PR Rotes Imperium 02 - Requiem für Druufon
kannst du mir glauben, dass es dir nichts helfen wird. Ich sagte es dir schon. Ich werde keinen Filiaten töten, sondern dich persönlich.«
»Wir werden sehen«, sagte Bavo Velines so ruhig wie möglich. Er würde sich vorsehen und seine Ermordung ganz sicher zu verhindern wissen.
Das Jahr 726 der Innerzeit
Bavo Velines, der aktuelle Hauptfiliat, lehnte sich zufrieden im Sessel zurück.
Salesch Fahrom erwies sich als höchst erstaunliches Wesen. Seine Trefferquote als Prophet lag bei nahezu 90 Prozent. Was sein Sohn über den Verlauf von politischen Diskussionen, Wahlen und Abstimmungsergebnissen vorhersagte, traf meist zu - und das war überaus nützlich, um die Geschicke eines Staates und einer ganzen Welt zu lenken. Gesellschaftliche Entwicklungen in einigen Regionen des Planeten wurden so in eine Richtung gedrängt, die Bavo Velines eher gefiel. In den wissenschaftlichen Datenbänken von Neu-Kopernikus. die alle spezifischen Daten aus der Geschichte Terras im Einstein-Universum enthielten, gab es keine jemals gemessenen Werte der psiaktiven Frequenzen, die Saleschs Ergebnissen glichen.
Der Prophet galt inzwischen als der fähigste Diplomat der neuen Menschheit. Wenn er hinzugezogen wurde, um einen Konflikt etwa zwischen Regionen. Tarifpartnern oder religiösen Gruppierungen zu schlichten, war eine Einigung zur Zufriedenheil aller Beteiligten schon so gut wie garantiert. Selbst die verwickeltsten Streitigkeiten lösten sich irgendwann auf. als könne Salesch in die Herzen aller Parteien sehen - was in gewisser Weise den Tatsachen entsprach. Von seiner Mutantenfähigkeit war glücklicherweise nie etwas nach außen gedrungen.
Vor wenigen Stunden hatte Salesch den größten Erfolg seiner Laufbahn gefeiert: Die Druuf hatten zugestimmt, ihren terranischen Gästen eine weitere Kolonialwelt zuzugestehen. Bavo lauschte per Holo-Stream der offiziellen Ansprache von Zurak Porol. dem Oberbefehlshaber aller Streitkräfte. Dieses Amt existierte faktisch nur auf dem Papier - seit mehr als 700 Jahren gab es keinen Grund, militärisch aktiv zu werden. Die Druuf führten ein friedliches Leben und kannten seit Jahrtausenden keinen Krieg: die mittlerweile dicht bevölkerte Welt der Terraner wiederum lag mitten im kleinen Sternenreich des Alles Insgesamt Gemeinsam, das seine Gäste sicher hütete wie eine Mutter ein Neugeborenes.
Porols Augen waren silberfarben, und auch die Brauen schillerten, als bestünden sie aus Metall. Mit ihm war der erste Design-Terraner überhaupt zum militärischen Anführer des Volkes gewählt worden. »Es ist ein bedeutsamer Tag in der Geschichte unseres Volkes! Zum ersten Mal seit unserer Ankunft im Roten Universum werden wir eine zweite Welt besiedeln. Unsere Vorfahren, die einst den mutigen Schritt wagten und die Grenzen zwischen den Kosmen überschritten, wären stolz auf diesen Erfolg. Und ich bin ebenfalls stolz darauf, dass uns dies möglich wurde, ohne dass auch nur ein einziger Tropfen Blut vergossen wurde. Verantwortlich dafür sind nicht zuletzt die erstaunlichen Fähigkeiten unseres Diplomaten Salesch Fahrom. dem ich meinen ausdrücklichen Dank aussprechen möchte. Die Zeit, in der eine Expansion nur durch Kriege möglich war, gehört damit wohl endgültig der Vergangenheit an und ...«
Velines schaltete den Stream ab. Zurak Porol war ein Narr. Friedliche Expansion. Was brachte das schon? Alle 700 Jahre ergab das dann einen neuen Planeten, umgeben von schwarzen Riesenwesen mit Facettenaugen, die jederzeit zum tödlichen Schlag ausholen konnten. Lächerlich!
»Kannst du seine wohlgewählten Worte nicht mehr hören?«
Bavo zuckte zusammen und drehte sich um. »Ich habe nicht gehört, dass du eingetreten bist. Salesch.«
Sein Sohn sah müde aus. Schatten lagen unter seinen Augen, und er presste die Hände in Höhe der Nieren gegen die Seiten des Leibes. »Ich wollte dich sehen, auch wenn du nur ein Abklatsch meines Vaters bist. Die Medien jubeln mir zu wie nie zuvor. Überall werde ich verherrlicht. Ich dachte, es sei angebracht, mit dir zu feiern.«
»In der Tat hast du Großes vollbracht. Dein Erfolg konnte der erste Schritt auf dem Weg sein, der uns ...«
»Lass es! Ich habe diese Litanei oft genug gehört. Deine Pläne und Ziele interessieren mich nicht. Was ich getan habe, habe ich für die Menschheit getan, nicht für dich.«
»Deine Worte schmerzen mich.«
Salesch löste die Hände und ballte sie. »Wenn es nach meinem Willen ginge, würde ich in der Nekropolis leben, mit
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