PR Rotes Imperium 02 - Requiem für Druufon
ohnehin nicht glaubst, dass es Realität werden wird?«
Die Zeichnung deutete die Person in der dritten Kammer nur an. Grobe Linien skizzierten eine humanoide Gestalt ohne erkennbare Gesichtszüge. Nur eins stand lest, der Körperbau machte es überdeutlich: Es war eine Frau.
»So wird es kommen«, sagte der Prophet. »Außer wenn das andere Realität gewinnt, das ich gesehen habe.«
»Und das wäre?«
Eine Hand legte sich auf die seine, strich in einer intimen, allzu vertrauten Geste darüber. »Ich werde dich töten, Vater.«
Auf dem Rückweg saß Bavo Velines. das Original, persönlich auf dem Pilotensitz. Der Haupt-Filiat war in der Nekropolis zurückgeblieben, wie es ihm bestimmt war, und doch begleitete ihn zum ersten Mal ein Gast auf dem Rückweg. Salesch verließ die Totenstadt, als erster ihrer Einwohner überhaupt. Seine Rolle in Bavos Plänen konnte aufgrund seiner Psi-Begabung von allergrößter Bedeutung sein: es wäre ein zu großer Leichtsinn gewesen, ihn zurückzulassen.
„Ich bin krank. Vater«, tönte es plötzlich aus dem Neben.sitz.
Du .....
»Mutter vermutet, dass es mit der Gehirnregion zu tun hat, die mir die Fähigkeit verleiht, den Fluss der Zeit zu durchschwimmen.«
Bavo schloss die Augen. Die automatische Steuerung benötigte seine Hilfe nicht, um den Gleiter sicher ans Ziel zu bringen. »Wirst du sterben?«
»Irgendwann ... mir steht der Sinn nicht nach der Unsterblichkeit, der du nachjagst.«
»Ich jage ihr nicht nach. Ich habe sie schon längst gefunden. Deine Krankheit, Salesch, wie wirkt sie sich aus?«
Salesch schaute aus dem Fenster. Felder voller grüner Ähren wogten unter ihnen, unterbrochen von den silbernen Silhouetten klobiger Ernteroboter. Gleiter flogen hinter den Robots und hoben das Korn in ätherisch leuchtenden Antigrav-Energiefeldern.
»Dies ist also die Welt, die unsere Heimat umgibt«, sagte der Prophet. »Interessant ... Du hast nach meiner Krankheit gefragt. Sie wird mir ein langes Leben lassen. Mich stören nur diese Schmerzen, die ständig in mir wüten. Erinnerst du dich an den verkrüppelten Filiaten. der vor der Stadt haust?«
»Ich muss mich nicht an ihn erinnern, denn ich spüre ihn in jeder Sekunde, wenn ich in der Kammer liege. Er ist ein Teil von mir.«
»Sein Makel ist äußerlich - meiner innerlich. Meine Organe sind teilperforiert, als habe man sie mit Nadeln durchstochen.«
Sie flogen schweigend weiter. Vor ihnen schälten sich die ersten Gebäude von Kopernikus-City aus dem dunstigen Nebelschleier, der die Stadt in dieser Jahreszeit jeden Abend umgab. Bis zu Bavos fliegendem Kugelgebäude, das einst Mauro Quinn gehört hatte, würde es nur noch wenige Minuten dauern. Niemand ahnte, welches Geheimnis Bavo in dem Gebäude hütete, das offiziell eine Forschungseinrichtung war. Das Zentrum mit den Filiationskammern hatte jedoch seit Jahrhunderten niemand mehr betreten, der nicht von Bavo persönlich dorthin geführt worden war.
Als die Lichter der Stadt unter ihnen auftauchten, überwand sich Bavo, die alles entscheidende Frage zu stellen. »Wie hast du das gemeint, als du angekündigt hast, du würdest mich töten?«
»Was gibt es daran nicht zu verstehen? Willst du etwa Details wissen? Mit welcher Waffe es geschehen wird, kann ich dir nicht sagen.«
»Vielleicht bist du gezwungen, einen der Filiale auszuschalten, der einen Defekt...«
»Dich, Vater«, unterbrach Salesch. »Ich werde dich töten. Das Original. Nicht heute, nicht morgen, aber irgendwann.«
Nicht zum ersten Mal fragte sich Bavo, ob sein Sohn ein unabwägbares Risiko darstellte. Musste er diese Todesankündigung, die ohne jede Drohung oder Feindseligkeit ausgesprochen worden war. tatsächlich ernst nehmen? War es nur die verworrene Fantasie eines Filiatenabkömmlings. dessen Verstand nicht gesund war? Oder verfügte sein Sohn tatsächlich über die Gabe, das Wesen der Zeit zu durchdringen und in die Zukunft zu schauen?
Also sollte es so sein, war er nicht gerade dann unendlich wertvoll? Wenn es zum erhofften Krieg mit den Druuf kam, der das Reich der Terraner endlich erweitern würde, könnte Saleschs Fähigkeit von entscheidender militärischer Bedeutung sein.
»Warum hast du mich mitgenommen, Vater?«
»Ich kehre in die Kammer zurück. Mein neuer Filiat ist bereits erschaffen und wird in wenigen Stunden offiziell mein Leben übernehmen. Du, mein Sohn, wirst an seiner Seite stehen und ihn beraten.«
»Wenn du deinem Schicksal auf diese Weise entkommen willst,
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