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PR Rotes Imperium 02 - Requiem für Druufon

PR Rotes Imperium 02 - Requiem für Druufon

Titel: PR Rotes Imperium 02 - Requiem für Druufon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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Prophet. Bavo, der originale Bavo, hatte ihn vor dreißig Jahren mit Siri gezeugt. »Du redest über die Zukunft, als stünde sie fest.«
    »Du weißt, dass ich sie sehe«, sagte der Prophet. »Ob du daran glaubst oder nicht, ändert nichts daran, dass die Zukunft tatsächlich festgeschrieben steht.«
    »Niemand sieht die Zukunft.«
    »Die Zeit ist im Fluss, Vater, und dieser Fluss windet sich. Mal fließt er schneller, mal langsamer, und er durchdringt die Universen. Ich kann nach den Krümmungen greifen und das Wasser durchschwimmen. Was ich an anderen Stellen sehe, das geschah, geschieht oder wird geschehen. Es gibt keinen Unterschied. Nichts und niemand kann daran etwas ändern.«
    »Du redest wie ein Druuf, wenn er über die Kontinuität spricht«, sagte Bavo.
    Über ihnen kreischte ein Vogel, und vor den Toren der Totenstadt, vom Kristalldach des Verkrüppelten, erklang ein Schuss, gefolgt von leisem, kaum zu erahnendem Jubel.
    »Ich biete euch ein gutes Leben«, sagte Bavo. »Ihr seid nicht geschaffen für die Welt dort draußen. Eure Zivilisation ist etwas Einmaliges.«
    »Unsere Zivilisation? Oder die deine? Wir existieren in einer toten Stadt. Wir sind die Ausrangierten, die Kinder der Falschen und Toten.«
    »Aber ihr lebt. Ich habe euch geschaffen, und ohne mich würdet ihr nicht existieren.«
    Sein Sohn löste den Reif, den er um die Stirn trug. Vertrocknete Pflanzen und Kräuter waren darum gewunden und verströmten einen herben, betäubenden Duft. »Bald wirst du andere an deiner Seite haben, die sind wie du. Die Seelenhalle wird nicht länger leer stehen.«
    Bavo glaubte zu versteinern. »Wovon redest du?«
    »Die Hallen der Seelen werden gefüllt mit denen, auf die du schon so lange wartest. Und danach wird eine dunkle Zeit beginnen, in der du das einzige Licht bist.«
    Die Hallen der Seelen - zweifellos meinte der Prophet die Filiationskammern. Bedeutete dies, dass Salesch tatsächlich in die Zukunft sah? Dass er nicht nur fantasierte, weil sein Geist bei der Filiation Schaden genommen hatte? Salesch sprach von einer glorreichen Zukunft für Bavo. Diese Zeit würde kommen, das wusste er genau, eine Zeit, in der er das Licht war, das alle anderen überstrahlte.
    »Was bist du?« Bavo zog einen Analysator aus der Tasche.
    Salesch lachte und ging einige Schritte zu einer Sitzbank vor dem Haus des Mädchens. Die Bank war aus Holz geschnitzt und bot gerade Platz für zwei Personen. »Nutz deine Technik, wenn du darauf vertraust.«
    Bavo setzte sich ebenfalls: die Lehne drückte unangenehm im Rücken. Er stellte die Messskala auf den hyperphysikalischen Bereich. Sollte sein Sohn etwa auf ganz besondere Weise psi-begabt sein und tatsächlich durch die Zeit sehen können?
    »Nun. Vater? Weist mich deine Maschine als einen Mutanten aus? Denkst du darüber nach, ob ich über die Gabe der Zeitschau verfüge oder eine chronotope Absonderlichkeit aufweise? Womöglich kann ich dank einzigartiger mathematischer Fähigkeilen aus Millionen Möglichkeiten genau diejenige extrapolieren, die die größte Wahrscheinlichkeit aufweist, weil ich den Atem Gottes spüre? Du kannst es als Wunder akzeptieren oder eine wissenschaftliche Erklärung suchen, das bleibt allein dir überlassen. Doch eins. Vater, sollst du wissen - was ich sage, trifft ein. Schau, was meine Hände gezeichnet haben, heute Nacht, während ich schlief.«
    Salesch griff in eine Tasche, die in das Schulterteil seines einteiligen blauen Anzugs eingelassen war. Ihr entnahm er ein strahlend weißes, mehrfach zusammengefaltetes Stück Papier und hielt es Bavo hin. Dieser zögerte.
    »Nimm es. Vater! Es zeigt einen Teil der Zukunft.«
    Bavo faltete das Blatt auseinander. Mit schwarzem Stift war eine Szenerie darauf skizziert, die er sofort erkannte. Drei Glaskuben, die am vorderen Ende röhrenförmig zuliefen, standen nebeneinander. Dies waren die Filiations-kammern.
    »Sieh in die Seelenhallen!«, forderte sein Sohn.
    Velines hob das Blatt näher an seine Augen, um die Details erkennen zu können. Alle Filiationskammern waren belegt. In der mittleren befand er sich selbst - sein Gesicht war mit wenigen Strichen markant skizziert.
    Rechts von ihm lag ein Mann in der Kammer, von dem nur zu erkennen war. dass es sich um einen Design-Terraner handelte, wie es sie inzwischen zu Zehntausenden gab. Seine Beine waren ungleich lang, und auf seinem Leib sträubten sich die typischen Federhaare.
    »Wer ist es?«, fragte Bavo.
    »Warum sollte ich es dir sagen, wenn du

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