PR Rotes Imperium 02 - Requiem für Druufon
und ein blau blinkendes Licht zeigte ihre Position im Schiff. »Ich hätte geschworen, das ist aufgemalt.«
»Wenn du im Unbekannten bist«, sagte Rhodan, »trau nie dem, was du zu sehen glaubst.«
Aunpaun ging weiter. »Ihr werdet solche Hilfe nicht benötigen. Es wird euch stets jemand begleiten und an eurer Seite sein.«
»Jemand?«
»Ich«, sagte sie.
»Du bist also unser persönlicher Wonneengel«, sagte Wiesel in einem anzüglichen Tonfall.
Aunpaun hob die Hände vors Gesicht; dabei spannten sich die Muskeln ihrer Arme, und zum ersten Mal zeigte sich, dass sie zwar dürr, aber gewiss nicht schwächlich war. »Das Alles Insgesamt Gemeinsam mag die Begriffe der Terraner nicht.« Sie schwieg einen Augenblick. »Na ja«, ergänzte sie dann.
Sie gingen weiter und näherten sich einem kleinen Robot, der inaktiv in einer Seitennische stand. Oder war es ein Tier? Rhodan blieb stehen und sah sich das kantige Ding an. Aus der Nähe waren strähnige Haare zu erkennen, sodass der Gesamteindruck einer Katze ähnelte, wie sie ein Kleinkind zeichnen mochte, mit eckigen Gliedern und viel zu langem Schwanz.
In Höhe der Brust öffnete sich unvermittelt ein rosa irisierendes, viel zu großes Auge, das sie starr anglotzte. Seitlich über dem Auge klafften die borstigen Haare auseinander, und eine muskulöse Zunge rollte sich auf, die weit übers Gesicht hing.
Aunpaun bückte sich, sagte aber nichts - zumindest gab der Translator nichts wieder - und strich mit der Hand über die Zunge. »Die Gasiren sollte man nicht stören. Sie bringen Glück, solange sie zufrieden sind.«
Wiesel warf Rhodan einen vielsagenden Blick zu. Rhodan war nur froh, dass sein Partner keine bissige Bemerkung von sich gab.
»Der Gasir bewacht den Eingang in euer Quartier. Behandelt ihn also gut.«
»Und worüber freut sich das possierliche Wesen?«, fragte Wiesel.
»Streichelt seine Zunge, wenn er sie zeigt.« Aunpaun legte die Hand flach auf die Wand. Es zischte, und in der Art einer Kamerablende öffnete sich ein Durchgang.
»Da wäre ich glatt vorbeigelaufen«, meinte Wiesel.
»Deshalb habe ich euch geführt«, antwortete die junge Druuf todernst.
Wiesel stand hinter einem kantigen Stuhl und trommelte mit den Fingern einen hektischen Rhythmus auf der breiten Lehne, deren leuchtend blaue Farbe sich wohltuend vom allgegenwärtigen Braun der Wände und der Decke abhob. Der Boden war weich und nachgiebig wie ein Grasteppich und schillerte in sanftem Grün. An die eigenwillige Farbgebung musste man sich erst gewöhnen; wahrscheinlich war die visuelle Wahrnehmung der hiesigen Völker durch das ständige Rot des Alls völlig anders ausgeprägt als bei den Intelligenzen im Einstein-Universum.
Außer zwei dieser metallenen Stühle und in den Boden eingelassener Schlafmulden war das Quartier vollkommen leer.
»Sieht unbequem aus«, meinte Wiesel. Seine Finger tasteten über die Lehne, als suchten sie nach einer Möglichkeit, sich zu verstecken.
»Die Stühle oder die Betten?«
»Beides. Ein Blumenstrauß wäre ganz nett gewesen.«
Rhodan setzte sich. Es war genau, wie er erwartet hatte; zu oft hatte er schon Ähnliches erlebt. »Der Stuhl ist weitaus bequemer, als er aussieht. Kabinen in Raumschiffen, die zur Aufnahme von Gästen aus fremden Völkern dienen, sind im Allgemeinen mit veränderlichen ...«
»Schon gut, Herr Dozent!« Wiesel ließ sich ebenfalls nieder. Er gab einen überraschten Laut von sich, wohl genau in dem Moment, als der Stuhl begann, sich seinen Konturen anzupassen, und atmete tief durch.
In Rhodans Rücken bliesen sich noch immer kleine Luftkissen auf und sorgten für eine optimale Stützfunktion. »Etwas wärmer«, sagte er aufs Geratewohl - und spürte, wie sich die Temperatur der Lehne von den Schultern abwärts leicht erhöhte.
Wiesel zeigte ein spöttisches Grinsen. »Schön und gut, wir haben also bequeme Stühle zu unserer Verfügung. Toll. Vielleicht sind sogar diese Betten ganz wunderbar. Ein Pluspunkt. Der einzige. Aber ich sage dir etwas, Perry, weil ich vermute, dass du nicht in der Lage bist, selbst so weit zu denken.«
»Da bin ich aber gespannt«, sagte Rhodan gereizt.
»Meinen Plan kennst du. Diese Grenzwelt interessiert mich, auch wenn sich Perkunos in düsteren Andeutungen ergeht. Das hängt mir übrigens zum Hals raus, aber egal. So schlimm wird es schon nicht sein. Für mich ist ein Leben auf einer chaotischen Welt genau das Richtige. Wo viel Schatten ist, gibt es schließlich viele Gelegenheiten
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