PR Rotes Imperium 02 - Requiem für Druufon
eine gedankliche Verbindung. Er erinnerte sich an die Zeichnung, die sein Sohn Salesch, der Prophet, vor zweihundert Jahren angefertigt hatte.
Auf ihr war die zweite Filiationskammer belegt gewesen. Und es war ein Mann gewesen, der die typischen Federn eines Design-Terraners trug und dessen Beine unterschiedlich lang gewesen waren.
Bavo fragte sich, ob Salesch tatsächlich dieses Bild aus der Zukunft gesehen hatte. Oder bestand jetzt die Gefahr, dass er sich wegen des Bildes so sehr auf Patollo fixierte, dass sich eine fehlerhafte Prophezeiung von selbst zu erfüllen drohte? War Jaakko Patollo wirklich auserwählt, eine Filiationskammer zu besetzen, oder machte er sich falsche Hoffnungen und Gedanken? Diese Überlegungen führten nicht weiter - er musste nach vorne schauen!
Der Wissenschaftler reichte Bavo die Hand. »Ich freue mich, dass du die weite Reise auf dich genommen hast.« Er formulierte seine Sätze bedächtig, sie klangen ein wenig umständlich, als ob er sie vor der Aussprache auf wissenschaftliche Exaktheit überprüfen wollte. »Es wird dich nicht überraschen, dass ich im Vorfeld ein wenig recherchiert habe. Deshalb ist mir nicht entgangen, dass du mit den Druuf in Verhandlungen stehst, einen der Monde ihrer Heimatwelt als Standpunkt für das geplante Experiment nutzen zu dürfen. Ich habe mit dem dortigen Wissenschaftsrat Kontakt aufgenommen. Der Rat hat Moiwoa geschickt, um an unserem Gespräch teilzunehmen. Moiwoa ist Spezialistin auf dem Gebiet der Molekülformung.«
Die dicke Druuf aus dem Shuttle stellte sich neben Bavo. »Ich bin erfreut, für das Alles Insgesamt Gemeinsam sprechen zu dürfen.«
Hättest du dich nicht im Beiboot zu erkennen geben können?, dachte Bavo. Moiwoa hatte zweifellos gewusst, wer neben ihr saß - ihr Blick war eindeutig gewesen. Trotz seines kurzfristigen Ärgers murmelte er eine belanglose Höflichkeit; schließlich war er der Bittsteller und musste die Druuf bei Laune halten.
»Ich führe euch.« Patollo setzte sich humpelnd in Bewegung. Das kürzere Bein tastete bei jedem Schritt unstet hin und her, als wolle jaakko sondieren, ob ein fester Halt überhaupt möglich sei.
Sie bestiegen eine kleine Schwebeplattform. Die Sitzgelegenheiten lagen so eng beieinander, dass Bavo den Koffer erneut zwischen seine Beine stellen und zu allem Überfluss so nahe bei der Druuf sitzen musste, dass er ihrem penetranten Körpergeruch nicht ausweichen konnte. Nun erst fiel ihm auf, dass Moiwoa ohne Gepäck reiste.
Die Plattform erhob sich. Ein durchsichtiger Energieschirm zum Schutz vor dem Fahrtwind entstand in einer flirrenden Entladung.
Jaakko steuerte einige Meter aufs offene Meer hinaus, zog die Plattform dann in eine enge Kurve und raste über den Wellen dahin. Aus diesem Blickwinkel schimmerte das Wasser rot, unterbrochen von gelegentlichen grünen Flächen. Einmal darauf aufmerksam geworden, fixierte Bavo eine dieser Inseln und stellte fest, dass es sich um schwimmende Algenteppiche handelte, auf denen vierbeinige Tiere tollten. Ehe er aber einen genaueren Eindruck gewinnen konnte, waren sie schon wieder zu weit entfernt.
»Mein Haus steht am anderen Ende der Insel«, sagte der Wissenschaftler. »Wir werden dennoch nicht lange unterwegs sein. Ich habe diese Plattform selbst entwickelt, sie erreicht beachtliche Geschwindigkeiten auf Strecken von weniger als tausend Kilometern. Nur im Dauereinsatz muss ich die Leistung ein wenig zügeln.«
Solche Details interessierten Bavo nicht im Geringsten; er wollte nach vorne schauen und sich um die dringenden Probleme kümmern. Aber er nickte beifällig, als handle es sich um ein wichtiges Thema.
Die Wellen rauschten; hin und wieder drang es wie ein Donner schlag zu ihnen, wenn ein besonders gewaltiger Brecher mit einem anderen kollidierte. Dann wurden die Wassermassen sogar so hoch geschleudert, dass sie am Energieschirm verdampften.
Am Horizont glaubte Bavo die Silhouette einer weiteren Insel zu erkennen, über der ein Gewitter tobte. Wenigstens das war ihnen auf Xoi-IV erspart geblieben.
Ob Jaakko Patollo tatsächlich derjenige war, der für einen Platz in der Filiationskammer auserwählt war? Es gab Momente, in denen Bavo seinen Entschluss bereute, den Propheten Salesch ermordet zu haben. Dessen Tod hinterließ eine Reihe von Fragen, auf die es nie eine Antwort geben würde. Wie gerne hätte er Salesch über Jaakko befragt oder im Gespräch mit ihm selbst herausgefunden, weshalb er sich im Moment seines Todes bei ihm
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