PR Rotes Imperium 02 - Requiem für Druufon
gebogenes Skalpell in der Hand hielt. Zumindest sagte Rhodans Erfahrung, dass es sich um einen Mediker handeln musste. Er trug einen roten Kittel, auf dem sich grüne Flecken abzeichneten. Zweifellos Blutspritzer des Patienten.
»Macht Platz!«, sagte einer der Druuf. Rhodan erkannte Aunpaun nur an ihrem Umhang und dem breiten Gürtel. »Unser Ehrengast ist gekommen.«
Die Druuf, die Rhodan und Wiesel um mindestens einen Meter überragten, bildeten eine schmale Gasse. So erhielt Rhodan erstmals freien Blick auf das Geschehen auf dem Schaumbild.
Der grünhäutige Patient war festgeschnallt. Dicke Riemen schnürten die drei Arme und die Beine an die Pritsche; eine metallene Vorrichtung fixierte den Kopf.
»Sieh genau hin!«, sagte Perkunos. »Es ist ein Dengko, der wegen einer Zellwucherung im Brustkorb nicht mehr für die Sklavenarbeit in den Minen taugt. Er wird medizinisch versorgt.«
»Mit einem Skalpell? Gibt es keine moderneren...«
»Sieh einfach hin!«
Rhodan presste die Lippen aufeinander.
Der Mediziner setzte das Skalpell an, ritzte die Haut am Brustkorb, schnitt zentimetertief hinein. Erst kam kein Blut, dann quoll es in einem dicken Schwall aus der Wunde.
Der Patient bäumte sich auf, riss den Mund auf und schrie.
»Was ist...«, fragte Wiesel.
Rhodan umfasste den Arm seines Freundes und drückte fest zu: Sei still! Das schien wirklich wichtig zu sein.
Der Mediker griff nach einer Flasche und spritzte eine Flüssigkeit auf die Wunde. Schon nach Sekunden floss kein Blut mehr nach. Ein Würgen und Ächzen drang aus dem breiten Mund des Patienten. Die Augen weiteten sich, der Kopf schlug immer wieder gegen die Seiten des Metallgestells.
»Hier ist die Wucherung.« Die Stimme des Medikers klang gelassen, als präsentiere er eine nüchterne Darstellung. Dann setzte er das Skalpell wieder an und weitete den Schnitt. Noch immer kam kaum Blut.
Das Schaumbild zoomte näher, zeigte nur noch die Wunde, die inzwischen weit auseinanderklaffte. Zwischen Fleisch und Knochen pulsierte ein bizarres Gewächs, das von weißlich schwammiger Haut umgeben war. Das Skalpell senkte sich riesenhaft darauf und stach hinein. Ein eitriger Schwall ergoss sich.
Rhodan wandte sich ab. »Ich habe genug gesehen.«
»Schon?«, fragte Perkunos. »Die Operation ohne Narkose ist auf Depura Dengko durchaus üblich. Natürlich nur bei den Dengko. Die terranischen Machthaber wählen den Weg ins Wohlfühlzentrum, wo sie nach allen Regeln der Kunst versorgt werden. Plasmawürmer können solche Wucherungen meist in Sekunden entfernen. Diese Wucherungen entstehen oft, wenn man der Strahlung der Sonne lange ausgesetzt ist, die sich seit einem fehlgegangenen Experiment im Hyperspektrum leicht verändert hat.«
Aus der Richtung des Schaumbildes drang ein bestialischer Schrei.
»Warum sehen die Druuf es sich an?«, fragte Wiesel.
Aunpaun wandte sich ihm zu. »Wir lernen unsere Feinde kennen. Nur wenn wir wissen, wie das Rote Imperium funktioniert und wie es die biozivilisatorische Kontinuität des Universums zerstört, können wir die Feinde wirksam bekämpfen. Mit dieser Operation zeigen die Terraner, wozu sie fähig sind.«
Aufklärung über den Feind, dachte Rhodan. Zeigen, wozu die Nemesis fähig ist. Er kannte diese Methoden. Sie waren notwendig in Kriegszeiten. Er straffte seinen Körper. »Woher hast du diese Aufzeichnungen, Finan? Wie seid ihr daran gekommen?« Die letzte Frage traute er sich nicht zu stellen, er dachte sie nur: Und warum zeigst du uns das wirklich?
Noch immer regte sich in Perkunos' Gesicht kein Muskel. Die Augen des Anjumisten blickten ins Nichts. »Das ist leichter, als du denkst. Man muss nur die richtige Frequenz finden. Diese Bilder werden in die Truppenquartiere und Kriegsschiffe des Imperiums gesendet.«
Wiesel würgte, hob die Hand an den Mund. Der Atem des schmächtigen Gauners ging hastig. »Soll das heißen, das ist...«
Der Genus nickte. »Unterhaltungsprogramm für die gelangweilten Truppen der Generalin Ifama.«
Aus der Vorgeschichte des Roten Imperiums
Das Jahr 4 der Innerzeit
Als Bavo Velines den Raum betrat, weinte die Tochter der Patientin verzweifelt.
Die alte Rigato Tramur stand an der Schwelle des Todes. Ihre Gesichtshaut und vor allem die Augäpfel waren gelblich verfärbt. Bavo hatte sich genau informiert. Obwohl das Blut der Erkrankten nicht in Mitleidenschaft gezogen wurde, führte das Sures-Syndrom zu einem schmerzhaften Ende. Man konnte allenfalls die Symptome lindern, nicht
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