PR Rotes Imperium 01 - Die fossile Stadt
spielte mit seinen Emotionen, um ihn so lange wie möglich am Höhepunkt seiner Leistungsfähigkeit zu halten.
»Ein Schaumbild an alle Mitglieder des Einsatzkommandos!«, befahl Gorim. Seine Stimme hörte sich in den eigenen Ohren sonderbar an. Die Stimmbänder waren weitgehend verätzt. »Automatische Einspeisung in deren Quantroniken. Unser Gegenangriff muss synchron erfolgen. Gibt es Hinweise auf nachrückende gegnerische Regulartruppen?«
»Sie verspäten sich«, säuselte Suhn. »Sie haben mit unserem Durchbruch im Nordostquadranten gerechnet und werden erst in zirka drei Minuten eintreffen.«
Neuerlich zehrten sie von unverdientem Glück. Gorim wusste nur allzu gut über Kampfstatistiken Bescheid. Sie hätten längst tot sein müssen, aufgebracht von den Kräften des Roten Imperiums. Das Schicksal, ein sehr windiger Verbündeter, half ihnen auf die Sprünge. Doch irgendwann, so ahnte Gorim, würde sich das Blatt wenden.
Der Cerbide in Gorims Armen zuckte nur noch leicht vor sich hin. Seine Kraft war verbraucht, er hauchte sein künstliches Leben aus.
»Sind die Schaumbilder verteilt?«, fragte Gorim.
»Ja. Ich habe achtzehn Bestätigungen erhalten.«
18 von 37 Beteiligten lebten also noch. Eine gute, eine ausgezeichnete Quote.
»Energetischen Zerstörungsraster übermitteln«, befahl er Suhn. »Wirkung so weit wie möglich nach außen fächern. Sieh zu, dass alle Cerbiden im Umfeld der Überlebenden vernichtet werden.«
»Und auch im Umfeld der Toten«, ergänzte Suhn seine Anweisung. »Manche meiner Partner funktionieren noch.«
Partner. Die Quantroniken nannten sich seit jeher gegenseitig Partner. Sie funktionierten auch dann noch, wenn die menschlichen Träger verstorben waren. Die Neujustierung einer personengebundenen Quantronik bereitete aufgrund des quasi-biologischen Bewusstseins stets große Mühen und erforderte besonderes Fingerspitzengefühl. Gorim verabscheute jeglichen Gedanken an diese parallel existierende Welt hyperintelligenter Rechner.
»Jetzt!«, sagte er.
Lautes Summen dröhnte in seinen Ohren. Suhn verschliss 30 Prozent der Anzug-Reserven. Er emittierte die energetische Streubombe in einem Umkreis von 20 Metern, mit Gorim als Zentrum. Der eine Cerbide zerfiel zwischen seinen Händen, der zweite löste sich mit schrecklichem Jaulen unweit von ihm auf.
Ruhe kehrte ein. Trügerische, hässliche Ruhe.
»Status?«, fragte Gorim, nachdem er einmal laut durchgeschnauft hatte.
»Siebzehn Überlebende.«
»Sammeln. Aktionsradius synchronisieren. Wir rücken gemeinsam weiter vor. Deine… Partner und du sollen alle Daten sammeln und einen Ausweichkurs bestimmen, sodass wir die Regulartruppen tunlichst umgehen können.«
»Du willst die Aktion nicht abblasen?«
»Nein. Wir haben eine Mission zu erfüllen.« Es wurde ihm schwarz vor Augen. Gorim taumelte, wurde lediglich von Stützelementen in seinem Anzug auf den Beinen gehalten.
»Wie sieht’s mit mir aus?«, fragte er.
»Verbrennungen und Gewebezerstörungen dritten Grades. Irreparable Schädigungen der Lunge, die Arme sind verkohlt, ebenso wie große Teile der Lenden. Mehrfaches Organversagen unbestimmten Ausmaßes.«
»Ich werde also in eine längere Rehab müssen, sobald wir zurückgekehrt sind.«
»Ich denke nicht, Gorim«, sagte Suhn sanft. »So weit wird es nicht kommen. Du hast noch maximal fünfzehn Minuten Zeit. Dann bist du tot.«
9
Perry Rhodan
»Was, bitteschön, war das?«, fragte Wiesel völlig entgeistert.
»Eine Erinnerung«, sagte Perry Rhodan nachdenklich. »Etwas, das in meinem Unterbewusstsein verankert war. Seit mehreren tausend Jahren. Genauso wie der Mund, genauso wie diese seltsame Landschaft.«
»Wir verdanken also dir diese wunderbare Umgebung? Na – dann dank ich schön!«
»Habe ich dich darum gebeten, mitzukommen?«, herrschte der Unsterbliche seinen Begleiter an. »Du springst mir durch diesen Mund hinterher, gibst patzige Auskünfte und weigerst dich, mir zu sagen, was du hier suchst. Und jetzt willst du dich auch noch über deine Lage beschweren?«
»Ich hatte es eilig«, gab Wiesel schulterzuckend zu. »Jemand ist… war hinter mir her. Ich sah keinen anderen Ausweg.« Der Kleine seufzte. »Eigentlich hätte ich’s mir denken können, dass heute alles schiefgehen würde. Du kennst ja das geflügelte Wort: Wer Rhodan folgt, hat kein langes Leben.«
»Sagt man das?« Rhodan versuchte ein Lächeln. Es misslang.
Er konnte es den Menschen nicht verdenken, dass sie so über ihn dachten.
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