PR Rotes Imperium 02 - Requiem für Druufon
all den anderen, die du von dir gestoßen hast. Aber ich habe eine Verantwortung übernommen, der ich mich nicht entziehen kann.«
Ein Gedanke durchraste Bavo, dessen Intensität ihn überraschte. Ich werde dich töten, Vater. War es das. was Salesch unter seiner Verantwortung verstand?
»Es gibt einen anderen Grund, warum ich zu dir gekommen bin«, sagte der Prophet. »Die Druuf wünschen, dass ich als erster Terraner mit ihnen zu unserer neuen Kolonialwelt fliege. Du hast mir erzählt, wie du einst auf Kopernikus gelandet bist, auf dem Kristallberg. Du hast solche Erfahrungen bereits gesammelt; ich jedoch mag solche offiziellen Auftritte nicht. Meine Arbeit als Botschafter ist schwer genug, doch dieser Auftritt wird die Aufmerksamkeit von Vielen auf sich ziehen, nicht zuletzt der Medien.«
»Ich soll dich begleiten?«
»Ich bitte darum ... Vater.«
Es war wie damals: Bavo erinnerte sich zu gut an diesen Tag vor vielen hundert Jahren. Sie flogen zu dritt in einem winzigen Gleiter. Zwei Terraner teilten sich den Sitz des Kopiloten. Nur ein Druuf begleitete sie auf die neue Welt der Menschen: die schwarze Gesichtshaut spannte sich wie trockenes Leder, der kleine dreieckige Mund seitlich neben den Facettenaugenpaaren stand halb offen.
Wie hatte ihr Führer damals noch geheißen? Sosehr Bavo auch nachdachte, der Name wollte ihm nicht einlallen. Salu? Iljana Salu?
»Wir werden bald in die unteren Atmosphäreschichten eindringen«, sagte der Druuf. Sein Name war so unbedeutend, dass Bavo erst gar nicht versuchte, ihn sich zu merken. Im Laufe seiner Existenz hatte er unendlich viele Namen gehört.
Viel mehr interessierte ihn der Planet, der sich aus dem All als überwiegend blaue Kugel präsentiert hatte. Die Druuf nannten ihn Xoi, und es war die dritte Welt eines Zehn-Planeten-Systems, die von sechs Trabanten umkreist wurde, von denen einer wiederum selbst über einen Mond verfügte.
Sie rasten durch eine dichte Wolkendecke. Das weiße Wallen schien um den Gleiter zu gelieren. Ein Energiefeld lag wie eine zweite Haut um die Außenhülle; daran bildeten sich immer wieder kleine Eiskristalle, die binnen Sekunden zerschmolzen und als Dampf davontrieben. Woher diese Wechselwirkung rührte, war Bavo unklar.
Sekunden später bot sich ein atemberaubender Blick auf ein scheinbar unendliches Meer. Gewaltige Wellen rasten über den Ozean, dessen Wasser grünblau schillerte. Das Licht der roten Sonne brach sich milliardenfach und zauberte Lichtprismen, die den Horizont von einem Ende zum anderen überzogen.
Der Gleiter flog nur wenige Meter über der Wasseroberfläche. Wenn Bavo zum Fenster hinausschaute, erkannte er schlanke, dunkle Wesen, die sich wie geschmeidige Schlangen durch den Ozean bewegten.
»Wir nennen Xoi die Welt der versunkenen Ebenen«, erläuterte der Druuf. »Sie ist eine Welt der unaufhörlichen Wandel, die sich der Kontinuität sträubt. Deshalb halten wir uns von ihr fern. Für ein unstetes Volk wie das eure mag sie das Richtige sein, und so soll sie zu eurer Heimat werden.«
Im vorderen Sichtfenster erschien eine Insel, zunächst nur ein handtellergroßer Fleck inmitten der Fluten. Bald füllte ein mit blauem Gestein bedeckter Strand das gesamte Panorama: dahinter erhoben sich schroffe Felsen, zwischen denen gigantische Schachtelhalme wuchsen.
»Diese Insel misst einige tausend Quadratkilometer und ist die größte des gesamten Planeten. Früher gab es Kontinentalplatten, doch der Ozean überspülte sie.«
»Wie viele Inseln eignen sich zur Besiedlung?«, fragte Salesch.
»Hundert, vielleicht tausend. Das Alles Insgesamt Gemeinsam hat diesen Planeten nie genau vermessen. Nun übergeben wir ihn an euch. Ihr werdet sicher herausfinden, was gut für euch ist.«
Das Druuf-Beiboot landete auf dem blauen Strand. Sie stiegen aus: die Luft roch leicht und frisch. Unter ihren Füßen knisterten die Steine. Einige achtbeinige Tiere huschten davon, und zwischen den Halmen sah Bavo einige braune Wesen verschwinden.
Er erinnerte sich daran, wie Mauro Quinn auf dem Kristallberg gestürzt war. Dieses Mal kam es zu keinem vergleichbaren Zwischenfall.
Bavo bat den Druuf. einige Momente mit seinem Sohn allein sein zu dürfen. Sie gingen über die vom Wasser glatt gewaschenen Steine, nachdenklich und anfangs schweigend. Er blickte auf den Ozean hinaus. War das eine neue Zukunft für die Menschheit im Roten Universum? »Was siehst du auf dieser Welt?«
»Du fragst den Propheten?«
Bavo nickte.
»Hier werde
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