PR Rotes Imperium 01 - Die fossile Stadt
jubelten. Der Schrei blieb ihnen in der Kehle stecken, denn die Präfidatin zeigte keinerlei Reaktion. Sie grinste lediglich dümmlich und atmete Luft in ihren Aquarium-Helm aus.
»Ich bringe Rhodan zum Durchgang!«, rief Yo ihren Begleitern zu. »Einer muss es schaffen; komme, was wolle.«
Sie blieb ruhig und leidenschaftslos. Der Anjumistin war offensichtlich keinesfalls daran gelegen, ihr eigenes Leben zu retten. Sie rechnete sich lediglich selbst die größten Chancen aus, Rhodan an der Präfidatin vorbei ins Innere des Gebäudes zu bringen und ihn von hier zu entführen.
Der Terraner fühlte, wie der Kokon eine seltsame… Leidenschaft für Amaya Yo entwickelte. Die Kämpferin band seine Umhüllung an sich, errichtete eine unsichtbare Nabelschnur. Seine Beine bewegten sich so rasch wie nie zuvor. Die Anjumistin zog ihn und den Kokon hinter sich her, an unsichtbaren Strippen, stets in einem Abstand von 20 oder mehr Meter. Er lief im Zickzack über den Vorplatz des Gebäudes, der allmählich zwischen vom Schusswechsel verursachten Staubwolken verschwand.
Die Präfidatin kiekste und lachte, genoss den Kampf und die Aufmerksamkeit. Sie labte sich an den Entsetzensund Schmerzensrufen ihrer Gegner, als zöge sie daraus Energie.
Ein ersticktes Ächzen. Ein Anjumist brach zusammen. Es war Claude Schecks. Vom Rumpf abwärts fehlte ihm alles. Noch aber lebte er. Der Rest des Anzugs hielt ihn zusammen, hielt die Körperfunktionen weiterhin aufrecht. Trotz der immer breiter werdenden Blutlache wurde dem Kämpfer nicht erlaubt zu sterben.
Ein zweiter Volltreffer, ein weiterer Anjumist, der mit dem Leben rang.
Weiter! Weiter! Der Kokon trieb Rhodan zu einer nochmaligen Leistungssteigerung an. Er gab ihm Körperspannung, Euphorie, Wahnsinn. Er fütterte, überfütterte ihn mit Hormonen, schickte ihn auf eine Reise über eine emotionale Hochschaubahn.
Der Eingang zur Halle war zum Greifen nahe. Die Präfidatin stand links von ihm, breitbeinig, keine zehn Meter entfernt. Ihre rechte Hand hatte sich verformt, war zum Waffenlauf geworden. Das Mädchen lächelte Rhodan an. Vergnügt und voll guter Laune. Als würde sie sich soeben mit ihrem Lieblingsspielzeug beschäftigen. Sie feuerte eine Strahlengarbe nach der anderen ab, in Richtung eines weiteren Anjumisten, der sich mit verzweifelten Hechtsprüngen von einer Deckung zur nächsten bewegte, in Sicherheit bringen wollte.
Etwas traf das Mädchen von der Seite. Ein Mann, der über eine Distanz von mehr als zehn Meter auf sie zugesprungen war. Judas Schreyver, unschwer am Blutfleck an seiner rechten Seite erkennbar.
Die Präfidatin stürzte zu Boden, der im Aquariumblock verborgene Kopf wurde in der bernsteinfarbenen Flüssigkeit hin- und hergebeutelt. Ein Hauch von Nachdenklichkeit mischte sich in ihre Gesichtszüge, während sie sich gegen den stürmisch angreifenden Schreyver verteidigte.
Ein zweiter Körper traf das Mädchen. Corodonne. Der wuchtigste der Anjumisten, sicher über 100 Kilogramm schwer.
Yo hatte das Gebäude erreicht; gleich darauf tauchte Rhodan im unwiderstehlich lenkenden Kokon hinterher in die Dunkelheit. Er verlor das Knäuel der drei ineinander verkeilten Kämpfer endgültig aus den Augen. Die Anjumisten opferten ihr Leben, um Amaya Yo – mit ihm im Schlepptau – die Möglichkeit zur Flucht zu geben.
Auch im Inneren des Gebäudes sah Rhodan nichts als Zerstörung. Uniformierte lagen in den merkwürdigsten Verrenkungen auf dem Boden. Amaya Yo würdigte sie keines Blickes. Sie zog den Terraner weiter mit sich und ließ ihm nur wenig Zeit, sich Gedanken über die Geschehnisse zu machen.
Von Zeit zu Zeit leuchtete Licht auf. Unruhig, stethoskopartig. Überschlagfunken zogen sich von der Decke hinab zum Boden. Sie deuteten auf komplexe, hochenergetische Abläufe hin, die in dieser Halle gesteuert und geregelt wurden.
Vor ihm schimmerte Licht aus einem unscheinbar wirkenden Nebenzimmer. Amaya Yo steuerte darauf zu. Rhodan stolperte in den Raum.
Weitere Leichen lagen nebeneinander, übereinander und quer über ihren Weg. Manche von ihnen waren den Anjumisten zugehörig, der große Rest setzte sich aus bewaffneten Einheiten des Roten Imperiums und Zivilisten zusammen. Ihr Blut hatte sich vermengt, bildete eine einheitliche, schlüpfrige Lache, durch die Rhodan stapfen musste. Seine Entführer mit Amaya Yo an der Spitze hatten bei ihrer Ankunft erbarmungslos gewütet. Um die Station zu erobern, um ihn in ihre Hände zu bekommen.
Rhodan sah starr
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