PR Rotes Imperium 02 - Requiem für Druufon
sie in den Mund und ging weiter. Am Ende des Korridors traten sie in einen großen Saal.
Unter der Decke schwebte ein glühender Ball, dessen Unterseite grün leuchtete und den gesamten Raum erhellte. Die obere Hälfte war rot. Zweifellos handelte es sich um eine Miniatursonne, die sich langsam um die eigene Achse drehte und somit die Lichtverhältnisse auf Druufon simulierte. Im Zentrum des Raumes schoss eine Wasserfontäne einige Meter in die Höhe und stürzte in einen kleinen See zurück. An seinem Rand saßen Dutzende Druuf und ließen die Beine ins Wasser baumeln.
Rundum standen Druuf traubenweise zusammen, stützten sich auf hohe Stehtische oder lagen auf zerbrechlich anmutenden Pritschen, die auf Haltestangen über den Köpfen der Menge thronten. Wahrscheinlich herrschte reges Stimmengemurmel in der Halle, doch es gab für die Druuf keinen Grund, Translatoren zu benutzen, die ihre Gespräche auf für Terraner hörbare Frequenzen übertrugen. So lastete für Rhodans Ohren eine geradezu unheimliche Stille in der Halle, vom Platschen des zurückstürzenden Wassers abgesehen.
»Wie viele von euch leben hier?«, fragte Wiesel.
Zyw Pok wandte sich dem kleinen Gauner zu. Das Loch in seinem Schädel, wo eines der Facettenaugen fehlte, schien Rhodan anzustarren. »Diese Intropole beherbergt mehr als 30.000 Einwohner.«
»30.000?« Bei seinem Aufenthalt mit Farashuu in Leyden City hatte Rhodan die Wohngebiete der Druuf aus der Ferne gesehen - zusammengedrängte Flachbauten, über denen riesige eiförmige Wachstationen ihre Runden drehten. Er hatte nur eine ungefähre Größenvorstellung, aber 30.000 Bewohner in einer einzigen Intropole konnte er sich kaum vorstellen. »Wie könnt ihr ...«
»Es ist eng«, sagte der Meister. »Aber wir haben uns daran gewöhnt.«
»Warum verlasst ihr die Intropole nicht über das Trans-mittersystem?«
»Dies ist unsere Heimat. Es ist das, was uns von dem Einen Alles geblieben ist. Ihr den Rücken zu kehren, käme dem endgültigen Sieg des Roten Imperiums gleich und würde den letzten Rest der Kontinuität zerstören. Auch wenn wir schwach sind, leben wir immer noch auf unserer Heimatwelt. Leider sehen wir sie niemals.«
Wiesel wich zwei Druuf in schwarzen Kleidungsstücken aus, die auf die kleine Gruppe zukamen und offenbar so in ein Gespräch vertieft waren, dass sie ihn nicht bemerkten. »Ihr könnt sie nicht sehen? Wie das? Die Intropolen liegen doch mitten in Leyden City. Wenn ihr...«
»Wir sind von einem Energieschirm umschlossen, der nur den Blick von außen nach innen ermöglicht. Umgekehrt ist es uns hingegen seit vielen Generationen nicht gestattet. Wir erblicken nicht die Stadt, nicht den Himmel, nicht unsere geliebte Sonnen - nur undurchdringliche Schwärze. Deswegen verlassen wir unsere Häuser eigentlich nur, um zur Oase der Kontinuität zu gelangen. Hier spielt sich unser Leben ab. Der zentrale See erinnert uns an Bramor, das große Meer, das uns einst die Schnittstelle zum Allesrot bot. Dort entstand unsere Kultur, dort siedelten über Jahrzehntausende unsere Vorfahren und blickten zum Himmel auf.«
»Draußen herrscht also sozusagen immer Nacht?«
»Tiefste, dunkelste, schwärzeste Nacht. Nicht einmal die Sterne sehen wir. Es ist ein Symbol für unsere Existenz, die einst eine bessere war.«
Rhodan fragte sich, welche Folgen dieses Leben für die Psyche der Druuf nach sich zog. Sie waren in diese Nacht geboren worden, genau wie ihre Vorfahren seit vielen Generationen. Sie kannten nur das Kunstlicht in ihren Häusern.
»Ich verstehe, warum ihr nicht über die Transmitter flieht«, suchte er nach einem Argument, »aber habt ihr nie versucht auszubrechen? Eure Welt zurückerobern, das könnt ihr sicher nicht, aber man könnte doch etwas versuchen. Es gibt doch immer Wege! Der Energieschirm kann doch nicht undurchdringlich sein. Ihr seid so viele - 30.000! Denkt an die Erzbischöfin Suleima Laurentia. Sie kam allein von draußen und hat die Intropole wieder verlassen. Es muss also einen Weg geben.«
General Goyl Pok ging in Richtung des Sees, in dessen Mitte unablässig die Wasserfontäne sprudelte. »Bräche mein Volk aus, wäre es dem Tod geweiht. Du hast Leyden City gesehen - also kennst du die Ovularien, die über den Intropolen patrouillieren. Mit den Grundlieferungen von Lebensmitteln erhalten wir regelmäßig die aktuellen Truppenstärken. Wir wissen genau, wie viele Soldaten nur darauf hoffen, einen Aufstand niederschlagen zu können. Sie werden
Weitere Kostenlose Bücher