PR Rotes Imperium 01 - Die fossile Stadt
widerwillig.
Curebanas und Boyd wirkten verwirrt – und verzweifelt. Sie ahnten, was mit ihm geschah. Die Wirkung der Kokon-Technik war offenbar allgemein bekannt. Die beiden Chrononten schienen zu wissen, was mit ihm vor sich ging.
»Wehr dich dagegen!«, rief ihm Curebanas durch ätzende Rauchschwaden zu. In ihrer Stimme schwang Verzweiflung mit. Sie wagte sich angesichts der Übermacht ihrer Gegner dennoch nicht aus der Deckung. »Der Kokon manipuliert deine Gefühle. Er kann dich nicht beherrschen, wenn du es nicht willstl«
Leichter gesagt als getan!, dachte Rhodan. Wiesollich…? Seine Gedanken verwirrten sich.
Wie konnte er seinen emotionellen Haushalt bewusst steuern, wenn er dauernd lenkende Eingriffe durch den Kokon verspürte? Die Chronontin mochte Erfahrungen haben, ihre Gefühle zu unterdrücken; Perry Rhodan hatte nicht die geringste Ahnung, wie er es anfangen sollte.
»Hör nicht auf sie!« Jener Anjumist, der ihm den Kokon übergestülpt hatte, humpelte an seiner Seite durch das Büro. »Diese Büttel sind nicht an dir persönlich interessiert; es geht ihnen um ihr eigenes Leben! Wenn sie ohne dich nach Druufon zurückkehren, ist ihr Leben verwirkt. Das Rote Imperium geht nicht besonders freundlich mit Verlierern um.«
Wahllos feuerte er auf weitere Gerätschaften rings um ihn, wohl, um das Chaos zu vergrößern. In seinen Augen glänzte nach wie vor Wahnsinn – und unendliche Müdigkeit. Er würde sicher bald zusammenbrechen.
Rhodan kroch zum Vibratormesser und nahm es an sich. Seine Finger verkrampften sich geradezu um den Griff; die Fingernägel schimmerten rötlich. Der Kokon erlaubte ihm den Griff. Wohl, um dem Terraner das Gefühl zu geben, wenigstens noch über einen geringen Teil von Autarkie zu verfügen.
Dann übernahm die in die Gallerteschicht eingelagerte Denkmechanik endgültig die Kontrolle. Sie trieb ihn durch die gesprengte Öffnung. Über die Zacken rot glühenden Metalls hinweg, hinein in die Albtraumlandschaft des Steinernen Meers.
Rhodan mühte sich, gegen die Beeinflussung durch den Kokon ein Mittel zu finden. Er hasste es, nicht Herr über seinen Körper zu sein. Die Anjumisten wirkten wie zum Äußersten entschlossene Fanatiker. Sie würden ihn eher töten, als ihn in den Händen der Chrononten zurückzulassen.
Also kämpfte er. Mit all seiner Erfahrung und Cleverness. Dagor-Techniken und die zehn Stufen des Upanishad, über die er grundsätzlich Bescheid wusste, halfen ihm, in sich selbst Ruhe zu finden und die körperliche Befindlichkeit so weit wie möglich hintanzuhalten.
Nur der Verstand zählt, sagte er sich. Es gibt keine Gefühle, es gibt kein Herz und Schmerz. Lass es nicht überhandgewinnen, wehre dich dagegen…
Nutzlos.
Der Kokon begegnete jedem Versuch, ihn abzuschalten, mit einer noch stärkeren Attacke an Emotionen. Rasende Liebe erfasste Rhodan, wuchs sich aus zu tiefster Scham und wurde zu stichelnder Eifersucht. Keinen Augenblick lang blieb ihm die Ruhe, sich zu konzentrieren.
Er kletterte über einen Gebäuderest hinweg, der einem ausgebleichten Totenkopf ähnelte. Er war über und über mit Abfällen bedeckt. Kleine Tierchen mit bunt gemusterten Chitinrücken taten sich an Nahrungsmittelresten gütlich. Wahrscheinlich stammten sie aus dem Roten Universum.
Einer der Anjumisten kam an seine Seite. Eine Frau. Hager war sie, das blasse Gesicht schweißüberströmt. Sie schien unter großen Schmerzen zu leiden. »Mach ja keinen Blödsinn, Perry Rhodan!«, fuhr sie ihn an. »Ich bin mit der Quantronik des Kokons vernetzt. Er alarmiert mich, wenn du dich weiter gegen ihn wehrst.«
»Was habt ihr mit mir vor? Was wollt ihr von mir?« Seine Worte kamen heiser, gekrächzt. Und immer wieder musste er kleinste Brocken der Kokonmasse aus seiner Luftröhre hochwürgen. Sie kratzten im Hals, brachten Brechreiz mit sich.
»Glaub niemals, was du siehst!«, sagte die Frau eindringlich, ohne direkt auf seine Fragen einzugehen. »Velines ist ein Blender. Er hatte lange genug Zeit, sein Handwerk zu lernen und zu perfektionieren…« Sie keuchte, blieb kurz stehen, hielt sich den Magen, stolperte mit mechanischen Schritten weiter. Wie ein aus der Ferne gesteuerter Roboter.
»Wer ist Velines? Und wer bist du?«
Sie erreichten einen schmalen, kaum begehbaren Weg. Er zog sich eine antike, steinerne Kultstätte entlang, an der sich dolmengrabähnliche Bauwerke aneinanderreihten. Rhodans Füße taten weiterhin, was sie wollten. Beziehungsweise: was der Kokon
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