendeter Beherrschung von Formenergie zu künden. Zahlreiche bauliche Elemente spotteten den Gesetzen der Schwerkraft. Brücken ohne jegliche Pfeiler oder Tragseile spannten sich in schwindelerregenden Höhen zwischen umgekehrten Pyramiden, die auf der Spitze balancierten. Gläserne Kugeln schwebten, kolossalen Seifenblasen gleich, über Zeltkonstruktionen, die nur aus kaum sichtbaren Spinnweben bestanden und doch ganze Sport- und Opferarenen enthielten. Und hier und da veränderten sich die Fassaden ganzer Gebäudekomplexe. Einige wechselten lediglich die Farbe, andere auch die Beleuchtung, die meisten jedoch die gesamte Gestalt. Aus Türmen wurden Rundbögen, aus Pyramiden Kugeln.
Diese schwerelose Architektur, diese unaufhörliche Metamorphose war nur eine Vorspiegelung falscher Tatsachen. Aber sie wirkte erhaben. Und sie war nicht nur eine Erinnerung an die alte Technik der Laren, sondern eine stete Mahnung, in der Zielstrebigkeit nicht nachzulassen und unentwegt daran zu arbeiten, den alten Status quo irgendwann zumindest wieder zu erreichen, wenn nicht gar zu übertreffen.
Eine Stadt aus Formenergie . Die Laren waren einst Meister in der Beherrschung dieser Energieform gewesen. Nicht nur ihre Städte, auch ihre Raumschiffe hatten sie daraus konstruiert, die legendären SVE-Raumer, die Strukturvariablen Energiezellen-Raumer, die ihre Hülle aus gebündelter und formgerichteter Energie je nach Erfordernis ausdehnen und wieder zur ursprünglichen Größe zusammenschrumpfen lassen konnten. Ein Konvoi aus insgesamt 22 SVE-Raumern war vor 3900 Jahren während des Flugs zu einer der Hetos-Galaxien in den Kleinen Wirbelsturm verschlagen worden, und aus ihnen war schließlich der gesamte Trovent entstanden.
Doch hier in Forn-Karyan herrschten ganz andere Bedingungen als in den Hetos-Galaxien, und seit der Erhöhung der Hyperimpedanz hatten sich die Erzeugung und stabile Projektion überdies deutlich erschwert und waren noch energieaufwändiger als vorher. Formenergie wurde daher im Allgemeinen fast gar nicht mehr verwendet.
Und so war das Bild, das Taphior bot, lediglich ... Mummenschanz, dachte Kat-Greer. Augenwischerei. Statt richtiger Formenergie kamen hier lediglich hochkomplexe Prallfelder und -schirme zum Einsatz, Traktorstrahlnetze, Antigrav-Schichtfelder und wirkungsvolle holografische Effekte, die in ihrer geschickten - teilweise auch hyperenergetischen - Kombination den Eindruck erweckten, als seien die Gebäude aus Formenergie geschaffen. Musste jedoch etwa wegen eines Hypersturms die Energieversorgung heruntergefahren werden, oder fiel sie gar aus, verschwanden die funkelnden Fassaden und eleganten architektonischen Konstruktionen, als hätte es sie nie gegeben. An ihrer Stelle duckten sich dann schmutzig graue, klotzige, erschreckend niedrige Bunkerbauten zwischen die kahlen Hügel.
Nun ja., dachte Kat-Greer. Wir arbeiten daran. Und sobald das Imperium Altera aus dem Weg geräumt ist und wir unsere Kräfte auf neue Ziele richten können, werden wir auch Fortschritte beim Einsatz von Formenergie erzielen.
Hinter ihm räusperte sich jemand. Der Erste Hetran drehte sich um und machte einen schlanken, kleingewachsenen Laren aus, dessen Uniform ihn als Mitglied des Lichtnetzes auswies, des Geheimen Flottenauges.
Das Geheime Flottenauge schläft nie und sieht alles, dachte der Erste Hetran. Er hatte dem Geheimdienst viel zu verdanken; das Lichtnetz hatte zu den wichtigsten Stützpfeilern in seinen Umsturzplänen gezählt. Doch wenn sich ein Abteilungsleiter höchstpersönlich bei ihm einfand, konnte das nichts Gutes bedeuten. Das Geheime Flottenauge stattete keine Höflichkeitsbesuche ab.
Kat-Greer nickte dem Mann knapp zu und führte ihn dann aus der Einsatzzentrale in den Pyramiden von Taphior in sein nur wenige Schritte entferntes Privatbüro, das in unregelmäßigen Abständen, aber mindestens einmal stündlich auf Abhörsicherheit überprüft wurde. Der Erste Hetran hatte aus den Fehlern seines Vorgängers Lehren gezogen.
»Dog-Culivo«, stellte der Agent sich vor, »Beauftragter des ...«
Kat-Greer winkte ab. »Meine Zeit ist begrenzt. Kommen Sie direkt zur Sache.«
»Selbstverständlich, Hetran. Die Spionage-Schiffe des Lichtnetzes haben uns zugetragen, dass die Angriffe der Posbis gegen die Alteraner ins Stocken geraten sind.«
»Wieso?«, fragte Kat-Greer. »Wieso kämpfen die Posbis nicht weiter?«
»Das wissen wir nicht,
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