PR Rotes Imperium 01 - Die fossile Stadt
nutzlosen Schutzschirm, den Anzug und schließlich die Bauchdecke, wühlte sich in ihre Innereien und zerfetzte die Leber.
Der Regulär hielt inne, lächelte sie an, genoss den Geschmack des – vermeintlichen – Sieges und vernachlässigte seine eigene Deckung.
Amaya Yo blieben zehn Sekunden, bis ihre Körperfunktionen endgültig versagten. Sie riss am frei schwingenden Arm ihres Gegners und riss so fest, dass er sich vom Körper löste. Sie warf ihn achtlos beiseite, packte den anderen Arm und zog ihn aus ihrem Bauch. Er hielt ein blutiges Etwas in seiner Hand; sie achtete nicht weiter darauf. Solche Dinge ließen sich reparieren.
Der Regular geriet aus dem Gleichgewicht. Seine Quantronik konnte sich nicht rasch genug auf die veränderte Situation einstellen. Eine Neujustierung aufgrund des Körperungleichgewichts bedurfte einige Sekunden Zeit.
Amaya Yo drehte dem Gegner das Handgelenk so lange, bis es brach, bis der Regulär vor ihr auf die Knie fiel. Sie setzte einen wuchtigen Schlag mit dem Ellbogen gegen das Sichtvisier. Der Kopf des Gegners fiel nach hinten, wurde gestützt und abgefedert von den Verstärkungen des Schutzanzugs. Noch verteidigte er sich zielgerichtet, noch konnte er das Ende des Kampfes hinauszögern. Doch nun war es an ihr, den Gegner mit knapp abgezirkelten Schlägen in die Defensive zu drängen. Einen Gegner, der mit einem Arm weniger nur noch auf Zeitgewinn arbeiten konnte.
Eine versteckt geführte Terz-Riposte mit ausgestreckten Fingern gegen die Brustgegend sorgte für das Ende. Der Regulär brach zusammen und hauchte sein Leben auf dem Rücken liegend aus.
Amaya Yo atmete tief durch, arbeitete ihre Sauerstoffschuld ab. Der Plasmawurm war bereits in ihren Magen gekrochen und reparierte, was ihm möglich war. Die Quantronik übermittelte Vitaldaten, die sie hoffen ließen. Die Leber war zu 15 Prozent intakt. Externe Elemente des Anzugs übten vorerst ihre Funktionen aus, während die Gewebe-Nachzucht bereits begonnen hatte.
Sie orientierte sich. Der Kampf hatte ganze 14 Sekunden gedauert. Zwischenzeitlich hatte sich das Feld der Kämpfenden gelichtet. Vier ihrer Begleiter nahmen die letzten beiden Gegner ins Visier, trieben sie in die Enge, erdrückten sie dank ihres Übergewichts – und ihrer unbedingten Willenskraft.
Stille kehrte ein, unterbrochen vom Zischen und Brodeln zerstörter Aggregate. Der Durchgang war heil geblieben, ihre Rückkehr gesichert. Vor 47 Sekunden erst waren sie aus ihm hervor gestolpert. Der Zeitplan hielt. Immerhin noch…
Nun kam es darauf an, sich so rasch wie möglich zu orientieren. Die Extrapoliten der Anjumisten hatten ein Zeitfenster von nicht mehr als fünfzehn Minuten errechnet.
Schecks war bei den Überlebenden, ebenso die junge Simaa mit den viergeteilten Augen und der unverwüstliche Corodonne. Als letzten der vier Kampfgefährten identifizierte sie Schreyver. Er entwickelte eine Zähheit, die sie von ihm nicht erwartet hatte. Nach wie vor trug er den so schwer zu bändigenden Kokon bei sich, hütete ihn wie einen besonderen Schatz.
»Weiter!«, feuerte sie ihre Leute an. »Wir haben noch ein gutes Stück des Weges vor uns.«
Sie durchdrangen die dicke, ätzend riechende Nebelsuppe, vorbei an Hügeln glühenden Metalls, die im allmählichen Erstarren klackerten und knacksten. Der Ausgang war durch automatische Waffensysteme geschützt. Sie stellten kein Hindernis für die zu allem entschlossenen Anjumisten dar.
Eine weitere Alarmsirene heulte los, mischte sich mit lautem Diskant in den Chor der anderen. Amaya Yo regelte die Übertragungslautstärke ihres Schutzanzugs ein wenig ab.
Sie unternahm eine hastige Prüfung ihrer Vitalwerte. Sie lagen bei 62 Prozent, Tendenz allmählich steigend. Der Plasmawurm kämpfte verbissen um ihr Leben, so wie auch die Medoquantronik, die an der neuen Leber arbeitete.
Die Anjumistin zerstrahlte das Tor und warf sich mit einem Hechtsprung nach draußen.
Niemand. Kein Mensch zu sehen. Zwischen all den Ruinen rührte sich nichts.
Man hatte sie auf den Anblick vorbereitet. Auf die achtlos und respektlos übereinander gelagerten Gebäude, Tausende Tonnen schwer. Hier arbeiteten keine Filigran-Wissenschaftler, sondern die Fleischhauer der Archäologie.
Sie zerschnitten und filetierten beliebig große Trümmer, die sie aus unterschiedlichen Zeiten und Welten des Einstein-Universums eingefangen hatten.
Rasch, rasch musste es gehen. Amaya Yo nahm sich nicht die Zeit, innezuhalten und sich an Details
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