PR Rotes Imperium 02 - Requiem für Druufon
ich dich eines Tages töten. Vater.«
Zum ersten Mal in seinem Leben hielt Bavo Velines eine Konferenz mit sich selbst ab.
Vor vier Stunden war er aus dem kryogenischen Schlaf erwacht, und nun versammelten sich alle aktiven Filiaten vor der Kammer, in der sie entstanden waren.
»Das Risiko ist zu hoch«, mahnte der Hauptfiliat.
Ein zweiter, der nur selten nach Leyden City kam und meist irgendwo in den politischen Regionalkonferenzen von Neu-Kopernikus unterwegs war. widersprach. »Saleschs Fähigkeit ist unbezahlbar. Wir dürfen ihn nicht töten, ganz im Gegenteil. Ich sage, er soll einen Platz in einer der freien Filiationskammern finden. Seine Gabe muss für die Ewigkeit konserviert werden.«
Die dritte und derzeit letzte Seelenabspaltung jenseits der Grenzen der Nekropolis brachte es auf den Punkt. »Die Drohung, unser Original zu töten, ist allerdings zu schwerwiegend. Die Gefahr für unser Leben lässt uns keine Wahl.«
Damit war die Entscheidung gefallen. Es war nicht nötig, noch länger zu warten.
Kurz darauf blickte Salesch seinem Vater in die Augen.
Dieser hielt die Mündung eines Strahlers an die Stirn seines Sohnes und drückte ab. Das letzte Wort des Sterbenden ging ihm danach nie wieder aus dem Sinn, und er fragte sich Tausende Male, was es zu bedeuten hatte.
»Danke.«
Das Jahr 937 der Innerzeit
Die Zielperson lebte auf Xoi, der blühenden Inselwelt.
Diesen Beinamen propagierten die dortigen Siedler, doch er vermochte nach wie vor nicht die alte druufsche Bezeichnung zu verbannen: die Welt der Versunkenen Ebenen. Dutzende Wissenschaftler-Teams hatten vor etwas mehr als zweihundert Jahren, ehe die Erstbesiedlung begann, die seismische Aktivität des Planeten untersucht und ein erfreuliches Urteil gefällt. Die letzte größere tek-tonische Instabilität lag bereits Jahrhunderte zurück, und für die nächsten Jahrtausende war keine Gefahr zu befürchten.
Bavo hatte Xoi schon seit einer Ewigkeit nicht mehr aufgesucht - seit vier Filiatenleben, wenn er sich nicht täuschte. Doch nun, einige Wochen nach der Erschaffung einer neuen Seelenabspaltung - es hatte dieses Mal fünf Versuche gekostet und eine Totgeburt gefordert -. gab es einen guten Grund dafür. Er musste den jüngsten Spross des Patollo-Geschlechts aufsuchen.
Schon nahezu ein Jahrtausend lang verfolgte Bavo das Leben und die Entwicklung jener Familie, in deren Ursprung er verwickelt gewesen war.
Isaih, der erste Patollo und erste Design-Terraner, hatte als Baby durch einen Zufall dafür gesorgt, dass Bavo die Grundform der heutigen Transpathein-Symbionten entdeckt hatte.
Isaihs Sohn war Uria gewesen, ein fähiger Wissenschaftler, dessen Tochter Grillja den Grundstock für die Entwicklung der Ouantroniken legte.
Jede Generation hatte mindestens einen Patollo hervorgebracht, der Erstaunliches leistete. Bavo schrieb es der implantierten Druuf-DNA zu, die Mauro Quinn damals ins Genom seines Sprösslings einband, um die Anpassung an die kosmische Hintergrundstrahlung des Roten Universum zu optimieren.
Bavo verlor sich in den Gedanken an die Zeit, als er noch in voller Aufbruchsstimmung gewesen war und nicht geahnt hatte, dass nach den spektakulären ersten Erfolgen Jahrhunderte der Stagnation folgen würden.
Irgendwann schreckte er aus seinen Gedanken auf.
Eine wohlmodulierte quantronische Kunststimme las schon seit Stunden den Roman vor, in dem Jora Patollo, der siebte dieses Namens, die fiktive Ursprungswelt der Druuf schilderte, die ein Kosmokrat aus dem Staub eines Chaotenders gebildet haben sollte. Seit Generationen gehörte dieser pseudohistorische Roman, der ernsthafte kosmologische Theorien mit überbordender Fantasie mischte, zu den beliebtesten Werken neu-kopernikanischer Dichtkunst.
Bavo allerdings konnte den verworrenen Handlungsfäden nicht folgen, die bis ins sterbende Universum Tarkan und die Historie des Herrn des Siebten Tages reichten, der sich zur Materiesenke HEPTAMER entwickelte. Denn er fragte sich unablässig, ob Jaakko Patollo, derzeit der einzige lebende Nachfahr der Familie, tatsächlich ein so brillanter Wissenschaftler war, wie sein Ruf vermuten ließ.
Jaakkos Arbeit über die Vermischung von Biomaterie mit metallurgischen Elementen hatte auf beiden terranischen Welten Aufsehen erregt - und in Bavo Erinnerungen daran geweckt, dass seine eigenen Forschungen auf diesem Gebiet vor langer Zeit, kurz nach Mauro Quinns Tod, im Sande verlaufen waren. Deshalb hatte er das Projekt der Velines-Armierung
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