PR Rotes Imperium 01 - Die fossile Stadt
Hochkonzentrations-Fleischriegel. Wiesel beäugte ihn misstrauisch, nuckelte aber schließlich doch daran. Die Nährstoffbombe würde ihm für mindestens 24 Stunden das Gefühl der Sättigung verschaffen.
Der Kleine trug herkömmliche Freizeitbekleidung, die schäbiger wirkte, als sie eigentlich war. Rhodan erkannte die winzigen, aber verräterischen Zeichen einer High-Tech-Ausrüstung. Wiesels Sportschuhe waren mit einer Gehunterstützung ausgestattet, die gelenkschonend wirkte und ihm mit jedem Schritt einen Impuls nach vorne verschaffte. In Hose und Jacke waren kaum erkennbare, unverdächtig scheinende Drähte eingewoben. Sie wiesen auf weitere Gimmicks hin. Dann waren da noch die ausgebeulten Hosen- und Schenkeltaschen sowie die kastenförmige Positronik, die sich Wiesel mit einem ledernen Gürtel um die Hüfte gebunden hatte. Sie war schmutzig und abgegriffen; dennoch behandelte er sie mit besonderer Sorgfältigkeit.
»Du bist Münchner?«, fragte Rhodan, einer Eingebung folgend.
»Ja.«
»Und du bist niemals oder nur selten aus der Stadt herausgekommen.«
»Woher weißt du das?« Wiesel tat einen Schritt zur Seite. In seinen Augen zeigten sich Erschrecken – und Wut.
»Ich sehe es dir an.« Perry Rhodan blieb gelassen. »Du machst kleine, unsichere Schritte. Du fühlst dich unwohl, weil keine Häuserzeilen um dich sind, also kein Schutz. Immer wieder blickst du in den gemalten Himmel, als könnte er dir auf den Kopf fallen.«
»Spar dir das, Unsterblicherl« Wiesel sprach das Wort wie einen Fluch aus. »Diese Dinge gehen dich nichts an.«
»Du schwimmst in der Anonymität der Masse mit«, fuhr Perry Rhodan unbeirrt fort. »Du lebst von der Gutgläubigkeit anderer Menschen. Du willst keine Hilfe, pflegst keinerlei soziale Kontakte, bist dir stets selbst am Nächsten.«
»Hör auf!«, fauchte Wiesel. Er sprang zur Seite und duckte sich. Plötzlich hatte er ein Vibro-Messer in der Rechten, hielt es drohend in Rhodans Richtung.
»Du verträgst die Wahrheit nicht, und du fühlst dich durchschaut.« Rhodan blieb ruhig. »Weil du Angst hast, und weil es Geheimnisse in deinem Leben gibt, die du mit niemandem teilen willst.«
Rhodan durchschaute Wiesels Angriff. Er wich zur Seite, ließ seinen Gegner ins Leere laufen und hieb in genau dem Augenblick von oben gegen den ausgestreckten Unterarm, als Wiesels Körperspannung am größten war. Der Kleine schrie erschrocken und vor Schmerz auf, ließ die Stichwaffe zu Boden fallen. Rhodan packte das Handgelenk seines Gegners, verdrehte es und schleuderte den Angreifer wuchtig in den Sand.
Wiesel prallte heftig mit dem Rücken auf, presste röchelnd Luft aus seinen Lungen. Benommen blickte er um sich, wollte sich zur Seite rollen und wieder auf die Beine kommen. Rhodan setzte sofort nach, gab ihm keine Chance, sich zu sammeln. Er drückte ihm einen Fuß gegen die Brust und fixierte den anderen.
»Lass es bleiben, Wiesel«, sagte Rhodan ruhig. »Ich habe mir da und dort ein paar Kniffe abgeschaut. Wenn du darauf bestehst, können wir dieses Spielchen noch eine Weile fortsetzen. Für dich wäre es besser – und gesünder wenn du ruhig liegen bleibst und mir zuhörst.«
Wiesel starrte ihn an, sagte kein Wort. Nach einer Weile ließ er den Kopf nach hinten fallen und entspannte den Körper.
Rhodan lockerte den Druck seines Fußes. Er gab dem Kleinen so die Möglichkeit, kräftig durchzuatmen.
»Na schön«, keuchte Wiesel, das Gesicht rot vor Wut, »ich höre.«
»Wie du siehst, verfüge ich über gewisse… Qualitäten« sagte Rhodan. »Nicht nur im Nahkampf, mein Freund. Ich bin recht ausdauernd, ich benötige kaum Schlaf, ich weiß dich richtig einzuschätzen, wie du soeben gemerkt hast. Sosehr du dich auch bemühst, Wiesel: Du kannst mich nicht überraschen.« Rhodan atmete tief durch. »Ich weiß nicht, was auf uns wartet. Hinter jeder Felsnadel lauern Gefahren, von denen wir keine Ahnung haben. Akzeptiere, dass es keinen Weg zurück gibt und dass wir dieses Abenteuer nur zu zweit durchstehen.« Er nahm den Fuß von Wiesel, packte ihn an einem Handgelenk und half ihm schwungvoll auf die Beine.
So eindringlich wie möglich sagte er: »Deine Vorgeschichte interessiert mich nicht sonderlich, und die Probleme, die du dir umgehängt hast, lösen wir nach unserer Rückkehr. Ich akzeptiere, dass du mich nicht magst. Das sei dir unbenommen. Hier und jetzt aber benötige ich einen Partner, der mir den Rücken freihält – und umgekehrt. Ich brauche keinen Feind,
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